(B) Adbusting Aktion: Demokratie-Kritik am Roten Rathaus

Mein Fuchs verändert mehr als Wahlen

In der letzten Nacht klebte eine kleinkriminelle Gossen-Bande (KGB) aus Wittenau Poster in Sprechblasenform auf Werbetafeln rund um den Berliner Alexanderplatz und auf die Absperrung der U5-Baustelle direkt vor dem Roten Rathaus. Die darauf abgebildeten Figuren erwecken nun den Eindruck, als riefen sie dem vorbeiflanierenden Publikum Sätze zu. Bei einigen der Entwürfe zeigt die Gossen-Bande durchaus Humor. So wird die Abbildung einer pelztragenden Dame, die gemeinsam mit einem weiteren Menschen über irgendetwas amüsiert zu sein scheint, mit dem Dialog „Mein Fuchs verändert genauso viel wie Wahlen." - "Stimmt, obwohl er tot ist.“ verschönert. Einen Berliner Bären lässt die KGB sagen: „Wahlen = Mitbestimmung? Lass Dir keinen Bären aufbinden!"


Hässliche Plakate verschönert
„Wenn die Parteien unsere Hood mit hässlichen Plakaten zupappen, dann machen wir das eben auch bei ihnen!“, kommentiert Melissa Cindy Wodowski, Boss der KGB, die Aktion. „Und Chefs und Bosse haben wir nicht und brauchen wir nicht“, ergänzt ihr Komplize, Paul Friedrich König, „Wir kommen nämlich ganz gut herrschaftsfrei und selbstorganisiert über die Runden.“

Wahlen als Akzeptanzbeschaffung für Herrschaft
„Die Wahlen dienen doch nur als Akzeptanzbeschaffungsmaßnahme für Herrschaft“, führt Melissa Cindy weiter aus. „Egal, wer die Wahl gewinnt: Ausbeutung, Sozialabbau, Gentrifizierung und Polizeigewalt werden fortbestehen.“ Deshalb hätte die KGB Wittenau auch Slogans wie „Selbstorganisation aufbauen statt Herrschaft ertragen“ und „Lass uns das Leben selber in die Hand nehmen!“ aufgehängt.

Demokratie heißt Herrschaft
„Egal wie viel Tamtam man veranstaltet: Auch Demokratie bleibt Herrschaft“, ergänzt Paul Friedrich, „Demokratische Herrschaft bedeutet wie jede andere Herrschaft auch, dass der Zugriff auf gesellschaftliche Ressource einigen Wenigen vorbehalten bleibt.“ Und diesen Wenigen stünden wiederum privilegierte Zugänge zu gesellschaftlichen Ressourcen  offen, um sich von den Folgen ihres Handelns isolieren zu können. „Berliner Innensenatoren und ukrainische Mafia-Spielhallen-Oligarchen haben mehr gemeinsam als Hass auf Menschen, die ihr Leben selber in die Hand nehmen“, führt Paul Friedrich weiter aus, „Für beide gilt, dass sie besagten privilegierten Zugriff auf gesellschaftliche Ressourcen haben und sich von den Folgen ihres Handelns isolieren können. Ob man da vor den Begriff „Herrschaft“ noch so ein schlimmes Konzept wie „Volk“ setzen muss, um totale Scheiße zu erhalten, sei mal dahin gestellt.“

Sabotage durch Aktivbürger*innen
Eigentlich hatte die KGB noch viel mehr Poster geklebt. So ließen die Chaot*innen eine Arbeiter*in sagen: "Selbstorganisation aufbauen statt Herrschaft ertragen." Die Abbildung einer älteren Dame meldete sich mit "Hinter diesen roten Mauern werden sich höchstens die Füße vertreten" zu Wort. Napoleon III. erklärte: "Demokratie bedeutet Herrschaft und Ausbeutung." Und der Klassiker: "Wenn Wahlen was verändern würden, wären sie verboten" durfte selbstverständlich auch nicht fehlen. Leider waren die meisten Slogans von irgendwelchen Aktivbürger*innen schon wieder abgekratzt worden.

Legal, illegal, Abgeordnetenhauswahl
Der Einwand, dass ihr Handeln illegal sei, kümmert die Kleinkriminelle Gossenbande nicht. „Als Lügner und Rechtsbrecher qualifiziert man sich doch erst für den Innensenat“, analysiert Melissa Cindy, „Aber da landen nur die wirklich schweren Jungs. Uns Ghettokids fehlt dazu das soziale Kapital.“

Mehr Infos zu Kritik an Demokratie und Wahlen:
http://www.bit.ly/keinewahl