Brände in Kabelschächten gelegt

Erstveröffentlicht: 
31.12.2016

Mehrere Brandstiftungen im Raum Karlsruhe sorgten am Donnerstag für zahlreiche Verspätungen bei der Bahn, am Freitag liefen die Reparaturen noch.

 

FREIBURG. Zahlreiche Verspätungen im Zugverkehr auf der Rheintalstrecke und darüber hinaus, ein Schaden in mindestens sechsstelliger Höhe und noch keine heiße Spur: Brandstiftungen an Kabelschächten der Deutschen Bahn im Raum Karlsruhe und Speyer beschäftigen die Ermittlungsbehörden vor dem Jahreswechsel.


Bereits am Mittwochabend hatte ein Zugführer nördlich von Graben-Neudorf um 20.20 Uhr die Feuerwehr alarmiert, weil ein Kabelschacht an der Brücke zur Bundesstraße 35 in Flammen stand. An den beiden Brandstellen wurde Brandbeschleuniger gefunden. Die Polizei geht darum von Brandstiftung aus, wie Florian Herr, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe, bestätigt. In dem Schacht verlaufen unter anderem die Kabel der Signalanlagen für den Zugverkehr.

Am Donnerstag wurden gleich drei ähnlich gelagerte Brände gemeldet: Einer um 11.30 Uhr bei Walldorf-Wiesloch, einer um 12.50 Uhr an der Strecke bei Bruchsal-Untergrombach und um 14.45 Uhr brannte ein Kabelschacht bei der Haltestelle Bruchsal Schlachthof. Mittlerweile konnte auch an diesen drei Tatorten Brandbeschleuniger nachgewiesen werden, das Kriminalkommissariat Bruchsal ermittelt und wird dabei von der Bundespolizei unterstützt.

Wie mit etwas Verzögerung bekannt wurde, hatte es am Donnerstag gegen 18 Uhr bei Lingenfeld (Landkreis Germersheim), nur wenige Kilometer hinter der Landesgrenze in Rheinland-Pfalz ebenfalls einen Brand in einem Kabelschacht gegeben, auch hier war Brandbeschleuniger verwendet worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen den fünf Brandstiftungen gab, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen, wie Carolin Bartelt, Sprecherin der Bundespolizeidirektion in Karlsruhe, sagt. Staatsanwalt Oliver Walter kann zumindest bestätigen, dass auch der Lingenfelder Fall nach Absprachen Gegenstand hiesiger Ermittlungen ist.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagt zwar, dass solche Fällen auch aus der Vergangenheit bekannt seien, eine Serie wie in dieser Woche habe es bislang jedoch nicht gegeben. Für den Bahnverkehr seien aus den jüngsten Brandstiftungen "erhebliche Beeinträchtigungen" entstanden, so der Sprecher weiter. Zwar sei der überwiegende Teil der Züge gefahren, teilweise jedoch mit reduzierter Geschwindigkeit oder über Umleitungen. Dadurch seien Verspätungen von bis zu 30 Minuten entstanden. Am Donnerstagabend fuhren alle Züge wieder auf ihren üblichen Strecken. Die Auswirkungen der Brandstiftungen seien in Form von zwei- bis dreiminütigen Verspätungen vor allem zwischen Mannheim und Karlsruhe jedoch auch am Freitagnachmittag noch zu spüren gewesen.

Auf dem Twitter-Account der Bahn unter @DB_Info war zwischenzeitlich die Rede von einem Brandanschlag gewesen, zuvor und auch später hieß es wieder, die Verspätungen seien auf Vandalismus an der Strecke zurückzuführen. "Das war von der Wortgewalt her vielleicht etwas wuchtig", sagt der Sprecher der Bahn am Tag drauf.

"Wir gehen absolut nicht von einem Anschlag aus", sagt Polizeisprecher Herr – bei einem Anschlag müsse es Anhaltspunkte dafür geben, dass Menschenleben vorsätzlich gefährdet werden sollten. Dies sei bei den Brandstiftungen nicht der Fall. Weder an der Strecke, noch im Zug haben sich Menschen ernsthaft in Gefahr befunden, so Herr.

Das Risiko, dass Züge auf einspurigen Strecken kollidieren, weil die Signalanlagen ausfallen, sei nicht gegeben, wie der Bahnsprecher sagt. Ein mehrstufiges System stelle sicher, dass Züge nur fahren, wenn die Strecke frei ist. Den Schaden kann er noch nicht beziffern. Wie viele Fahrgäste Forderungen wegen einer verspäteten Ankunft stellen werden, sei noch unklar und die Reparaturarbeiten liefen am Freitagmittag noch – "Das Wichtigste ist erstmal, dass der Schaden behoben wird."

Polizeisprecher Herr geht von einem Schaden in sechsstelliger Höhe aus, allein bei Graben-Neudorf belaufe er sich auf rund 100 000 Euro.