Neuer Stoff für den NSU-Ausschuss

Erstveröffentlicht: 
04.04.2017

Die Linke will eine Untersuchung aus London für die Befragung des Ex-Verfassungsschützers Temme nutzen. Er war am Tatort des NSU-Mordes in Kassel, will aber nichts mitbekommen haben.

 

Die neuen Forschungsergebnisse zum NSU-Mord in Kassel und der Rolle des Ex-Verfassungsschützers Andreas Temme werden den hessischen NSU-Untersuchungsausschuss beschäftigen. Linken-Obmann Hermann Schaus kündigte am Dienstag an, er werde „Herrn Temme damit unmittelbar konfrontieren“.

 

Der Landtagsabgeordnete bezeichnete die Erkenntnisse der unabhängigen Londoner Forschungsstelle „Forensic Architecture“ als „ein weiteres wichtiges Indiz für die Unglaubwürdigkeit von Temme“. Die Linke hat den früheren Mitarbeiter des Geheimdienstes angezeigt, weil sie ihm Falschaussage im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags vorwirft.

 

Temme war während des Mordes an Halit Yozgat am 6. April 2006, der heute der rechten Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zugerechnet wird, oder Sekunden vorher am Tatort gewesen. Ein Verfahren gegen ihn wurde eingestellt.

 

Die Kasseler Initiative 6. April und mehrere Privatpersonen hatten sich zur Gruppierung „Tribunal NSU-Komplex auflösen“ zusammengeschlossen und gemeinsam das Gutachten bei der Forschungseinrichtung „Forensic Architecture“ in Auftrag gegeben. Die Londoner Architekten, Künstler, Fotografen, Journalisten und Computerexperten untersuchen weltweit Verbrechen, bei denen Zweifel an der Aufklärung durch die Staaten und ihre Institutionen bestehen.

 

Sie rekonstruierten den Tatort und untersuchten, was Temme gesehen, gehört und gerochen haben muss. Nach diesen Erkenntnissen hätte der damalige Verfassungsschützer den Mord wahrnehmen müssen, wenn er zur Tatzeit am Tatort war. Temme selbst hat angegeben, nichts von der Bluttat mitbekommen zu haben.