Mitglieder des Wachdienstes in der Burbacher Flüchtlingsunterkunft fallen auf Facebook durch rechte Posts auf. Die Bezirksregierung prüft die Vorwürfe.
Postings der NPD werden geteilt, und die SS-Losung "Meine Ehre heißt Treue" wird gepostet. Nicht von Mitgliedern einer rechtsextremen Hooligan-Gruppe, sondern von Mitarbeitern des Wachdienstes in der Flüchtlingsunterkunft in Burbach. Benjamin Kowitzke arbeitet ehrenamtlich für den Verein "Refugees Welcome Bonn". Er hat eine Vielzahl von Facebook-Profilen der Mitarbeiter überprüft. Das Ergebnis ist eindeutig: "Selbst wenn man nur oberflächlich recherchiert, findet man bei zahlreichen Sicherheitsleuten Likes für Neonaziseiten."
Prüft die Wachfirma zu wenig?
Die Wachleute sind bei der Siegener Sicherheitsfirma Bewa beschäftigt. Wird hier zu wenig geprüft, wer eingestellt wird? Die Geschäftsleitung sieht das nicht so. In einer schriftlichen Stellungnahme teilt Bewa mit: "Wir fordern als Arbeitgeber (...) die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses. Weitere Datenerhebungen zur Überprüfung von Mitarbeitern sind uns aufgrund arbeitsrechtlicher und datenschutzrechtlicher Vorschriften nicht gestattet."
Das mag stimmen, doch die Facebook-Profile sind alle öffentlich zugänglich. Auch der Arbeitgeber könnte also problemlos einen Blick darauf werfen. Doch selbst als wir Bewa konkrete Profile nennen, kann die Geschäftsleitung nichts Problematisches daran finden. "Die von Ihnen genannten Personen W. und F. sind beide nicht mehr für unser Unternehmen tätig. Die Herren E. und D. wurden von der zuständigen Ordnungsbehörde als zuverlässig eingestuft."
Der Verfassungsschutz steht in der Kritik
Nach dem letzten Misshandlungsfall in Burbach vor zwei Jahren beschloss die Landesregierung, dass Security-Leute vor ihrer Einstellung in Flüchtlingsheimen durch den Verfassungsschutz überprüft werden. So sollte verhindert werden, dass noch einmal Rechtsextreme dort arbeiten und sich schlimmstenfalls an Flüchtlingen vergehen. Wie kann es da sein, dass jetzt wieder rechtes Gedankengut beim Sicherheitspersonal zu finden ist? Für die Landtagsabgeordnete Simone Brand von der Piratenpartei ist das kein Zufall.
"Wenn man die Leute googelt, stellt man fest, dass 15 bis 20 Prozent der Security-Mitarbeiter dem rechtsradikalen Milieu zuzuordnen sind", sagt Brand. "Die Leute werden anscheinend gar nicht überprüft."
Bezirksregierung prüft noch
Die Bezirksregierung Arnsberg war zu einem Interview in der Sache nicht bereit. Eine Task Force wurde extra eingerichtet, um die Vorwürfe gegen den Wachdienst zu klären. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sieht die Bezirksregierung Arnsberg das Vertrauensverhältnis zur Bewa Security als nachhaltig geschädigt an und wird entsprechende Konsequenzen veranlassen."
Zwei Jahre nach dem letzten Misshandlungsskandal macht Burbach wieder mit rechtsgerichteten Wachleuten Schlagzeilen.