„Identitäre Bewegung“ scheitert mit Aufmarsch in Berlin

Erstveröffentlicht: 
17.06.2017

Rund 800 Anhänger der „Identitären Bewegung“ (IBD) folgten dem europaweiten Aufruf zu einem Aufmarsch nach Berlin. Nach 600 Metern musste die Demonstration aufgrund einer Blockade stoppen. Schließlich lösten die „Identitären“ ihre Versammlung auf und es kam zu Angriffen auf Polizeibeamte und Journalisten. Mehr als 2000 Gegendemonstranten versperrten die geplante Route. 


Von Felix M. Steiner (Bilder und Text) und Michael Trammer (Bilder)

 

Die Rechtsextremen trafen sich um 14 Uhr am S-Bahnhof Gesundbrunnen im Bezirk Wedding. An einer Gegendemonstration nahmen am Mittag bereits 1.000 Menschen teil und zogen unter dem Motto „Solidarität statt rechter Hetze“ durch Berlin. Später erhöhte sich die Zahl der Gegendemosntranten auf rund 2.000. Neben zahlreichen Funktionären der IB wie Martin Sellner, Daniel Fiß und anderen waren auch Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz aus dem Pegida-Orgateam nach Berlin gekommen, unterstützten die Demonstration  mit einem Lautsprecherwagen.

 

Der öffentliche Schulterschluss, der bisher mit der AfD ausblieb, gelang somit mit der extrem rechten IBD. Und auch insgesamt war die Demonstration eine Mischung aus den Kreisen der IBD, Pegida-Klientel und klassischer Neonazi-Szene. Auch die Inszenierung glich in weiten Teilen Pegida-bekannten Abläufen: eher kurze durch Symbolbegriffe gespickte Reden, nach denen gemeinsam Parolen gerufen wurden. Die Themen sind altbekannt – angebliche Massenvergewaltigungen, Überfremdung und sogenannte Identität. Und dazu wurden natürlich zahlreiche Fahnen verteilt. Da ist sie, die einfache aber wirkungsvolle Selbstinszenierung der IB.

 

Was dies ideologisch bedeutet, zeigte sich bereits zum Anfang der Demonstration. Als zwei ältere Damen mit Kopftuch aus ihrem Fenster Protestgesten gegen die Demonstration zeigten, riefen die IBD-Demonstranten „Abschieben, Abschieben“. Nicht das einzige Mal während der Veranstaltung. Doch weit kam die Demonstration nicht, nach nur rund 600 Metern stoppte die Polizei die „Retter des Abendlandes“. Grund war eine Blockade aus rund 80 Gegendemonstranten, die die komplette Straße versperrten. Wenige hundert Meter weiter gabe es zwei weitere Blockaden mit jeweils rund 500 Personen.

 

Gewalt nach Abschluß des Aufmarsches der Identitären Bewegung in #Berlin #Wedding. #noib #b1706 #blockib pic.twitter.com/WiLDpAWRD3

— Re Doc (@ResDocs) June 17, 2017

 

Während die Polizei teils brutal die erste Blockade räumte, standen sich die IB-Anhänger die Beine in den Bauch und übten sich im Parolenrufen. Kurz nach dem dann die Blockade geräumt war, löste die IB ihren Aufmarsch auf und versuchte ihren Standort zu verlassen. Hierbei kam es zu erheblichen Zusammenstößen mit der Polizei, die von Demonstrationsteilnehmern attackiert wurde.

 

Daraufhin kesselte die Polizei die Demonstration. Selbst in diesem Moment stand bei vielen „Identitären“ vor allem eine Sache im Vordergrund: Selfies für die Selbstinszenierung. Nachdem die Polizei die Lage wieder unter Kontrolle hatte, führte sie die Demonstration zum Ausgangspunkt zurück und setzte die IB-Anhänger in Züge. Damit scheiterten die Rückeroberer Europas bereits an 600 Meter Straße im Wedding und an der ersten funktionierenden Ibster-Blockade.