Bochum. Unbekannte haben in der Nacht zu Donnerstag die Außenfassade einer Ditib-Moschee mit "PKK"- und "Rache"-Schriftzügen beschmiert.
In roter Farbe haben bisher Unbekannte die Außenfassade der Ditib-Moschee an der Schmidtstraße 29 mit den Worten "PKK", "Intikam" (Rache) und "Apo" (kurz für Abdullah Öcalan) beschmiert. Die Ditib ist die größte türkische Religionsgemeinschaft in Deutschland, sie untersteht der staatlichen Religionsbehörde Diyanet in Ankara.
Der Moscheeverein erklärt auf seiner Facebookseite: "Durch diesen Anschlag sind wir zutiefst erschüttert [...]. Dieser Akt des Terrors ist nicht nur ein Anschlag auf die muslimische Gemeinde, sondern ein Anschlag auf den Zusammenhalt, auf die Brüderlichkeit und auf die Integration.[...] Wir rufen die Bewohner der Stadt Bochum auf mit uns zusammen solidarisch dagegen zu stehen."
Spionieren Ditib-Imame für Erdogan?
Zuletzt verdichteten sich Hinweise, dass von Ankara gesandte Imame und Ditib-Funktionäre regierungskritische Türkeistämmige in Deutschland denunzieren und die Namen dieser Personen an den türkischen Staat übermitteln. Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga hatte das in der „Rheinischen Post“ zunächst bestätigt. Später wurde auf der Webseite des Verbands eine „Richtigstellung“ veröffentlicht. Darin hieß es nur noch, die Vorwürfe würden ernst genommen und weiterhin untersucht. Die Bundesanwaltschaft ermittelt im Islamverband wegen Spionageaktivitäten gegen Unbekannt.
Die Bochumer Bundestagsabgeordnete Sevim Dagedelen (Linke) erklärte vor einigen Tagen, "Ditib ist keine Religionsgemeinschaft, sondern Motor des politischen Islamismus in Deutschland. Über den Ditib-Islamunterricht hat Erdogan Zugang zu den Klassenzimmern an deutschen Schulen. Wer mit dem von der Türkei aus gesteuerten Spitzelverband weiter als „Partner“ zusammenarbeitet, macht sich mitschuldig an der Verfolgung von Andersdenkenden in Deutschland und unterstützt damit die Erdogan-Diktatur."
Weitere Schmierereien auf U-Bahn-Schild
Der Konflikt zwischen den Anhängern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Anhängern des einflussreichen Predigers Fethullah Gülen, radikalen Nationalisten und der kurdischen Bevölkerung spitzt sich indes immer dramatischer zu. Da die Polizei davon ausgeht, dass die Farb-Attacke auf die Moschee an der Schmidtstraße ebenfalls in diesem Zusammenhang steht, hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Bisher hat die Polizei noch keine Hinweise auf den oder die Täter, bittet aber Zeugen, die etwas verdächtiges gesehen haben, sich zu melden.
Auch an der U-Bahnstation am Willy-Brandt-Platz wurden die Kürzel der in Deutschland und der Türkei verbotenen kurdischen Partei "PKK" und der Kurdenmiliz "YPG" in roter Farbe auf ein U-Bahnschild geschrieben. Ob es einen Zusammenhang gibt, prüfen die Ermittler nun.
Die "Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen" äußerte sich am Freitag ebenfalls zu der Farb-Attacke. In einer Pressemitteilung heißt es: "Mit größter Empörung haben die Vertreter der Bochumer Moscheen die Nachricht verübten Anschlages erhalten. Wir in der Arbeitsgemeinschaft Bochumer Moscheen verurteilen diesen feigen Akt auf das Schärfste und erklären, dass diese Tat nicht nur die Merkez Ditib-Moschee betrifft, sondern einen Angriff auf alle Bochumer Moscheen darstellt."