Die Situation ist bedrückend – da sind sich alle einig. Seit zwei Wochen leben 24 Menschen, darunter 15 Kinder und Jugendliche, in engen, trostlosen Wohncontainern auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft in der Hermann-Mitsch-Straße. Seit diese Situation öffentlich kritisiert – und von der "Grünen Alternative Freiburg (GAF)" als "Abschreckungspolitik" bezeichnet – wurde, sind alle angespannt. Auch die Flüchtlinge, die ihre Namen lieber nicht sagen.
Bei schönem Wetter ist es etwas erträglicher. Dann können die Kinder 
zumindest ’raus. Sie umringen Evelyn Plamper, die Deutsch studiert hat 
und als "Zwei-Euro-Jobberin" stundenweise zur Hausaufgabenbetreuung 
kommt – eigentlich zu denjenigen Kindern, die in der Unterkunft leben. 
Jetzt versucht sie, auch die anderen mit aufzufangen – ansatzweise. Auf 
die Kinder überträgt sich die Angst ihrer Eltern. Eines der Mädchen, 14 
Jahre alt, spricht Englisch, viel erzählen will sie nicht. Wie sie sich 
fühlt? "Nicht gut."
Bisher teilten sich sechsköpfige Familien zwölf Quadratmeter große 
Container-Zimmer mit nur vier Betten, die Luft in den Containern ist 
stickig. Nach Auskunft der Bewohner gibt es Kakerlaken. Das Essen wird 
geliefert, es ist ganz anders als das, was die Familien kennen und 
gewohnt sind. Vor allem die Kinder kommen damit nicht zurecht, erzählt 
ein Vater, einige hätten sich übergeben, manche hätten Allergien. "Warum
 bekommen wir kein Geld, damit wir einkaufen können?" fragt ein Mann, 
"das wäre normal." Ana Majstovovic erlebt hier zurzeit ein seltsames 
"déja vu": 1992 kam sie selbst als Flüchtling nach Deutschland, die 
Umstände, in denen sie hier anfangs leben musste, waren für sie schlimm.
 Jetzt kommt sie als Übersetzerin in die Container und stellt fest: 
"Hier ist alles noch viel schlimmer als damals."

