Chemnitz - Für seine Kollegen war Viktor R. (32) ein "Super-Polizist". Für sein Umfeld ab Dezember 2014 nur noch ein Sicherheitsrisiko: Weil er offenbar an Schizophrenie litt, drehte der Beamte durch, prügelte und bedrohte teils wildfremde Menschen. Seit Montag steht er vorm Chemnitzer Landgericht.
27 Anklagepunkte muss das Gericht an fünf Verhandlungstagen abarbeiten. Viktor R., der in Hand- und Fußfesseln vorgeführt wurde, legte gleich zu Beginn ein Geständnis ab:"Ich kann mich nur an zwei der Taten erinnern, an den Rest so gut wie gar nicht. Es tut mir leid."
Die Liste der Taten ist lang: In Mittweida vermöbelte der Kampfsportler eine Rentnerin, am Schwanenteich ohrfeigte er einen 6-jährigen, an Tankstellen verprügelte er Autofahrer. Auch ein Busfahrer wurde sein Opfer.
Viktor R. attackierte sogar seinen Polizei-Psychologen und einen Ex-Kollegen vor der Dienststelle in der Chemnitzer Hartmannstraße.
Aufsehen erregte sein Angriff auf mehrere Ärzte und Pfleger im Klinikum Chemnitz im Februar 2016.
Der Angeklagte begründete das am Montag so: „Bei mir war Schizophrenie ausgebrochen. Ich litt unter Verfolgungswahn, hörte Stimmen, 24 Stunden am Tag.
Ich glaubte, man hätte mir bei einer Nasen-Operation in der Klinik eine Sonde eingepflanzt, welche mich fernsteuerte. Außerdem glaubte ich, mit Frequenzen bestrahlt zu werden.“
Selbst die Staatsanwaltschaft geht von einer Schuldunfähigkeit des Ex-Polizisten, der es von der Bereitschaftspolizei bis in die Elite-Truppe der Beweissicherungs- und Festnahme-Einheit BFE schaffte, aus.
Viktor R. wurde bereits aus dem Polizeidienst entlassen, ist derzeit in einer psychiatrischen Spezialklinik untergebracht.