SELM / WALTROP Am 14. Juni 2000 wurden die Polizeibeamten Thomas Goretzky, Yvonne Hachtkemper und Larisch von Woitowitz von einem 31-jährigen gebürtigen Borker erschossen. Am Montag jährt sich die Tat zum zehnten Mal. RN-Redaktionsleiter Theo Wolters erinnert sich.
Von Theo Wolter
„Es ist etwas Schreckliches
geschehen.“ Schnell sprach sich diese Nachricht am 14. Juni in Selm
herum. Ein 31-Jähriger hatte zunächst in Dortmund und anschließend
auf der Flucht an der Ecke Oberlipperstraße/Borker Straße auf
Waltroper Stadtgebiet zwei Polizeibeamte erschossen. Und schnell
sprach sich herum: Es war ein gebürtiger Borker, der nun in Dortmund
lebte.
Das Amtsgericht hatte ihm am 1. April 2000 den
Führerschein entzogen. Trotzdem nutzte der 31-Jährige seinen
tiefergelegten BMW zur Flucht. Nach der Tat an der Kreuzung, wo er
mehrere Schüsse auf die Beamten abgegeben hatte, war er in Richtung
Datteln/Vinnum geflohen.
Suche konzentrierte sich auf
Selm und Olfen
So konzentrierte sich die Suche nach
dem 31-Jährigen schnell auf den Raum Selm und Olfen.
Polizeihubschrauber kreisten über dem Gebiet, immer wieder sah man
im Bereich Vinnum dunkle Fahrzeuge, besetzt mit Männern des
Sondereinsatzkommandos durch die Straßen rasen. Beamte durchkämmten
die Bauernschaften mit versteckt liegenden Gehöften an der
Oberlipperstraße und in Vinnum.
Elternhaus war
abgesperrt
In Bork war die Paulswiese abgesperrt,
denn hier steht das Elternhaus des 31-Jährigen. Die Anwohner konnten
es kaum fassen. Viele kannten ihn. Das Elternhaus wurde von
Polizeibeamten durchsucht. Die ersten Fahrzeuge von Radio- und
Fernsehstationen tauchten auf. Dank der Hilfe der Nachbarn konnten
die Eltern dem Medienrummel entkommen. Sie wurden in einer
Ferienwohnung untergebracht.
SEK-Männer besprachen
sich an der Josefskirche
Die Männer des
Sondereinsatzkommandos trafen sich an der Josefkirche zur
Lagebesprechung. Die Suche nach dem 31-Jährigen war zunächst
erfolglos. Gegen Mittag meldeten der WDR und eine Nachrichtenagentur,
das Fluchtfahrzeug sei in Selm gefunden worden. Es war eine
Falschmeldung, sorgte aber für Unruhe in der Bevölkerung.
PKW
im Wald gefunden
Von dem 31-Jährigen fehlte jede
Spur. Doch dann am späten Nachmittag die Meldung: Zwischen Vinnum
und Olfen habe sich ein großes Polizeiaufgebot zusammengezogen. Die
Suche war beendet. An einem kleinen Wald wurde das Fluchtfahrzeug
rund 100 Meter vom Vinnumer Landweg entfernt gefunden. Der Gesuchte
saß tot in seinem Auto, hatte sich mit einem Schuss aus seiner Waffe
getötet.
Kerzen zum Gedenken
An der
ehemaligen Gaststätte Niehues an der Oberlipperstraße wurden an den
folgenden Tagen Blumen niedergelegt, Kerzen entzündet. Auch an der
Fundstelle des PKW wurde am Tag nach der Tat eine Kerze angezündet.
Noch Tage danach passierten Autofahrer die Kreuzung im Schritttempo.
Der Ort einer schrecklichen Tat, den viele Selmer nicht vergessen
haben.