Deutsche Bahn: Ende der Zugfahrkarte in Sicht

Erstveröffentlicht: 
15.05.2017

Zugfahren ohne klassisches Ticket: Die Bahn plant, ein digitales System einzuführen. Fahrten sollen künftig automatisch erfasst und abgerechnet werden. Bahnchef Lutz kündigte zudem eine Sicherheitsoffensive an.

 

Die Deutsche Bahn will die klassischen Fahrkarten in den kommenden Jahren abschaffen und durch ein digitales System ersetzen. "Man wird in Zukunft kein Ticket mehr für die Bahn brauchen. Der Zug kann dann über das Handy eines Passagiers erkennen, dass er eingestiegen ist", sagte Bahnchef Richard Lutz der "Bild am Sonntag".

"Je nachdem, wo er aussteigt, wird die Fahrt automatisch abgerechnet werden", erklärte Lutz weiter. Die nötige WLAN-Infrastruktur existiere bereits. Das Projekt befinde sich aber noch im Versuchsstadium. Lutz zeigte sich dennoch sicher, dass diese Entwicklung in den nächsten Jahren Stück für Stück kommen werde.


Sicherheitsoffensive bei der Bahn

 
Er betonte mit Blick auf den weltweiten Hackerangriff vom Freitagabend, das Unternehmen sei auf solche Bedrohungen vorbereitet. "Die Sicherheit des Bahnverkehrs war zu jedem Zeitpunkt gewährleistet." Es gebe schon seit längerem ein Cyber-Security-Team sowie Systeme zur Früherkennung. Darüber hinaus kündigte er eine Sicherheitsoffensive an.

Nach seinen Angaben sollen mehr als 7000 zusätzliche Kameras an mehr als tausend Bahnhöfen installiert werden. 40 Bahnhöfe, darunter neun große in Berlin sowie die Hauptbahnhöfe in Düsseldorf, Essen, Hamburg und Dortmund, würden noch in diesem Jahr mit neuer Technik ausgestattet.


"Über 90 Prozent unserer Kunden erreichen ihre Anschlüsse"


In den ersten vier Monaten des Jahres wurde die Bahn laut Lutz pünktlicher. Der Bahnchef sagte der Zeitung, derzeit seien 83 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich, 2016 seien es nur 79 Prozent gewesen. Auch bei der Anschlusspünktlichkeit habe sich die Bahn verbessert. "Über 90 Prozent unserer Kunden erreichen ihre Anschlüsse. Im Nahverkehr liegt die Pünktlichkeit 2017 bisher sogar bei 95,3 Prozent."

Angesprochen auf die Konkurrenz durch die billigeren Fernbusse betonte Lutz, die Bahn müsse mit Top-Service und schnellerer Reisezeit punkten. Und: "Wir können die Preise nicht mehr jedes Jahr standardmäßig um zwei, drei Prozent erhöhen."