"Bürgerwehr"-Prozess: Angriffe auf Bürgermeisterin und Gemeinderäte

Erstveröffentlicht: 
02.06.2017

Arnsdorf - Erst stellte das Amtsgericht Kamenz den Prozess gegen vier Männer ein, die einen Asylbewerber aus einem Netto-Markt gezerrt hatten (TAG24 berichtete). Doch Ruhe kehrt in Arnsdorf deswegen nicht ein. Nur Stunden später gipfelte die Gemeinderatssitzung wieder in einem Eklat. Nun ermittelt wieder die Polizei.

 

„Am Abend nach dem Prozess hatten wir Sitzung. Zwei der Angeklagten und ein weiterer Mann haben gefordert, dass ich mich für meine Äußerungen im Vorfeld entschuldige und zurücktrete“, berichtet Bürgermeisterin Martina Angermann (59, SPD). „Das geschah in einer bedrohlichen Weise.“

 

Deswegen zeigte die Ortschefin jetzt Felix L. (30) und Sebastian R. (30) an. Zudem auch den dritten, den örtlichen Rocker-Boss Matthias G. - er wollte sich vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern.

 

Die Bürgermeisterin: „Ich bin keiner, der sonst sofort anzeigt. Aber, wenn das unangezeigt bleibt, weiß ich nicht, wie weit das noch gehen wird.“ Auch andere Lokalpolitiker fühlen sich eingeschüchtert. „Uns wurde klar zu verstehen gegeben, dass es im Ort keine Hemmschwelle mehr gibt“, sagt Gemeinderat Sven Scheidemantel (46, Buntes Arnsdorf). „Als wir lachten, sagten sie in unsere Richtung, uns würde das Lachen schon noch vergehen und sie wüssten, wo wir sind.“

 

Die Hoffnung auf baldigen Dorffrieden hat die Bürgermeisterin mittlerweile aufgegeben: „Das Gericht hat die Sache weder untersucht noch gab es ein Urteil“, sagt sie. „Dadurch findet die Diskussion hier kein Ende.“