G20-Gipfel in Hamburg - Polizei rechnet mit 100.000 Gegendemonstranten

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Erstveröffentlicht: 
01.12.2016

Hafenstraße, Schanze, Rote Flora – Hamburgs Polizei ist sehr erfahren, was kritische Demo-Lagen angeht. Doch vom 7. bis 8. Juli kommenden Jahres stehen die Ordnungshüter vor einer beispiellosen Herausforderung: Zum G20-Gipfel erwartet die Polizei nach MOPO-Informationen 100.000 Gegendemonstranten.

 

Bis zu 10.000 davon könnten sich in einem gewaltbereiten „Schwarzen Block“ formieren – und so die Polizei vor eine fast unlösbare Aufgabe stellen. Bisher galt der 21. Dezember 2013 als schlimmster Demo-Tag für die Hamburger Polizei.

Mehr als 4.000 gewaltbereite Demonstranten lieferten sich bei einer Demo für den Erhalt der „Roten Flora“ eine Straßenschacht mit der Polizei. 169 Polizisten wurden verletzt, mehrere schwer. Nach Angaben linker Organisationen wurden 500 Demonstranten verletzt.

Damals war bundesweit für die Demo mobilisiert worden. Doch für die Aufmärsche  gegen den G20-Gipfel 2017, der im Rathaus sowie in den Messehallen stattfindet, läuft eine weltweite Mobilisation. Im schwarzen Block werden dann auch Linksextreme aus Griechenland, Italien, Spanien oder Frankreich mitlaufen. Und die gelten als gewaltbereiter als  Berliner oder Hamburger „Straßenkämpfer“.

Zusätzliche Brisanz bekommt die ganze Veranstaltung durch die offiziellen Gäste: Mit US-Präsident Donald Trump, Russlands Regierungschef Putin oder dem türkischen Präsidenten Erdogan treffen hier extrem umstrittene Staatschefs  zusammen.

Auf einem Blog  mit dem Titel „Shut Down Capitalism. Den G20-Gipfel in Hamburg versenken“ wird schon jetzt zu Protesten aufgerufen. Auf einer anderen Website hieß es: „Wenn sich die Bonzen in Anzügen in Hamburg treffen wollen, dann kommen wir in Adiletten und sprengen ihr Klassentreffen.“

Zuletzt fanden viele G20-Treffen an abgeschotteten Orten oder in autoritären Staaten statt, wo es kaum Raum für Proteste gab. Anders war es 2010 in Toronto, da brannten nicht nur Polizeiwagen in den Straßen, es  kam auch zur größten Massenfestnahme in der kanadischen Geschichte (1.105 Menschen). In Genua 2001 wurde sogar ein Demonstrant erschossen.

Nach aktueller Planung werden knapp 14.000 Polizisten im Einsatz sein. 10.000 davon kommen aus anderen Bundesländern oder von der Bundespolizei. Wenn tatsächlich 10.000 gewaltbereite Protestler kommen, reicht das trotzdem nicht aus. Joachim Lenders, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft:„ In so einem Fall müssen dringend weitere Polizeieinheiten aus dem Bundesgebiet nach Hamburg verlegt werden.“  

Für den Hamburger Einsatzleiter Hartmut Dudde (53) wird es der Einsatz seines Lebens. Der leitende Polizeieinsatzleiter hat jahrzehntelange Demo-Erfahrung. Er wird sie brauchen an diesem Wochenende im Juli kommenden Jahres.