Aktivisten benennen Straßen nach NSU-Opfern

Erstveröffentlicht: 
04.11.2016

Linke Aktivisten haben in der Nacht zu Freitag in Dresden-Löbtau die Bünaustraße und Reisewitzer Straße symbolisch umbenannt. Wie das Bündnis "Antifaschistische Initiative Löbtau" mitteilte, sind die Straßenschilder mit Folien überklebt worden. Darauf seien die Namen zweier mutmaßlicher Opfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" zu lesen: Enver Şimşek und Halit Yozgat. Man wolle damit an die Toten der rechtsterroristischen Mordserie erinnern, hieß es in einem Bekennerschreiben. Der rechtsterroristische NSU ist vor fünf Jahren enttarnt worden.

 

Stadtteil bewusst gewählt


Der Stadtteil Löbtau sei bewusst gewählt worden, weil darin "Thomas S., ein Unterstützer des Naziterrors" gelebt habe, hieß es in dem Bekennerschreiben. In Sachsen seien aus den zahlreichen Skandalen rund um den NSU keine Lehren gezogen worden. Öffentliches Gedenken gebe es nicht, hieß es weiter.

 

Die Opfer des NSU Dem NSU wird eine deutschlandweite Mordserie an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund zugeordnet. Enver Şimşek war vermutlich das erste Todesopfer des sogenannten NSU. Er wurde am 9. September 2000 in Nürnberg auf offener Straße an seinem Blumenstand niedergeschossen und erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Das letzte Opfer, Halit Yozgat, wurde am 6. April 2006 in einem von ihm betriebenen Internetcafé in Kassel mit zwei gezielten Kopfschüssen ermordet.

Die sogenannte Česká-Mordserie forderte insgesamt neun Opfer. Alle Morde haben eine Gemeinsamkeit: Sie wurden mit einer Pistole des Typs Česká CZ 83 verübt und hinrichtungsartig ausgeführt. Bei den Morden wurden immer mehrere Schüsse aus kurzer Distanz abgegeben. Die Pistole wurde später im Umfeld der Hauptverdächtigen sichergestellt.