[NI] Besuch mit Schlagstöcken

Erstveröffentlicht: 
30.07.2016

Neonazis haben am Donnerstag versucht, einen Vortrag der Antifa in Nienburg zu stürmen. Augenzeugen berichten, sie seien zum Teil mit Knüppeln bewaffnet gewesen

 

Der Vortrag der Antifaschisten im Kulturwerk Nienburg sollte über rechte Strukturen in der niedersächsischen Region aufklären. „Dann kam plötzlich der Ruf von draußen, dass sich eine Gruppe Nazis nähert“, berichtet der Besucher Anna W. (Name geändert).

 

Die Stimmung im Saal sei danach erst mal aufgebracht gewesen. „Wir sind dann mit einer Gruppe rausgegangen, um zu sehen, was da los ist.“ Draußen vor der Tür habe er dann mindestens neun Neonazis gegenüber gestanden. Zwei hätten Schlagstöcke in ihren Händen gehalten.

Anna W. sagt: „Die waren nicht zum Diskutieren gekommen, die wollten die Veranstaltung stürmen!“ Die Stimmung sei äußerst aggressiv gewesen. Beide Gruppen hätten sich lauthals angeschrien.

 

Die Polizei schritt ein und trennte die beiden Lager. „Wir haben bei den Personen, die augenscheinlich der rechten Szene zugehörig waren, die Personalien festgestellt und Platzverweise erteilt“, berichtet der Pressesprecher der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, Thomas Münch.

Die Polizei habe vorab von Befürchtungen gehört, dass es zu Übergriffen seitens der rechten Szene kommen könnte. Strafrechtlich relevante Sachverhalte seien jedoch nicht festgestellt worden. Auch Gegenstände habe man nicht beschlagnahmt.

 

Rudi Klemm, vom „Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage“ (Wabe) vermutet, dass die Neonazis ihre Waffen beim Eintreffen der Polizei weggeworfen haben könnten. Klemm hat die rechte Szene in Nienburg im Blick. Er sagt: „Die Neonazis, die da vor der Tür standen, waren Teil der „Aktionsgruppe Nienburg/Weser“. Diese bekämen Zulauf in der Stadt und seien mittlerweile auch bei bundesweiten Demonstrationen anzutreffen.

Auch vor gewalttätigen Angriffen auf alternative Jugendliche schreckten diese nicht zurück. „Trotzdem gibt es leider Menschen in Nienburg, die immer noch behaupten, es gäbe keine Neonazis in der Stadt“, sagt Klemm.

 

Für ihn zeigt der Vorfall im Kulturwerk, dass die niedersächsische Stadt sehr wohl ein Problem mit Neonazis hat.