Der sächsische AfD-Rechtsaußen, Jens Maier, hat die Parteispitze des Landesverbandes angegriffen. Der Richter und Bundestagskandidat sprach nach einer Kundgebung der Pegida-Bewegung auf dem Dresdner Altmarkt. Dabei griff er AfD-Landeschefin Frauke Petry an, ohne sie namentlich zu nennen. "Was hier gemacht wird, ist meiner Einschätzung nach an Niederträchtigkeit kaum noch zu überbieten", sagte er vor etwa 1.500 bis 2.000 Menschen. Maier appellierte an den Vorstand, das laufende Parteiausschlussverfahren gegen ihn sofort zu beenden.
Wenn hier nicht endlich Vernunft einkehrt, dann ist die Einheit des Landesverbandes Sachsen in wirklicher Gefahr.
Maier war wiederholt mit markigen Sprüchen aufgefallen. Als Vorredner des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke hatte er im Januar in Dresden das Ende des deutschen "Schuldkults" gefordert und über die "Herstellung von Mischvölkern" orakelt. Der Landesvorstand der sächsischen AfD beschloss daraufhin die Beantragung eines Ausschlussverfahrens. Ein Parteitag sprach sich dagegen aus. Petry und Generalsekretär Uwe Wurlitzer reichten den Antrag dennoch im Mai beim Bundesschiedsgericht ein. Von den Pegida-Anhängern am Montag fühlte sich der AfD-Politiker Maier verstanden:
"Hier bei euch habe ich das Gefühl, unter Freunden zu sein, die mir in den dunklen Stunden seit meinem Auftritt mit Björn Höcke zur Seite gestanden haben."
"Lügenpresse bleibt Lügenpresse"
Maier ist nicht nur Dresdner AfD-Direktkandidat für die Bundestagswahl im September. Er steht hinter Petry auch auf Platz zwei der Landesliste. Seit seinem Auftritt im Januar fühlt er sich nicht nur von Teilen seiner Partei ausgegrenzt, Maier beklagt ein regelrechtes "Medien-Bashing" gegen ihn. Er werde seitdem "... von der Mainstream-Journaille als ultrarechter Richter aus Dresden … als Skandal-Richter … oder als stramm rechts bezeichnet." Und er fragte: "Wollen wir uns von den linken Ideologen vorschreiben lassen, worüber man sprechen darf und worüber nicht?" Medienkritik, die an diesem Pfingstmontag auf dem Dresdner Altmarkt auf offene Ohren traf. "Lügenpresse", skandierte der Chor aus Pegida- und AfD-Anhängern immer wieder.
Die Pegida-Frontmänner Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz warnten in ihren Reden erneut vor einer vom Islam ausgehenden Gefahr. Die jüngsten Terroranschläge von Manchester und London schienen ihre Wut noch einmal gesteigert zu haben. "Abermals wurde Blut im Namen des Islam vergossen. Und abermals stellen sich die Politverbrecher Europas schützend vor genau diese Moslems, indem sie wieder behaupten, dass diese Morde vom Moslems wieder nichts mit dem Islam zu tun hätten", so Bachmann. Der Pegida-Anführer rief zum Widerstand auf.
Lasst euch nicht mehr von Politikern wie Merkel und Schulz zur Schlachtbank der Moslems führen.
Pegida-Mitbegründer Siegfried Däbritz forderte nach den Erfahrungen von London den Einsatz der Bundeswehr zur Gefahrenabwehr. Ebenso sollte die Selbstbewaffung von Bürgern kein Tabu sein. Gegendemonstranten störten die Reden mit Pfiffen. Sie hielten Spruchbänder hoch, auf denen vor rechtem Gedankengut gewarnt und zu Menschlichkeit aufgerufen wurde.
Der Wahlkampf hat begonnen
Thomas Tillschneider, AfD-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt, hielt ebenfalls eine Rede auf dem Altmarkt. Tillschneider ist Sprecher der sogenannten Patriotischen Plattform der AfD. Er lobte Pegida als wichtigen Teil der Fundamental-Opposition. Vergessen ist offenbar der Pegida-Ruf vor einem Jahr, Frauke Petry solle Kanzlerin werden. Sie hatte immer abgelehnt, gemeinsam mit den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" aufzutreten. Ihr Name fiel an diesem Pfingstmontag nicht ein einziges Mal. Immer wieder skandierten die Demonstranten dagegen "Höcke, Höcke" oder "AfD".
Am Ende standen Pegida- und AfD-Redner gemeinsam auf der Pegida-Bühne und sangen die Nationalhymne. Es soll nicht die letzte gemeinsame Veranstaltung bleiben.