Erst wurde das Haus von Andreas Scheffel mit Teerfarbe beschmiert, nun wurde ein Fenster eingeworfen – er mutmaßt von Neonazis. Die Polizei ermittelt.
In der Nacht auf Freitag, kurz nach Mitternacht, zerstört ein lautes Klirren die Ruhe im Haus des Fotojournalisten Andreas Scheffel. Unbekannte haben das Küchenfenster mit einem dicken Stein eingeworfen. Scheffel glaubt, dass der Vorfall zu einer langen Serie von Auseinandersetzungen gehört, die er seit längerem mit Rechtsradikalen aus der Region hat.
Einschüchterungsversuche vor Prozess gegen Neonazis
Der Journalist berichtet deutschlandweit von Demonstrationen und Kundgebungen aus dem rechten und linken Lager, an seinem Wohnort in Göppingen scheint er deshalb ins Visier von Anhängern des sogenannten Dritten Wegs, einer rechtsradikalen Kleinpartei, geraten zu sein. Einige Mitglieder haben früher den inzwischen verbotenen rechtsradikalen Autonomen Nationalisten Göppingen (ANGP) angehört. Tatsächlich scheint der Vorfall zu einer Serie von Einschüchterungsversuchen zu passen, die vor einigen Monaten darin gipfelte, dass Unbekannte mit Teerfarbe gefüllte Christbaumkugeln gegen das Haus des Journalisten warfen – kurz bevor er in einem Prozess als Zeuge einer Prügelei gegen Neonazis aussagen sollte. Das Haus des linken Kreisvorsitzenden Thomas Edtmaier, der ebenfalls in dem Prozess aussagte, wurde ebenfalls beschmiert.
Polizei bestätigt die Sachbeschädigung
„Ich war gar nicht zuhause, als das jetzt passiert ist“, berichtet Scheffel. „Aber meine Lebensgefährtin und unsere Kinder. Sie hat sofort den Notruf gewählt, kurz darauf waren zwei Streifenwagen da.“ Von den Tätern habe sie nichts gesehen.
Die Polizei bestätigt, dass es in der Nacht auf Freitag eine Sachbeschädigung gegeben hat. Ob die Täter – wie Scheffel vermutet – aus dem rechten Spektrum stammen, darüber wollen die Ermittler jetzt noch keine Mutmaßungen anstellen. „Wir haben Spuren gesichert und ermitteln jetzt in alle Richtungen“, sagt die Polizeisprecherin Claudia Kappeler. Zum jetzigen Zeitpunkt müsse man die Sache offen angehen, die Spuren abgleichen,. dann erst könnten Schlüsse gezogen werden. Auch zu einer Anzeige, mit der Scheffel jüngst womöglich erneut den Hass der Mitglieder des Dritten Wegs auf sich gezogen hat, will Kappeler derzeit nichts sagen.
Scheffel berichtet hingegen, der Staatsschutz ermittle derzeit gegen die Betreiber der Internetseite des Dritten Wegs, weil diese – gegen den Willen des Journalisten – ein Bild von ihm auf ihre Homepage gestellt hatten. Scheffel hatte sich dagegen gewehrt und Anzeige erstattet. Das Bild war zusammen mit einem Bericht über die Farbschmierereien an Scheffels Haus erschienen, in dem sich die Verfasser darüber lustig machen, dass er sich über „ein bisschen Farbe“ mokiere und dass so was eben von so was komme.