Das Verhältnis zwischen dem Soziokulturellen Zentrum Conne Island im Süden von Leipzig und der Polizeidienststelle der Stadt steht traditionsgemäß nicht zum Besten. Nun gibt es erneut Differenzen zwischen den beiden Seiten nach einem sexuellen Übergriff bei einer Party am Wochenende.
Es war am Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr, als Polizeibeamte auf dem Gelände des Conne Island eintrafen. In der Nacht zuvor hatte es einen sexuellen Übergriff eines 31-Jährigen gegeben. Der Mann hatte eine Frau in den Räumlichkeiten des Clubs belästigt, die daraufhin das Personal aufmerksam machte. Die Sicherheitsleute des Conne Island reagierten sofort und begleiteten den Mann vor die Tür. Sie erteilten ihm Hausverbot und verwiesen ihn des Geländes. Der Täter reagierte daraufhin aggressiv und warf mit Flaschen und Steinen um sich, verließ jedoch schlussendlich die Örtlichkeit.
Täter kommt in Polizeibegleitung zurück
Als die Veranstaltung beendet und der Saal bereits geschlossen war, kam der Täter in Begleitung von zehn Polizeibeamten auf den Hof des Conne Island. Ihr Anliegen: Der Täter habe seine Jacke im Veranstaltungssaal gelassen, jedoch keine Garderobenmarke mehr. Die Beamten bestanden auf eine Überprüfung, obwohl die Mitarbeiter des Conne Island darauf hinwiesen, dass sich keine Jacke mehr im Garderobenraum befände. Man begleitete den Mann und die Beamten in den Saal, wurde dort jedoch nicht fündig. Daraufhin verließen die Personen das Gelände.
Conne Island ein "rechtsfreier Raum"?
Soweit ein - leider - alltäglicher Fall. Doch die Leipziger Polizeidirektion veröffentlichte am Montag eine Pressemitteilung, in der sie den Sachverhalt ausführte. Darin ist von verbaler "Aggression und maßloser Selbstgerechtigkeit" auf Seiten der Besucher und Verantwortlichen des Conne Island die Rede. Man äußerte aber auch "eine gewisse Belustigung über die unübersichtlichen Zustände innerhalb sogenannter rechtsfreier Räume." Der Beschuldigte ausländischer Herkunft sei "nach Zeugenaussagen von augenscheinlichen Angehörigen der linken Szene angegriffen worden". Weiter heißt es: "Rassismus ist jetzt vielleicht schon weit jenseits der gesellschaftlichen Mitte anzutreffen."
Kritik an Berichterstattung der Polizei
Das veranlasste das Conne Island zu einer Stellungnahme, die am Dienstag auf der Website des Kulturzentrums zu lesen war. Darin äußert sich Geschäftsführerin Tanja Rußack zu den Vorfällen: "Eine Frau wurde Opfer eines Übergriffs. Sie hat den Mut, den Vorfall zu melden. Die Conne Island-Security reagiert darauf, macht vom Hausrecht Gebrauch, um somit nicht nur die Betroffene, sondern auch weitere Personen zu schützen. Und die Polizei hat nichts Besseres zu tun, als den Täter zurück ins Conne Island zu geleiten. Dieses Vorgehen, insbesondere aber die Berichterstattung der Polizei, kritisieren wir stark."
Die Polizei scheint einen Gefallen daran zu finden, einem linken Projekt wie dem Conne Island einen Rassismusvorwurf zu machen, um es zu diffamieren. – Tanja Rußack, Geschäftsführerin Conne Island
Rassistisch motivierende Hintergründe des Hausverbots weisen die Verantwortlichen des Conne Island entschieden zurück: "Der Täter erhielt ein Hausverbot, weil er eine Frau sexuell belästigte und gewalttätig wurde – natürlich nicht aufgrund seiner Hautfarbe." Die Polizei wollte sich am Mittwoch auf Anfrage von MDR SACHSEN nicht zu den Vorwürfen äußern.