Ordnungsamt will NS-Gedenktag vor der Lorenzkirche verhindern
NÜRNBERG - Eine Gruppe Rechtsextremer hat für Sonntag, den 16. Oktober, vor der Lorenzkirche eine Kundgebung angemeldet — ausgerechnet an dem Tag, an dem vor 70 Jahren zehn NS-Kriegsverbrecher hingerichtet wurden.
Im städtischen Ordnungsamt schrillten die Alarmglocken, als die Anmeldung für die Veranstaltung, die am Sonntag von 16 bis 18 Uhr stattfinden soll, hereinkam. Zum einen ist der Anmelder kein unbeschriebenes Blatt: Roland Wuttke, Rechtsextremist und ehemaliger NPD-Vize-Landesvorsitzender in Bayern. Zum anderen aber bereitet dem stellvertretenden Behördenchef das Datum Bauchschmerzen. Denn am Sonntag jährt sich das Ereignis zum 70. Mal, dass in Nürnberg zehn Todesurteile im Prozess gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher vollstreckt wurden. "Das Versammlungsdatum ist mit den Ereignissen von damals verbunden", sagt Vize-Amtsleiter Robert Pollack.
Der Einladung eines Kooperationsgespräches sei der Anmelder noch nicht nachgekommen. Wuttke, der auch bei Kundgebungen der Kleinstpartei "Die Rechte" in München auftrat, gab in der Anmeldung an, mit Fackeln an der Veranstaltung auftreten zu wollen. "Das haben wir untersagt", sagt Pollack. Denn Fackeln oder andere symbolisch aufgeladene Gegenstände erwecken den Eindruck einer Gedenkveranstaltung. Vorsichtshalber hat das Amt auch weitere mögliche Absichten untersagt, die der Anmelder nicht ausdrücklich erwähnt hat: Bilder von hingerichteten NS-Verbrechern oder symbolische Galgen, die hochgehoben werden.
Das Bündnis Nazistopp ruft zur Gegendemonstration auf. Die Aktivisten gehen davon aus, dass die Rechtsextremen gegen die Nürnberger Prozesse "hetzen und verurteilte Hauptkriegsverbrecher reinwaschen" wollen. Das Bündnis hat eine Gegenkundgebung an der Lorenzkirche für 15.30 Uhr angemeldet.