Auch wir als LevelUP beteiligen uns an der Ernst-Bloch-Woche, einer alternativen Einführungswoche für Erstsemester und alle anderen Interessierten. Mit zwei Veranstaltungen wollen wir euch in Tübingen herzlich willkommen heißen und mit euch ins Gespräch kommen. Ebenso sind natürlich alle, die nicht neu in Tübingen und Umgebung sind, herzlich eingeladen.
Vortrag: Solidarity Beyond Europe - Zur Notwendigkeit und praktischen Ansätzen transnationaler Organisierung
Am 31.März 2012 gingen im Rahmen des europäischen Aktionstags gegen Kapitalismus M31 in 15 Ländern Aktivist*innen gegen Austerität und Krise auf die Straße. Besonders durch die sog. Eurokrise wird zunehmend offensichtlicher, dass einseitige, national eingegrenzte Kämpfe innerhalb und gegen die Sphären der Produktion und Reproduktion nicht ausreichen, um sich den Verwerfungen der kapitalistischen Verwertungslogik zu widersetzen. Sowohl die europäische Austeritätspolitik als auch die Migrationsbewegungen der letzten Jahre haben europaweit den Ruf nach Stärkung des Nationalismus und autoritärer Krisenbewältigung ausgelöst, während linke Antworten meist entweder als eine Verteidigung des status quo erscheinen oder sich in „Lexit“-Phantasien erschöpfen. Gleichwohl war Europa nie ein emanzipatorisches Projekt, sondern immer ein kapitalistischer und damit auch immer neokolonialer Versuch, politisch mit dem Stand der ökonomischen Vernetzung auf dem Weltmarkt Schritt zu halten. Doch gerade deswegen wird Emanzipation nur in seiner grenzübergreifenden Überschreitung, nicht im Rückfall dahinter zu finden sein. Aus diesem Grund ist dann 2013 aus der M31 Mobilisierung das antikapitalistische Netzwerk Beyond Europe entstanden.
In dem Vortrag soll es darum gehen, warum wir uns als Teil von Beyond Europe transnational organisieren und wie konkrete Ansätze einer transnationalen, solidarischen Praxis aussehen können. Wir sind jedoch nicht die Ersten, die sich um transnationale Organisierung bemühen und daher soll es ebenso um einen Überblick über theoretische Überlegungen internationalistischer Politik und deren Entwicklung gehen. Bereits vor über 100 Jahren gab es den sog. Lenin-Luxemburg-Disput zur Frage eines Selbstbestimmungsrechts der Völker. Dieses wäre nach Lenin zu unterstützen, da sich feudal oder kolonial organisierte Gesellschaften erst zu einem bürgerlichen Nationalstaat entwickeln müssten und in diesem erst dann das Proletariat die Macht übernehmen könne, während dem Rosa Luxemburg einen proletarischen Internationalismus entgegen hielt und den (imperialistischen) Staat als Instrument kapitalistischer Herrschaft identifizierte, welcher der Bourgeoisie zur Herrschaft verhelfen würde. Darauf aufbauend soll dann eine Analyse der nationalen Befreiungsbewegungen stattfinden und Solidaritätsbewegungen im globalen Norden, was sich unter dem Schlagwort der Nord-Süd-Solidarität verselbstständigt hat. Schließlich soll ein Überblick über die Antiglobalisierungsbewegung mit den Gipfelprotesten um die Jahrtausendwende und die antideutsche Kritik an bestehender internationalistischer Organisierung und deren Konsequenzen für die Radikale Linke in Deutschland gegeben werden.
Abschließend möchten wir Beyond Europe als ein Projekt antiautoritärer und antikapitalistischer Organisierung im transnationalen Rahmen vorstellen und mit euch diskutieren wie internationalistische Praxis heute aussehen kann, welche Perspektiven es gibt, wie das konkret umzusetzen ist und auch welche Implikationen Ansätze wie die der Zapatistas oder des Demokratischen Konföderalismus bieten, also von der nationalen Befreiungsbewegung zur sozialen Befreiungsbewegung?
Wann? Donnerstag 03.11.16 um 19 Uhr
Wo? Blauer Salon (Münzgasse 13, 72070 Tübingen - Achtung Raumänderung! Die Angaben auf dem Flyer sind nicht mehr aktuell)
Wer? Eine Veranstaltung des Internationalistischen Zentrums Dresden und LevelUP.
Für weitere Informationen:
facebook.com/kommunismus.tv