Attacke auf Lokal in Kreuzberg – Die Täter kamen mit Hämmern

Das Restaurant "Vertikal" in der Reichenberger Straße in Kreuzberg wurde in der Nacht zum 2. März angegriffen.Foto:Marcus Böttcher
Erstveröffentlicht: 
02.03.2017

Berlin - Eine Gruppe von 15 Unbekannten hat die Scheiben des Restaurants "Vertikal" in der Reichenberger Straße in Kreuzberg beschädigt. Mit Hämmern schlugen sie in der Nacht zum Donnerstag auf die Fenster ein. Anschließend flüchteten die dunkel gekleideten Täter auf Fahrrädern in Richtung Ratiborstraße, wie die Polizei mitteilte. In dem Lokal waren drei Angestellte, die unverletzt blieben.

Das "Vertikal" liegt neben dem Kiez-Café "Filou", das schließen muss. Der Mietvertrag der Bäckerei, die seit über 20 Jahren existiert, läuft im Juli aus. Dagegen hatte es bereits Proteste von Anwohnern gegeben.

Nicht die erste Attacke

Ob die Schließung des "Filou" und der Angriff auf das "Vertikal" zusammenhängen, ist bislang unklar. Allerdings ist es nicht die erste Attacke auf das Restaurant, das offenbar Gentrifizierungsgegnern ein Dorn im Auge ist. In dem erst wenige Monate alten Lokal, das sich modern und szenig gibt und etwas gehobene Küche anbietet, wurden in den vergangenen Wochen Wände mit Sprüchen wie "Bonzen raus" beschmiert.

Wie die "Vertikal"-Inhaberin Claire D'Orsay auf ihrem privaten Facebook-Account berichtet, sei auch auf die Fenster gespuckt worden. Außerdem sei sie auf offener Straße angegriffen worden, schreibt Claire D'Orsay.

Das „Vertikal“ hatte schon am 1. Februar ein Foto bei Facebook gepostet: Eine Hinweistafel vor dem Restaurant offerierte „Suppe umsonst gegen Vandalismus“. Damals habe es auch ein Gespräch mit Vertretern der Linksradikalen gegeben, hieß es vom Restaurant - allerdings ohne Wirkung. Abends seien 30 Leute im Restaurant erschienen, hätten Parolen gerufen und die Gäste vertrieben.


Vermutlich Tat von Linksradikalen

Die linksradikale Szene versucht derzeit wieder besonders über das Thema steigender Mieten und Veränderung der Stadt Widerstand zu mobilisieren. Am Dienstagabend wurden in Kreuzberg sechs Autos einer Wachfirma angezündet. In der Rigaer Straße in Friedrichshain, nahe einem früher besetzten Haus, demolierten Randalierer kürzlich 21 Autos in einer Tiefgarage eines Neubaus.

Auf der linksradikalen Internetseite Linksunten Indymedia brüsten sich Täter mit Angriffen auf „Neonazi-Treffpunkte“, Steinwürfe auf neue Einrichtungen in Stadtteilen wie Kreuzberg und Brandanschlägen wie kürzlich auf eine Polizeiwache. Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder Angriffe mit stinkender Buttersäure und dem Zerschlagen von Scheiben gegen neue und teure Restaurants gerade in Kreuzberg.

Der FDP-Innenpolitiker Marcel Luthe kritisierte: „Seit mindestens zehn Jahren brennen Autos in Berlin und werden Menschen von linksfaschistischen Banden terrorisiert und angegriffen.“ Er forderte kürzlich eine „gut ausgestattete Taskforce gegen Linksterrorismus und eine klare personelle Stärkung des Berliner Verfassungsschutzes“. Die Politik des Zurückweichens des Rechtsstaats vor diesen „Banden“ müsse beendet werden. (BLZ/dpa)