„Solchen Menschen wünsche ich den baldigen Tod und nichts anderes“, postete der Vorsitzende des Vereins „Dresdner Bürger helfen Obdachlosen und Bedürftigen e.V“, Ingolf Knajder, am 12. Oktober auf Facebook. Gemeint war Andreas Schönherr, Vorsitzender der Dresdner Tafel.
Dresden. „Solchen Menschen wünsche ich den baldigen Tod und nichts anderes“, postete der Vorsitzende des Vereins „Dresdner Bürger helfen Obdachlosen und Bedürftigen e.V“, Ingolf Knajder, am 12. Oktober auf Facebook. Gemeint war Andreas Schönherr, Vorsitzender der Dresdner Tafel. Dabei müssten sich die beiden doch eigentlich gut verstehen. Der im Sommer unter anderem von Knajder und dem FPD-Stadtrat Jens Genschmar neu gegründete Verein will, wie es der Name schon sagt, Dresdner Bedürftige unter anderem mit Sachspenden unterstützen. Am 13. Dezember soll ein Weihnachtsessen für Obdachlose im Ballhaus Watzke stattfinden. Dagegen kann eigentlich niemand etwas haben. Und doch lehnte Schönherr eine Zusammenarbeit ab. Nach Ansicht von Knajder verdient er dafür nichts anderes als den Tod.
„Wir sind schon vor der Anfrage auf die Gruppe aufmerksam geworden. Unser Eindruck, dass es bei dem Projekt mehr darum geht, ausländische und deutsche Bedürftige gegeneinander auszuspielen, als zu helfen, hat sich in einem Telefonat mit Herrn Knajder bestätigt. Ausschließlich Deutschen zu helfen widerspricht den Grundsätzen der Tafel“, begründet Schönherr die Ablehnung heute. Knajder habe sich am Telefon jähzornig und cholerisch verhalten und sich hauptsächlich darüber beschwert, dass Flüchtlinge zu viel Unterstützung erhalten, so der Tafel-Vorsitzende.
Die Beschreibung Knajders passt ins Bild: Der Mann ist ein bekannter Pegida-Unterstützer, der im Bürgermeisterwahlkampf auf Facebook kräftig die Werbetrommel für Tatjana Festerling gerührt hat. Ein Foto, das den DNN vorliegt, zeigt ihn zusammen mit Festerling und dem niederländischen Rechtspopulisten Edwin Wagensveld hinter einem Transparent. Mit seiner ausfallenden Art fiel er immer wieder auf Diskussionsveranstaltungen auf. Berlin ist für ihn „ein von Arabern und Türken-Clans regiertes Kalifat“, um nur einige Beispiele zu nennen.
Normalerweise wäre die Geschichte durch die Ablehnung der Tafel erledigt. Doch Knajder bekommt prominente Unterstützung. Unter dem besagten Post, in dem Knajder nicht nur Schönherr den Tod wünscht, sondern auch klarstellt, dass die Tafel nicht dafür gegründet worden sei, um „Asylanten, Einwanderer ohne Ausweispapiere, Asyl-Missbraucher und Scheinasylanten, kriminelle Migranten und islamistische Terroristen zu beköstigen“, pflichten ihm zwei CDU-Stadträte bei. „Wir sollten mal in den Haushalt gucken. Wie hoch die finanziellen Mittel der Stadt für diesen Verein sind“, schrieb Angela Malberg. Ihr Parteifreund Peter Joachim Krüger sprach sich auch für eine Überprüfung der Tafel aus: „Sollten wir tun, liebe Angela Malberg“, schrieb er und verzierte den Satz mit einem Smiley, der die Zunge heraussteckt. Auch die ehemalige FDP-Stadträtin Barbara Lässig mischt sich mit den Worten „Das wäre super Angela! Bitte tu das“ ein und regt an, den Tafelvorsitzenden mit Telefonanrufen unter Druck zu setzen.
Konfrontiert mit ihren Facebook-Postings geben sich die Stadträte kleinlaut. „Es ist blödsinnig gewesen und es tut mir im Nachhinein leid, unter dem Post von Herrn Knajder geschrieben zu haben“, sagt Malberg und erklärt, dass sie diesen nicht gelesen habe. Von ihrem Standpunkt will sie dennoch nicht abrücken und das Thema im Stadtrat zur Sprache bringen. So auch Peter Joachim Krüger: „Ich werde anregen, dass der Sozialausschuss sich mit den Aufgaben der Tafel beschäftigt“, sagt der Stadtrat. Von den Aussagen Knajders distanziert auch Krüger sich und stellt klar: „Wenn Menschen in Not sind, muss ihnen geholfen werden. Dabei ist es egal woher sie kommen.“ Vereinsmitbegründer und FDP-Stadtrat Jens Genschmar wollte sich gegenüber den DNN bisher weder am Telefon noch schriftlich äußern. Der Geschäftsführer des Fußballmuseums versteigert derzeit ein T-Shirt des ehemaligen Dortmund Spielers Sebastian Kehl im Internet. Der Erlös soll dem Verein zugutekommen. Auch Genschmar wird seit Jahren immer wieder auf Pegida-Demonstrationen im Gespräch mit Ordnern und Mitgliedern des Organisationsteams gesichtet.
Tafelchef Andreas Schönherr bleibt trotz des Gegenwindes, der ihm derzeit in Dresden um die Nase weht, optimistisch: „Ich sitze hier auf meinem Stuhl und mache mir keine Sorgen“, sagt er lachend und fügt etwas ernster hinzu, „auch nicht um meine Familie“.
Von Hauke Heuer