Wien: Wagenplatz Treibstoff– rollt!!!

treibstoff Wien

Nachdem am 29.03.2010 mit einer Pressekonferenz das Ende des Wagenplatzes am Wiener Prater eingeläutet wurde, verließ die Gruppe einen Tag später das Gelände an der Ausstellungsstraße und befuhr ein Grundstück zwischen Prater und Trabrennbahn/ Krieau.

 

Vorgeschichte

Nach monatelanger Odyssee im Sommer und Herbst 2009 erkämpfte der Wagenplatz Treibstoff einen Mietvertrag für 6 Monate auf dem ehemaligen Gelände des Tennisvereins Union Prater in der Ausstellungsstraße.

Hierzu heißt es aus einer Pressmitteilung des Wagenplatzes: Wir haben in den letzten 6 Monaten gezeigt, dass Zwischennutzung auf brachliegenden Flächen möglich ist. Wir haben weiterhin gezeigt, dass wir vertragswürdige Partner sein können, die sich an gemachte Absprachen halten. Darüber hinaus haben wir in diesen 6 Monaten gezeigt, dass ein selbst verwalteter Wagenplatz eine soziale und kulturelle Bereicherung für eine Stadt ist.“

 

 

Gespräch mit Hanno Csisinko (Sprecher des Vizebürgermeisters)

Aufgrund des massiven Presserummels dieser Tage konnte eine Gesandtschaft der Wagentruppe Treibstoff am selben Tag ein Gespräch mit dem Sprecher des Vizebürgermeisters Herrn Csisinko erzwingen.

Hierbei wurde abermals mitgeteilt, dass es sich bei der Wagentruppe Treibstoff um einen eigenständigen Wagenplatz in Wien handelt, der nichts mit dem Wagenplatz in der Hafenzufahrtstraße (http://hafenstrasze.wagenplatz.at/) zu tun hat.

Darüber hinaus wurde mitgeteilt, dass die Gruppe Gespräche mit einem Weisungsbevollmächtigten und kompetenten Sprecher der Stadt Wien fordert, um über die Zukunft des Wagenplatzes Treibstoff sowie die allgemeine Zukunft von Wagenburgen in Wien zu diskutieren.

Im Gespräch mit Csisinko wurde deutlich, dass die Stadt Wien Wagenleben vordergründig für förderungswürdig hält, sich jedoch hinter der existierenden Gesetzeslage verschanzt. Nur unter den gegebenen Baugesetzen ist eine Ansiedlung von Wagenburgen möglich, so Csisinko.

Das Gespräch mit CsIsinko hat eigentlich nur ergeben, dass ohne eine politische Entscheidung, die sich zum Wagenleben bekennt und dadurch sich zu Sonderwidmungen oder ähnlichem entschließt, Wagenleben in Wien kaum eine vorstellbare Zukunft hat,“ so Wagenbewohnerin Ida Radkreuz.

 

Gespräch mit Peter Florianschütz bzw. Versuche mit dem Pächter in Kontakt zu treten

Währenddessen wurde der Wagentruppe Treibstoff durch den Mediator Peter Florianschütz mitgeteilt, dass das aktuelle Gelände im Besitz der Stadt Wien ist, eine Widmung für Sport, Freizeit und Erholung trägt, damit von der MA51 betreut und an den Trabrennverein Krieau verpachtet ist. Ebenso wurde dem Wagenplatz mitgeteilt, dass aufgrund der Osterfeiertage keine Räumung vor nächstem Mittwoch stattfinden wird. Die Möglichkeit mit dem Pächter oder Verantwortlichen in der Stadt Wien noch vor Ostern in Kontakt zu treten scheiterten.

Bis zum heutigen Tag steht der Wagenplatz noch immer auf dem Gelände in der Krieau. Zukunft weiterhin ungewiß.

 

Ostern auf dem neuen Wagenplatz

Aus diesem Grund wurde die Infrastruktur des Platzes aufgebaut. Zaun für die Hunde, sodass der Betrieb des Trabrennvereins nicht gestört wird. Bereits am Dienstagabend wurde die IDA-Vokü (http://ideedirekteaktion.at) sowie die IDA Bar auf den neuen Wagenplatz verlegt.

 

Das weitere Wochenende verlief ruhig. Am Ostersonntag wurde das Weiberfrühstück sowie das legendäre Wiener Oster-Bierdosen-Suchen auf dem Platz veranstaltet ohne in Konkurrenz mit einer Veranstaltung des Trabrennvereins zu treten.

 

Pressehetze der FPÖ und des Kuriers

Wie nicht anders zu erwarten und wie bereits im letzen Jahr auf die Spitze getrieben, können es die Freiheitlichen Kräfte Österreichs nicht lassen Wagenplätze zu diffamieren, zu kriminalisieren und durch Unwahrheiten in schlechtes Licht zu rücken. 2009 organisierte der FPÖ Abgeordnete Toni Mahdalik aus eine regelrechte Hetzkampagne gegen Wagenleben in Wien. Auf der Internetsite www.wagenplatzstopp.at.tt kann wer will sich die geistigen Ergüsse der Neofaschisten genauer ansehen. Den Medienrummel um den Wagenplatz Treibstoff nutzte die FPÖ natürlich aus um Müll, Dreck und Gesindel zu suchen wo nur ihr eigner geistiger Müll zu finden ist. In ihrer Presseaussendung zum Abzug des Wagenplatzes aus der Ausstellungsstraße schreibt die FPÖ: „Kaum, dass die Chaoten das Grundstück an der

Ausstellungsstraße verwüstet zurück gelassen haben, verdrecken sie schon das nächste Areal der Gemeinde im Prater.“ Der gesamte Pressetext kann auf: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100330_OTS0104 nachgelesen werden. Schlimm, dass keines der dort behaupteten Dinge wahr ist, schlimmer noch dass die größte Zeitung Österreichs (Kurier) die Unwahrheiten auch noch übernimmt. Aber es war eigentlich auch Nichts anderes zu erwarten. 

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Alter Wagenplatz nach dem Abzug

 

Die Krieau, U2 Stadtentwicklung und Gentrifizierung

Die Trabrennbahn sowie der ehemalige Wagenplatz auf den Tennisplätzen der Union Prater liegt im Strukturentwicklungsgebiet U2. Das Gebiet zwischen Stuwerviertel, Ernst-Happel-Stadion, Prater und Neue Messe ist eines der kostenträchtigsten und aufwendigsten Aufwertungsgebiete Wiens. Unter der Überschrift Philosophie der Stadtplanung beschreibt die U2 Stadtteilentwicklungs GmbH (eine 100% Tochterfirma der Wien-Holding) was sie sich unter Aufwertungsprozessen vorstellt: „Lebensqualität, Urbanisierung, architektonischer Anspruch und großzügige Grünraumgestaltung“, (...)Mit diesem neuen Stadtteil, der für die Themen Business, Freizeit, Sport und Erholung steht, wird ein Meilenstein innerhalb der Wiener Stadtentwicklung gesetzt."

Die Wirklichkeit kann unter http://www.u2stadt.at/ betrachtet werden. Ein Viertel steriler Betonschluchten, Kamera überwachter Bürokomplexe, Wirtschaftuniversität und überteuerter Einkaufszentren. Alteingesessene BewohnerInnen haben hier keine Überlebenschancen mehr. (Die Wagentruppe Treibstoff hat hierzu bereits im März eine Broschüre herausgegeben siehe: http://treibstoff.wagenplatz.at/broschuere)

Einzig der  ansässige, aristokratische Wiener Trabrennverein wird von der Stadt mit Subventionen unterstützt und am Leben gehalten.

 

Wem gehört das belebte Gelände

 

Nach Recherchearbeiten sind Besitz- und Pachtverhältnisse derzeit geklärt. Eigentümer des Geländes ist die MA51 (Magistrat für Erholung, Sport und Freizeit) verpachtet ist diese Gelände wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten an den Trabrennverein Wien. Das Gelände liegt genau in der Zufahrtszone für eine der größten Baustellen Wiens, die Baustelle der Wiener Wirtschaftsuniversität. Teile des Geländes könnten in naher Zukunft dahingehend ausgebaut werden, dass der Baugüter An und Abtransport zur WU - Baustelle nicht über die Ausstellungsstraße laufen muss. Angeblich möchte auch die Wien Energie auf diesem Gelände in fernerer Zukunft ein Umspannwerk bauen.

Wie schnell in beiden möglichen Fällen eine Umwidmung von Freizeit und Erholung auf Bau- bzw. Energiegewinnungsland erfolgt ist offensichtlich.

 

Als der Wiener Trabrennsport noch Blüten trug und alle drei Tribünen noch genutzt waren, wurde das Gelände wahrscheinlich zur Verköstigung der Besucher verwendet. Jedoch liegt das Gelände sowie zwei der drei Tribünen seit mehreren Jahren brach und ungenutzt.

 

 

Produktive Zukunft

Am heutigen Dienstag sind die Osterfeiertage vorbei. Versuche mit Anton Gaal vom Trabrennverein sowie mit offiziellen Stellen der Stadt Wien in Verbindung zu treten sind gescheitert. Die Wagentruppe Treibstoff hat die Zeit genutzt um nun produktive Vorschläge auf dem öffentlichen Weg an Trabrennverein und offizielle Stellen zu richten.

1.     WIR FORDERN EINEN ANSPRECHPARTNER DER STADT WIEN MIT DEM DAS WEITERE VORGEHEN ERÖRTERT WERDEN KANN

2.     WIE AM WOCHENENDE GESEHEN IST EINE TEMPORÄRE KOEXISTENZ DES UNGENÜTZTEN GELÄNDES AUF DER KRIEAU MÖGLICH

3.     WIR FORDERN DAHER EINEN ZWISCHENNUTZUNGSVERTRAG (MIT AUSZUHANDELNDER MIETZAHLUNG) BIS EINE DAUERHAFTE LÖSUNG AUF EINEM ANDEREN GELÄNDE GEFUNDEN IST (VORSCHLÄGE FÜR WEITERE GEEIGNETE PLÄTZE WERDEN VON UNS AN DEN STÄDTISCHEN ANSPRECHPARTNER WEITERGEGEBEN)

4.     VORSCHLÄGE FÜR SONDERWIDMUNGEN GIBT ES. SIE SIND VON UNS ERARBEITET WORDEN UND WERDEN VON UNS AN DEN OFFIZIELLEN ANSPRECHPARTNER WEITERGELEITET UM SIE BEI VERHANDLUNGEN ERÖRTERN ZU KÖNNEN

5.     ES GIBT VIELE BEISPIELE FÜR DERARTIGE SONDERWIDMUNGEN GERADE AUCH AUS DEUTSCHEN STÄDTEN (GESETZESTEXTE WERDEN VON UNS AN DEN OFFIZIELLEN ANSPRECHPARTNER WEITERGEGEBEN)

 

Offener Brief an Bürgermeister Häupl und die Mitglieder des Gemeinderates:

Da wir bisher keinerlei Möglichkeit hatten einen offiziellen Ansprechpartner ausfindig zu machen, haben wir beschlossen, den Strukturen hierarchischer Bürokratie Rechnung zu tragen und haben einen offenen Brief an Bürgermeister Häupl sowie alle Mitglieder des Gemeinderates verfasst. Am heutigen Donnerstag den 08.04.2010 haben wir versucht Herrn Häupl den offenen Brief eine Einladung zum Essen sowie ein kleines Geschenk überreicht. Der offene Brief kann hier nachgelesen werden.

http://treibstoff.wagenplatz.at/brief

 

Weitere Informationen und Materialien

 

Kurzer Pressespiegel  der vergangenen Woche (Print, TV und Radio)

http://www.arabella.at/wien/tagebuch/wagenplatztruppe-zieht-um/

http://www.superfly.fm/new/news/view/article/treibstoff-fuer-den-wagenplatz-podcast.html

http://derstandard.at/1269448419045/Wiener-Wagenplatz-Die-Stadt-hat-uns-ignoriert

http://www.vienna.at/news/wien/artikel/wagenplatz-gruppe-besetzt-areal-beim-prater/cn/news-20100330-11292893

http://archiv.print-gruppe.com/ausgabe.php?id=5169

 

Indy-Links zum Thema

http://at.indymedia.org/node/17831 (Fotos vom Wagenplatz Treibstoff in der Krieau)

https://at.indymedia.org/node/17774 (Presseaussendung zum Umzug)

https://at.indymedia.org/node/17771 (Presseaussendung zur Pressekonferenz)

 

O-TON Pressekonferenz vom 29.03.2010

http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=16684

 

Audio Bericht vom Auszug des Wagenplatz Treibstoff

http://linksunten.indymedia.org/de/node/18728

 

FÜR MEHR WAGENPLÄTZE IN FREIBURG; BERLIN; WIEN UND ÜBERALL

TREIBSTOFF BLEIBT SPRENGSTOFF