Hitzige Diskussion um einen Faschingsball im Bayerischen Wald: Facebook hat den Eintrag für den sogenannten "Negerball" in Raindorf (Lkr. Regen) gelöscht. Zwar ist der Ball eine Benefizveranstaltung für die Entwicklungshilfe, trotzdem sorgt der Begriff für heftige Kritik.
Den Ball gibt es schon seit den 70er-Jahren, ursprünglich unter dem braven Namen "Jugend tanzt für Afrika". Daraus wurde bei den alljährlich 500 Ballbesuchern bald salopp der "Negerball".
Facebook löscht den Eintrag
Veranstalter des Faschingsballs ist die Eine-Welt-Vereinigung "KiRiKi". Die warb heuer erstmals auf Facebook für den "Negerball" und zog dort den Zorn einer jungen Frau auf sich, die den Begriff als rassistisch brandmarkte. In dem sozialen Netzwerk entbrannte eine Debatte, ob der Ballname nun rassistisch ist oder nicht. Facebook löschte schließlich den Eintrag wegen Rassismusverdachts.
Rassismus oder nicht?
Hinzu kommt noch ein besonderer Aspekt: Eigentlich ist der sogenannte "Negerball" ein Benefizball, dessen Einnahmen seit Jahrzehnten in ein Entwicklungshilfeprojekt in Afrika fließen. Außerdem gilt er in der Umgebung als Kult und ist sehr beliebt. Denn sämtliche Besucher kommen beim Ball in Raindorf kostümiert, mit völlig unterschiedlichen Motiven.
Nach der Facebook-Debatte haben die Veranstalter reagiert und den Ball inzwischen in "Negaball" umbenannt, anscheinend um eine erneute Löschung durch das soziale Netzwerk zu umgehen und die Wogen zu beruhigen. Auf der Homepage der Gemeinde Kirchberg im Wald, zu der Raindorf gehört, wird der Ball nach wie vor als "Negerball" angekündigt.
Hintergrund: Warum wir heute nicht mehr "Neger" sagen
Der Duden gibt zum Wort "Neger" unter anderem an:
"Person von (sehr) dunkler Hautfarbe". Auch im Duden wird bereits darauf
hingewiesen, dass das Wort im öffentlichen Sprachgebrauch als stark
diskriminierend gilt und deshalb vermieden werden sollte.
Als
Herkunft des Wortes werden die Wörter "nègre" (französisch), "negro"
(spanisch) und "niger" (lateinisch für schwarz) angegeben. Laut dem
Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache entwickelte sich das
Wort "Neger" zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus diesen Begriffen. Dabei
wurde es nicht einfach nur wertneutral als Bezeichnung für dunkelhäutige
Menschen verwendet, sondern meinte explizit die als Sklaven gehandelten
dunkelhäutigen Einwohner des afrikanischen Kontinents. Vorher war im
deutschen Sprachbereich das Wort "Mohr" üblich. Damit besteht ein
direkter Zusammenhang zwischen dem Wort "Neger" und dem Sklavenhandel
der Kolonialzeit. Das Wort ist somit kein Begriff, der sich nur auf den
äußerlichen Unterschied der Hautfarbe beziehen würde.
Mit der
Entwicklung der Rassentheorien im 18. Jahrhundert bis zum frühen 20.
Jahrhundert wurde der Begriff dann auch wissenschaftlich gebräuchlich
und sollte die Zugehörigkeit zur sogenannten "negriden Rasse"
verdeutlichen. Diese Rassentheorien gelten heute als wissenschaftlich
überholt. Die Art Homo sapiens wird in der Biologie nicht in Rassen oder
Arten unterteilt.
Diskussion im Netz
BR-User im Internet beteiligen sich rege an der Diskussion - Rassismus oder Faschingsgaudi? Die User im Internet tendieren in beide Richtungen.
Eine Mehrheit jedoch hat kein Problem mit dem Wort "Negerball". So kommentiert ein Leser, dass es die Veranstaltung bereits seit vielen Jahren gebe. Kein Besucher komme auf den Gedanken, den Ausdruck rassistisch zu gebrauchen. Viele Leser teilen die Meinung, dies sei dem Fasching geschuldet, in der Narrenzeit "regiert nun mal der Übermut".
Jedoch gibt es auch kritische Stimmen: Der "Neger-Begriff" sei wirklich purer Rassismus, so etwas müsse nicht sein. Der Aussage schließt sich ein User an: Man nenne einen "Obdachenlosenball" auch nicht "Pennerball" - auch er findet den Ausdruck sehr diskriminierend.