Weitere Vorwürfe gegen AfD-Politiker

Erstveröffentlicht: 
16.02.2017

Im Internet taucht weiteres belastendes Material gegen den Kasseler AfD-Fraktionsvorsitzenden Michael Werl auf. Werl soll danach Facebook-Chats mit dem rechtsextremen Aktivisten Lars S. aus Pforzheim geführt haben.

 

Nach dem Bericht der Frankfurter Rundschau über rechtsextreme Verbindungen des Kasseler AfD-Fraktionsvorsitzenden Michael Werl ist im Internet weiteres belastendes Material aufgetaucht. Die FR hatte berichtet, dass sich der 30-Jährige bei Facebook zu seiner Zugehörigkeit zur Kasseler Burschenschaft Germania bekannt hatte – einer Studentenverbindung, in der sich zahlreiche Neonazis tummeln. Werl leugnet seine Mitgliedschaft bislang.

 

Die antifaschistische Gruppe Task aus Kassel veröffentlichte nun Screenshots von Facebook-Chats, die der heutige AfD-Politiker Ende 2013 mit dem rechtsextremen Aktivisten Lars S. aus Pforzheim geführt haben soll. Wenn sie authentisch sind, dann würden sie nicht nur Werls Eintritt in die Germania Mitte 2013 bestätigen, sondern auch für eine unverhohlen neonazistische Gesinnung sprechen.

 

In dem Dialog geht es unter anderem um Begeisterung für Rechtsrock und NS-Propagandalieder. „Sieg Heil!!“, soll Werl geschrieben haben. Und: „sind wir Nationalsozialisten oder nicht!!!“ Über die Burschenschaft Germania heißt es: „alter, ich hab ne HJ Frisur…genauso, wie alle in meiner Burschenschaft.“ Und: „wir ham in der Burschenschaft einen guten zulauf…alle 88-Leute“. 88 steht in der Neonazi-Szene als Code für „Heil Hitler“.

 

Auf Anfrage der FR bezeichnete Werl die Screenshots als Fälschungen, „die schon fast peinlich amateurhaft daherkommen“. Die Gruppe Task ist allerdings für ihre verlässlichen Rechercheergebnisse bekannt. Und auch, wenn der fragliche Facebook-Chat nicht (oder nicht mehr) öffentlich aufrufbar ist, so lässt sich zumindest nachweisen, dass der AfDler mit Lars S. bekannt ist: Als dieser im Mai 2016 sein Profilbild änderte, spendierte ihm Werl ein „Gefällt mir“. Die Facebookseite von Lars S. strotzt vor rechtsextremen Bekenntnissen. Unter anderem fordert er „Freiheit für Wolle“ – gemeint ist der im Münchner NSU-Prozess mitangeklagte Ralf Wohlleben.

 

Auch der FR warf Werl vor, „falsch und verleumdend“ über ihn berichtet zu haben. Die Nachfrage, was denn genau nicht stimmen soll, beantwortete der AfDler jedoch nicht. Die FR kann selbstverständlich alle ihre Behauptungen belegen.

 

Die Kasseler SPD jedenfalls sieht „erheblichen Klärungs- und Erklärungsbedarf“ beim Vorsitzenden der AfD-Rathausfraktion. Werl erscheine als „Personifikation der Tatsache, dass rechtsextreme Kreise längst die AfD gekapert haben und die AfD zum parlamentarischen Arm des Rechtsextremismus in Deutschland wandeln wollen“, teilten die Sozialdemokraten mit. „Werl ist kein besorgter Bürger, sondern ein Bürger, der Besorgnis hervorruft.“