Polizei rüstet in Connewitz auf: Schusssichere Wände und Alarmtechnik

Erstveröffentlicht: 
28.11.2016

Die neuen Sicherheitswände sollen sogar Schüsse abhalten: Knapp drei Jahre nach ihrer Eröffnung wird Leipzigs umstrittenste Polizeidienststelle in der Connewitzer Wiedebach-Passage modernisiert und umgebaut.

 

Die neuen Sicherheitswände sollen sogar Schüsse abhalten: Knapp drei Jahre nach ihrer Eröffnung wird Leipzigs umstrittenste Polizeidienststelle in der Connewitzer Wiedebach-Passage modernisiert und umgebaut. Wie Sachsen Finanzminister Georg Unland (CDU) auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Linke) mitteilte, liegen die Gesamtbaukosten bei etwa 482 000 Euro, bezahlt vom Land.

 

Dafür soll der Grundriss des Polizeipostens völlig neu gegliedert werden. Künftig werde es zwei getrennte Büros, eine separate Eingangszone und einen Bereich für Technik geben, kündigte das Finanzministerium an. Damit wollen die Verantwortlichen die Arbeitsbedingungen der hier eingesetzten Beamten verbessern. Auch die Heizungs- und Lüftungsanlage wird umgerüstet, die Telekommunikationsanlage komplett neu eingebaut.

 

Großen Stellenwert nimmt die Frage der Sicherheit ein. Fenster und Türen sollen so weit ertüchtigt oder sogar ganz neu eingebaut werden, damit diese aktuellen Sicherheitsanforderungen gerecht werden. Außerdem werden Anlagen zur Zutrittskontrolle und zur Videoüberwachung sowie ein Einbruchmeldesystem installiert. Nach Informationen aus dem Ministerium sollen vor den Fassaden zudem „durchschusshemmende, transparente Sicherheitswände“ eingebaut werden.

 

Allein die Baukosten belaufen sich auf 205 000 Euro, so Unland, technische Anlagen schlagen mit 190 000 Euro zu Buche. Bis zum Frühjahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Polizei bleibt trotz der aufwendigen Umbaumaßnahmen im Szeneviertel rund um die Uhr präsent. Zumindest ein Bürgerpolizist ist in der Wiedebachpassage als Ansprechpartner da.

 

Die Polizeiaußenstelle war Anfang Februar 2014 eröffnet worden und seither heftig umstritten. So war der neue Posten beispielsweise Anlass für die Gründung der Initiative „Für das Politische!“, die einen Offenen Brief gegen die Eröffnung der Dienststelle formulierte. Auch diverse Szeneläden aus dem Kiez schlossen sich dem Protest damals an. Später fanden sogar politische Festivals unter dem Motto „Kontrollbereich 04277“ statt.

 

Unverhohlen feindselig reagierten gewaltbereite Autonome auf den Polizeiposten. So griffen rund 50 Vermummte am 7. Januar 2015 die Dienststelle an, warfen mit Steinen, Farbbeuteln und Feuerwerkskörpern, fackelten mit einem Brandsatz einen davor abgestellten Streifenwagen ab. Selbst für den langgedienten Leipziger Polizeichef Bernd Merbitz erreichte der Angriff eine bis dahin ungeahnte Dimension. „Da drinnen saßen zwei Bürgerpolizisten, die haben Todesängste ausgestanden, waren lange Zeit dienstunfähig. So etwas war für mich bis dahin unvorstellbar“, zeigte er sich noch ein Jahr später im LVZ-Interview erschüttert.

 

Zumal die Linksextremisten nach dem Anschlag ganz offen mit weiteren Angriffen auf die Polizisten drohten. „Auch wenn du deine Uniform ablegst, so bleibst du immer noch das gleiche Schwein von Mensch und wirst weiterhin Ziel unserer Interventionen sein, wann immer wir es wollen“, hieß es in einem anonymen Bekennerschreiben. Insofern kommen teure Investitionen in Sicherheitstechnik gewiss nicht von ungefähr, auch wenn sich die Lage an der Dienststelle zuletzt merklich entspannt hatte.