Jahrestag der Bluttat - Gedenken an den dreifachen Polizistenmord

An der Kreuzung Oberlipperstraße/Borker Straße starben zwei Polizisten. (Foto: Bock/newspic.de)
Erstveröffentlicht: 
11.06.2010

SELM / WALTROP Am 14. Juni 2000 wurden die Polizeibeamten Thomas Goretzky, Yvonne Hachtkemper und Larisch von Woitowitz von einem 31-jährigen gebürtigen Borker erschossen. Am Montag jährt sich die Tat zum zehnten Mal. RN-Redaktionsleiter Theo Wolters erinnert sich.

Von Theo Wolter

 

„Es ist etwas Schreckliches geschehen.“ Schnell sprach sich diese Nachricht am 14. Juni in Selm herum. Ein 31-Jähriger hatte zunächst in Dortmund und anschließend auf der Flucht an der Ecke Oberlipperstraße/Borker Straße auf Waltroper Stadtgebiet zwei Polizeibeamte erschossen. Und schnell sprach sich herum: Es war ein gebürtiger Borker, der nun in Dortmund lebte.

Das Amtsgericht hatte ihm am 1. April 2000 den Führerschein entzogen. Trotzdem nutzte der 31-Jährige seinen tiefergelegten BMW zur Flucht. Nach der Tat an der Kreuzung, wo er mehrere Schüsse auf die Beamten abgegeben hatte, war er in Richtung Datteln/Vinnum geflohen.

Suche konzentrierte sich auf Selm und Olfen

So konzentrierte sich die Suche nach dem 31-Jährigen schnell auf den Raum Selm und Olfen. Polizeihubschrauber kreisten über dem Gebiet, immer wieder sah man im Bereich Vinnum dunkle Fahrzeuge, besetzt mit Männern des Sondereinsatzkommandos durch die Straßen rasen. Beamte durchkämmten die Bauernschaften mit versteckt liegenden Gehöften an der Oberlipperstraße und in Vinnum.

Elternhaus war abgesperrt

In Bork war die Paulswiese abgesperrt, denn hier steht das Elternhaus des 31-Jährigen. Die Anwohner konnten es kaum fassen. Viele kannten ihn. Das Elternhaus wurde von Polizeibeamten durchsucht. Die ersten Fahrzeuge von Radio- und Fernsehstationen tauchten auf. Dank der Hilfe der Nachbarn konnten die Eltern dem Medienrummel entkommen. Sie wurden in einer Ferienwohnung untergebracht.

SEK-Männer besprachen sich an der Josefskirche

Die Männer des Sondereinsatzkommandos trafen sich an der Josefkirche zur Lagebesprechung. Die Suche nach dem 31-Jährigen war zunächst erfolglos. Gegen Mittag meldeten der WDR und eine Nachrichtenagentur, das Fluchtfahrzeug sei in Selm gefunden worden. Es war eine Falschmeldung, sorgte aber für Unruhe in der Bevölkerung.

PKW im Wald gefunden

Von dem 31-Jährigen fehlte jede Spur. Doch dann am späten Nachmittag die Meldung: Zwischen Vinnum und Olfen habe sich ein großes Polizeiaufgebot zusammengezogen. Die Suche war beendet. An einem kleinen Wald wurde das Fluchtfahrzeug rund 100 Meter vom Vinnumer Landweg entfernt gefunden. Der Gesuchte saß tot in seinem Auto, hatte sich mit einem Schuss aus seiner Waffe getötet.

Kerzen zum Gedenken

An der ehemaligen Gaststätte Niehues an der Oberlipperstraße wurden an den folgenden Tagen Blumen niedergelegt, Kerzen entzündet. Auch an der Fundstelle des PKW wurde am Tag nach der Tat eine Kerze angezündet. Noch Tage danach passierten Autofahrer die Kreuzung im Schritttempo. Der Ort einer schrecklichen Tat, den viele Selmer nicht vergessen haben.