Drei Verletzte nach Schießerei bei Zwangsräumung

Erstveröffentlicht: 
25.08.2016

In Reuden bei Zeitz sind am Donnerstag bei einer Zwangsräumung Schüsse gefallen. Mindestens drei Menschen wurden verletzt.

 

Schusswechsel zwischen SEK und Grundstücksbesitzer

 

Am Morgen hatte ein Gerichtsvollzieher die Polizei zur Unterstützung angefordert. Sie rückte mit einem Spezialeinsatzkommando an. Ein 41-Jähriger sollte zwangsgeräumt werden, weil er seine Grundschuld nicht bezahlt hatte. Polizeisprecher Ralf Karlstedt sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Beamten seien bei Eintreffen sofort angegriffen worden. Steine seien geflogen. Der Grundstücksbesitzer soll außerdem eine Waffe auf die Beamten gerichtet haben. "In der Folge hat der Drohende auch geschossen und darüber hinaus haben auch SEK-Beamte Schüsse abgegeben", schilderte der Polizeisprecher das Geschehen weiter. Ein Polizist erlitt einen Streifschuss am Hals, ein Beamter wurde gebissen. Der Besitzer des Grundstücks wurde mit mehreren Schüssen in den Oberkörper getroffen. Er wurde schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht. Dort wird er operiert. 

 

Eigener Staat auf Privatgelände

 

Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT ist der Besitzer des Grundstücks ein sogenannter "Reichsbürger". Auf seinem Gelände hatten sich bereits am Vortag mehrere weitere Personen versammelt. Sie betiteln das Grundstück als "Staat Ur", in dem ausschließlich die eigenen Gesetze gelten. Die Polizei erteilte mittlerweile Platzverweise. Festnahmen habe es nicht gegeben. Laut Polizei werden in Reuden noch Spuren gesichert. Eine Tatortgruppe des Landeskriminalamtes sei vor Ort.

"Reichsbürger" leugnen die Existenz der Bundesrepublik. Sie verweigern die Zahlung von Gebühren oder Bußgeldern, basteln ihre eigenen Führerscheine und Pässe und erkennen die BRD nicht als rechtmäßigen Staat an. Die Behörden in Sachsen-Anhalt hatten in den vergangenen Jahren hundertfach mit "Reichsbürgern" zu tun. So gab es zum Beispiel in Halle rund 200 Fälle, in Stendal 77 und im Salzlandkreis immerhin 52. Als bekanntestes Beispiel gilt in Sachsen-Anhalt Peter Fitzek aus Wittenberg, der sich als "König von Deutschland" sieht und unter anderem wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz mit der Justiz in Konflikt geriet.