Lok-Anhänger greifen Grünen-Landeschef Kasek im Zug an – Lazar und Melcher bedrängt

Erstveröffentlicht: 
07.11.2016

Anhänger des 1. FC Lok Leipzig haben auf dem Rückweg vom Auswärtsspiel in Jena Grünen-Landeschef Jürgen Kasek angegriffen. Auch die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar und Leipzigs Grünen-Vorsitzende Christin Melcher wurden bedrängt.

 

Leipzig/Naumburg. Sachsens Grünen-Landeschef Jürgen Kasek ist am Sonntag in Naumburg von Fußballfans angegriffen worden. Laut Kasek soll es sich um Anhänger des 1. FC Lok Leipzig handeln. Diese hätten ihn mit einer Flasche attackiert. Auch Leipzigs Grünen-Vorstandssprecherin Christin Melcher und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar sowie ein weiteres Mitglied wurden am Sonntagnachmittag bepöbelt und bedrängt, erklärte Kasek gegenüber LVZ.de.

 

 

Zusammengefasst: im Zug von Lok Hools angegriffen, von Polizei aus dem Zug verwiesen (Haut ab). So weit geht es uns gut. #hassland #nonazis

— Jürgen Kasek (@JKasek) November 6, 2016

 

Die Bundespolizei bestätigte den Vorfall. „Derzeit sind wir noch bei der Prüfung und Bewertung“, erklärte Sprecher Bernd Förster von der zuständigen Bundespolizeidirektion in Pirna. Ob die Lok-Anhänger am Leipziger Hauptbahnhof durch Polizeikräfte in Empfang genommen wurden, konnte er nicht sagen. Eine abschließende Meldung seitens der Bundespolizei werde es frühestens am Montag geben, so Förster.

 

Die Grünen-Politiker waren am Sonntag gegen 16.30 Uhr auf dem Heimweg von einem Urwahlforum in Erfurt. Lazar, Melcher und Kasek traten die Heimreise von Erfurt über Naumburg an. In der Saalestadt wechselten sie den Zug. In der Regionalbahn Leipzig saßen bereits Anhänger des 1. FC Lok Leipzig. Diese waren auf dem Heimweg vom Auswärtsspiel in Jena. 

 

Jürgen Kasek wird mit Flaschenwurf attackiert


Nach Kaseks Angaben haben im Zug anwesende Polizeibeamte die Politiker, die am Eingang bleiben wollten, zum Weitergehen aufgefordert. Diese seien in der Folge von den Leipziger Fußballanhängern erkannt und bedrängt worden. Kasek wurde mit einer Kunststoff-Flasche beworfen und am Kopf getroffen. Melcher ergänzt später: "Ein Hool vorne links sagte: 'Der ist BSG Fan. Das ist ein Provokation.' Das wiederholte er zwei-, dreimal: 'Eine Provokation.' Ein Polizeibeamter direkter an Tür sagte durch sein Funkgerät: 'Hier sind Chemiefans im Zug.' Dann schrie die Polizei, wir sollen den Zug verlassen."

 

Inzwischen sei auch Monika Lazar angeschrien worden, die im Gang des Zuges am weitesten vorgedrungen war. "Jürgen verließ den Zug. Wir ebenfalls einige Sekunden später, wir mussten uns koordinieren. Die Hools schrieen, es wurden immer mehr, immer aggressiver", so Melcher. Die Polizei haben zu den Politikern gebrüllt: „Haut ab! Haut ab!“

 

 

Hier noch meine Eindrücke von heute! https://t.co/yOJzeVHMSl Vielen Dank an alle, die ihre Solidarität zeigen! Das macht Mut! #nonazis

— Christin Melcher (@ChMelcher) November 6, 2016

 

„Im Bahnhof haben wir gesehen, wie die Lok-Fans gegen die Scheibe getrommelt haben.“ Auf Verlangen der Beamten sollten Lazar, Melcher und Kasek in der Folge auch den Bahnsteig verlassen. „Ich kann der Polizei keinen Vorwurf machen. Die waren schlicht überfordert. Aber ohne die Polizisten könnte ich jetzt sicher nicht mehr telefonieren“, erklärte Kasek im Gespräch mit der LVZ.

 

Ein Schaffner bemerkte kurze Zeit später die Situation und bot den Grünen-Politikern an, statt des Regionalzuges den ICE nach Leipzig zu nehmen. „Wir hatten die Befürchtung, dass wir am Leipziger Hauptbahnhof erwartet würden“, so Kasek. Der ICE war jedoch vor der Regionalbahn im Hauptbahnhof. 

 

Bereits der zweite Vorfall mit Lok-Hooligans am Wochenende


Erst am Freitag musste die Polizei in Leipzig zu einem Großeinsatz ausrücken, weil hundert mutmaßliche Hooligans aus dem Umfeld von Lok Leipzig auf dem Dittrich-Ring aufmarschiert waren. Bereits in der Vorwoche gab es am Wochenende trat eine größere Ansammlung von Lok- und HFC-Anhängern in der Härtelstraße auf. Einige der Männer traten dabei teilweise vermummt auf.