Ausgeschlossen - Homophobie in Afrika

Antihomophobe Aktion

Eigentlich könnte Layla glücklich sein, denn Layla liebt Shari. Doch davon darf niemals jemand erfahren. “Das würde für uns den Tod bedeuten”, sagt Shari.

 

Verstecken müssen sie sich, vor den Blicken ihrer Mitmenschen, denn Layla und Shari leben in Mauretanien. Einem der ärmsten Länder der Welt. Dort ist ihre Liebe etwas, was man in amerikanischen Liebesdramen “forbidden love” nennt, “nur schlimmer”, fügt Layla hinzu. Layla und Shari sind jung, 21 Jahre erst. Trotzdem dürfen sie ihre Gefühle nicht frei ausleben, denn Homosexualität wird in ihrem Heimatland noch immer mit dem Tode bestraft. Für die zwei Mädchen ein absolut inakzeptables Verbrechen. “ Menschen allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu verurteilen, ist, als würde ich meinen Nachbarn niederstechen, nur weil mir seine Segelohren nicht gefallen”, meint Layla und in ihren Augen spiegelt sich der Zorn.


Wie in Mauretanien werden gleichgeschlechtliche Beziehungen auch im Sudan, in Teilen Somalias und in Nigeria geahndet. In Sansibar wird dies sogar mit Mord gleichgesetzt und so mit 25 Jahren Haft bestraft. “Für Frauen gibt es nur sieben”, sagt Layla und lächelt traurig. Sie und Shari haben oft darüber nachgedacht nach Europa auszuwandern, ein Haus am Meer zu kaufen und sich eine richtige Arbeit zu suchen, sie sehnen sich nach Anerkennung in der Gesellschaft, nach Gleichberechtigung. Doch das sind nur Träume, sagen sie.


“Wir könnten ja nicht einmal die Speisekarten im Restaurant lesen”. Denn ein Großteil der Mauretanischen Bevölkerung sind immer noch Analphabeten. Zwar besitzt das Land eine Universität und einige andere Hochschulen, doch die sehen die beiden Mädchen höchstens von außen.


“Als Kind war ich einmal dort”, erzählt Shari,” Mein Vater war damals Handwerker- bevor er anfing zu trinken-”, ihr Blick schweift in die Ferne, als könne sie dort Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit erblicken, dann fährt sie fort: “ Er reparierte die Treppe und ich war noch so klein, das ich ihn begleiten musste, weil Mutter ja schon tot war”.


“Aids”, erklärt Layla, “daran sterben hier alle irgendwann”.


“Da habe ich gesehen, wie ein Mann, vermutlich ein Lehrer, einen Jungen schlug. Der Junge weigerte sich etwas aus dem Koran vorzulesen”.


In so eine Schule möchten beide nicht gehen. Wir wünschen uns ein Land mit einer kostenlosen Schule, auch für Mädchen, und mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen. Layla und Shari werden sich verstecken müssen, können sich nur heimlich sehen, nie in der Öffentlichkeit ihre Liebe zueinander zeigen, ihr Leben lang.


Selbst ihre Familien würden sie verraten, würden sie etwas merken. “Aus Angst vor Bestrafung”, sagt Shari und wirkt in diesem Moment sehr verloren.


Dabei hat dieses homosexuelle Verhalten in traditionellen afrikanischen Gesellschaften einmal einen recht guten Ruf gehabt. Als sich in den 90-er Jahren des demokratischen Booms in verschiedenen afrikanischen Ländern jedoch homosexuelle Bewegungen zu organisieren versuchten, stießen sie immer wieder auf Gesetze und Verfassungen, die ihnen das Leben schwer machten. Sogar Politiker wie der namibische Präsident Sam Nujoma sind immer noch der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Liebe nicht natürlich, nicht afrikanisch, sondern westlich sei und somit nicht in die Gesellschaft Afrikas gehöre.


Solange Menschen so denken, werden Layla und Shari sich weiter vor der Repression des Staates fürchten müssen, jeden Tag aufs neue.