[CE] Gedenkfest für die gefallenen Internationalist*innen

Salih Müslim - Co-Vositzender der PYD

Am vergangenen Wochenende, Samstag den 06.05.2017, fand neben dem Verein und soziokulturellem Zentrum Buntes Haus in Celle, ein Gedenkfest für die gefallenen Internationalist*innen statt. Das Gedenken stand unter dem Motto: "In die Herzen ein Feuer - Erinnern heißt kämpfen" und wurde zum ersten Mal, von einem Vorbereitungskreis bestehend aus verschiedenen Initiativen (z.B. Tatort Kurdistan, Freundeskreis Ivana Hoffmann, YXK/JXK) sowie Einzelpersonen, organisiert und abgehalten. Das zentrale Anliegen ist die Stärkung einer aktiven gemeinsamen Gedenkkultur. Am Tag selber gab es ein mehrstündiges Bühnenprogramm mit Moderation, Redebeiträgen, Gedichten, Live-Musik und Tanz. Eingeladene Angehörige gefallener Internationalist*innen konnten sich in einem separat gestalteten und jeder Zeit zur Verfügung stehenden Raum zum ersten Mal persönlich kennenlernen. Bereits vorher wurden sie an den jeweiligen Ankunftsorten von Genoss*innen in Empfang genommen, untergebracht und betreut.

 

Alle Gäste des Gedenkfestes konnten sich jederzeit in einem für diesen Tag speziell angefertigten, leicht zugänglichen und würdig gestalteten Gedenkraum begeben. Abgerundet wurde das Gedenken durch die vielen helfenden Hände von engagierten Genoss*innen z.B. am Stand des Kaffee-Kollektivs, den organisierten Frauen vom Êzidischen Kulturzentrum Celle, der Pommes und Curryvurst Verpflegung, der Êzidischen Jugend Celle, der Roten Hilfe, der Kampagne Halim Dener und vielen vielen mehr.

 

Im Rahmen des Gedenkfestes wurde eine 42-Seiten starke Broschüre erstellt und veröffentlicht welche sich konkret den gefallenen Freund*innen Ivana Hoffmann, Günther Hellstern, Kevin Jochim und Anton Leschek widmet. Diese soll in den kommenden Monaten erweitert und später auch übersetzt werden.

 

Im Folgenden die Begrüßungsrede des Vorbereitungskomitees:


„Jetzt bin ich voller Freude“


mit diesen Worten beschrieb die Internationalistin Andrea Wolf 1995 ihre Gefühle vor dem Aufbruch nach Kurdistan. Sie wollte den Aufbau eines neuen Internationalismus, endlich raus aus der Perspektivlosigkeit.

 

Andrea fiel am 23. Oktober 1998 in Kurdistan.
So wie Andrea machen sich viele auf den Weg – auch um ihr Erbe aufzunehmen - und, um nicht zu vergessen.

Deswegen sind wir heute hier.


Erinnern wir uns gemeinsam an tausende internationale Brigadistinnen und Brigadisten in der Spanischen Revolution oder an Partisaninnen und Partisanen im Kampf gegen den Mussolini- und Hitler Faschismus. Sie alle waren aktiv gegen die ihnen vorgegebenen Rollen in einer patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft, setzten sich ein für gesellschaftliche und subjektive Veränderungen. In ihren unterschiedlichen Biografien spiegelt sich die wunderbare Vielfältigkeit unserer Gesellschaften.
Sie prägen den Aufbau einer Idee – der Idee des Internationalen Kampfes aus Liebe zum Leben.


Rojava bietet uns die Möglichkeit, neuen Internationalismus zu spüren und zu entwickeln. Menschen aus allen Kontinenten kommen nach Rojava um eine solidarische gesellschaftliche Zukunft zu erkämpfen.


Ihre Bereitschaft, das Menschsein mit ihrem eigenen Leben gegen Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung zu verteidigen, ist ihnen allen gemein. Dieses Feuer ist die Grundlage für unseren Kampf heute.


Ivana Hoffmann (Avaşin Tekoşin Güneş), Günther Hellstern (Rustem Cudi), Kevin Jochim (Dilsoz Bahar), Anton Leschek (Zana Ciwan) sind seit 2015 in diesem Kampf in Rojava gefallen.

 

Wir verneigen uns.


Wir begrüßen alle, die heute zu diesem besonderen Gedenken gekommen sind, ganz herzlich, besonders die Angehörigen der Gefallenen John Gallagher, Kosta Scurfield und Ashley Johnston die teilweise den weiten Weg aus Kanada, Australien und England auf sich genommen haben.


Euch und uns allen wünschen wir ein kraftvolles und bewegendes Gedenkfest für unsere gefallenen Internationalist*innen.
Erinnern heißt kämpfen - die Zukunft wird von uns gemeinsam geschrieben sein.


Oder um es mit den Worten von Freundinnen auszudrücken:
“Wir sind die Nichten, der Hexen, die ihr nicht verbrennen konntet!”