Israel zur Rechenschaft ziehen

Erstveröffentlicht: 
01.06.2010

Unter den mehr als 700 Menschen auf dem Schiff aus ungefähr 32 Ländern waren 13 US-amerikanische Staatsbürger, darunter Edward Peck, ein ehemaliger Botschafter, der sich wie berichtet wird auf der Rückreise in die USA befindet. Wie in Israels vergangenen Akten der Piraterie und des Krieges gegen Schiffe auf dem Weg nach Gaza, (zum Beispiel wenn Sie sich an Cynthia McKinney erinnern, die gekidnapped und in Israel inhaftiert wurde, weil sie versucht hatte, nach Gaza zu kommen), gibt es auch jetzt keine öffentliche Äußerung oder Handlung der US-Regierung, die große Besorgnis um ihre von Israel entführten amerikanischen Bürger zum Ausdruck bringen.

Ali Abunimah in „Democracy Now“ vom 1. Juni 2010 (39:04) (Übersetzung)

 

Die Statements der Obama-Administration, insbesondere des Vertreters bei den Vereinten Nationen Alexander Wolff, waren wirklich ziemlich erstaunlich und schockierend. In dem Nachrichtenausschnitt, den Sie gezeigt haben, behauptet er wirklich, dass es die eigene Schuld der Passagiere der Flotilla gewesen sei, sie hätten andere Methoden anwenden sollen statt provokativ und konfrontativ mit dem Schiff zu reisen.

In anderen Worten Übereinstimmung mit den skandalösen israelischen Behauptungen, dass der Versuch, Gaza mit humanitärer Hilfe zu erreichen, eine Provokation und Konfrontation darstellen würde. Und Botschafter Wolff bestätigte nochmals das sogenannte Recht Israels zur Selbstverteidigung in diesem Zusammenhang, was suggeriert, dass die USA, solange es nicht das Gegenteil verdeutlicht, den Angriff auf ein ziviles Schiff auf hoher See, das Massakrieren einer unbekannten Anzahl seiner Passagiere als eine Art Selbstverteidigung ansieht.

Ich denke, es ist außerdem wichtig, den Kontext hier im Auge zu behalten:

Gerade vor ungefähr einer Woche stimmte der amerikanische Kongress mit 410 Stimmen und 4 Gegenstimmen, ich wiederhole mit 410 zu vier Stimmen, für einen Antrag der Obama-Administration über zusätzliche Militärhilfe, noch einmal 205 Millionen Dollar. Das war ganz klar ein politischer Schachzug der Obama-Administration, die sinnlose „Iron Dome“ Raketenabwehr zu fördern, um Israel politisch zu beschwichtigen.

Die Botschaft, die Israel dadurch bekommen hat, ist die der amerikanischen und internationalen Mittäterschaft und Selbstzufriedenheit. Das Versagen, Israel zur Rechenschaft zu ziehen für die im Goldstone-Report dokumentierten Kriegsverbrechen, das Versagen, Israel zur Rechenschaft zu ziehen für seine internationalen Terrorakte und Morde in einem Hotelzimmer in Dubai, das Versagen, Israel zur Rechenschaft zu ziehen für vier Jahre mörderischer Belagerung Gazas, die alleine 400 Palästinenser tötete, weil ihnen der Zugang zu medizinischen und anderen Hilfsgütern versagt wurde.

Das Versagen, Israel in all diesen Punkten zur Rechenschaft zu ziehen, hat Israel die Botschaft vermittelt: Mach was du willst! Du kannst dir alles erlauben, was du willst! Solange bis die Menschen Israel zur Rechenschaft ziehen.

Die Freedom Flotilla war eine friedliche, unbewaffnete Völkerflotte, die zusammengestellt wurde, um die Lücke und das Vakuum zu füllen, wo die Obama-Administration eigentlich sein müsste, wo der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eigentlich sein müsste, wo die arabischen Regierungen eigentlich sein müssten, wo die Europäische Union eigentlich sein müsste. Und es ist ein schockierender Frevel und ein Verbrechen, dass wir in einer Infamie leben, mit der Bombardierung des King David Hotels, mit dem Angriff auf die USS Liberty, mit so vielen weiteren entsetzlichen Verbrechen, dass internationale humanitäre Helfer, die unterwegs sind um Hilfe zu bringen, auf hoher See angegriffen werden.

Vor einigen Monaten sprach ich mit Ihnen, als ich in Kairo beim Gaza Freedom March war:

„Bis jetzt haben Menschen versucht, Gaza zu erreichen, um die Blockade zu durchbrechen auf dem Landweg, sie haben es auf dem Seeweg versucht, sie haben ihr Leben verloren, sie haben ihr Leben gegeben bei dem Versuch, die Blockade Gazas zu durchbrechen.

Und wir müssen fragen: Für welches Verbrechen wird ein Volk von 1,5 Millionen Menschen in Gaza gefangen gehalten?

Es gibt ein Museum in Berlin, das ich als Schuljunge besucht habe, für diejenigen, die getötet wurden, mit Maschinengewehren erschossen wurden, als sie versuchten, auf die andere Seite der Berliner Mauer überzuwechseln. Eine unbekannte Anzahl von Menschen, Israel wird es nicht bekanntgeben, wurden mit Maschinengewehren erschossen, weil sie versucht haben, diese Blockade zu überwinden.

Wann wird es darüber Rechenschaft geben, und wann wird die Obama-Administration diese ungeheuerliche Komplizenschaft beenden, diese Ermöglichung, dieses Mittäterverhalten bei diesen Verbrechen gegen das Volk in Palästina und jetzt gegen Amerikaner, Türken, Griechen, Jordanier, Palästinenser, Libanesen, Schweden, Franzosen, Deutsche, Parlamentsabgeordnete, Ärzte, Rentner, die versucht haben, den Menschen in Gaza Medizin zu bringen.

Dass unsere Regierung sich nicht erhoben und dies so eindeutig wie möglich verurteilt hat, ist ein Zeichen dafür, dass etwas krank ist im amerikanischen System, wenn die Sprache auf Israel kommt, wenn es um den Umgang mit Israel geht. Es ist eine Krankheit, die angegangen werden muss.

Ali Abunimah - Mitbegründer der Electronic Intifada 

http://www.democracynow.org/   -   June 01, 2010