Hängepartie um Rittergut Kohren-Sahlis

Erstveröffentlicht: 
01.08.2016

Eingeschlagene Fenster, bröckelnder Fassaden-Putz, Wildwuchs auf dem Innenhof: Das Rittergut in Kohren-Sahlis gibt ein trauriges Bild ab. Zehn Jahre lang hatte der Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann das Areal bewohnt und sogar Fördermittel vom Land Sachsen erhalten. Am Ende hatte Hoffmann Schulden von 130.000 Euro. Im Januar wurde das Gut zwangsversteigert. Doch Ruhe kehrt dadurch noch lange nicht ein.

 

Wolfgang Hiensch mochte seinen Ohren kaum trauen. Ein Mann aus Oberhausen hatte im Januar für 160.000 Euro den Zuschlag für das Rittergut in Kohren-Sahlis erhalten. Für ein Areal, das mit einem Verkehrswert von einem Euro taxiert worden sei, so der Vorsitzende des Abwasser-Zweckverbands Wyhratal. Dass das Angebot nicht seriös war, stellte sich bald heraus. Denn das Geld sei bis heute nicht eingegangen, berichtet Hiensch frustriert.

 

Wir prüfen Strafantrag, aber letztendlich müssen wir dazu sagen: Wir werden die Zwangsversteigerung weiter betreiben.

Wolfgang Hiensch, Vorsitzender des Abwasser-Zweckverbands Wyhratal

 

Hiensch hofft, dass ein neuer Anlauf noch in diesem Jahr möglich ist. Aber sicher sei er sich nicht, denn der ehemalige Eigentümer, der Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann, hat Beschwerde gegen die Zwangsversteigerung im Januar eingelegt. Bis zu einer Entscheidung kann das Rittergut also nicht wieder unter den Hammer kommen. 

 

Zahlungskräftiger Investor gesucht

 

Um nicht noch einmal so reinzufallen, müsse man jetzt nach einem solventen Investor suchen, der für eine Sanierung fünf bis zehn Millionen Euro in die Hand nehmen könne, schätzt Wolfgang Hiensch. Bei der Suche müsse die sächsische Landesregierung helfen. Schließlich hätten sich Verantwortliche der Landesdenkmalpflege jahrelang damit herausgeredet, keinen Einfluss auf den Eigentümer zu haben. Das sei jetzt anders.

 

Denn sowohl Denkmalschutz als auch Extremismus - liegt alles in der Hand des Innenministeriums. Dass vielleicht bei der nächsten Zwangsversteigerung endlich jemand gefunden wird, der sich letztendlich diesem historisch wertvollen Objekt widmet.

Wolfgang Hiensch, Vorsitzender des Abwasser-Zweckverbands Wyhratal

 

Die Hängepartie nervt nicht nur den Hauptgläubiger, sondern auch die Menschen vor Ort. Viele Befragte wollen, dass das Gelände endlich saniert wird und Kohren-Sahlis das negative Image als Neonazi-Ort abschütteln kann: "Es zerfällt, es wird nichts unternommen. Selbst Verkehrssicherungspflichten werden nicht eingehalten", heißt es im Ort. 

 

Zukunft weiter ungewiss


Auch der Bürgermeister von Kohren-Sahlis, Siegmund Mohaupt, überlegt immer wieder, wie das Rittergut genutzt werden könnte. Betreutes Wohnen, Büroräume oder Werkshallen für kleine Unternehmen wären möglich. Doch dafür müssten die Denkmalschutzbehörden mitziehen und auch den Abriss von Gebäuden zulassen.

Mohaupt kann sich auch vorstellen, dass Gebäude, die in der DDR-Zeit dazugebaut oder verändert worden sind, der Abrissbirne Platz machen könnten, um eventuell den finanziellen Bedarf auf das Hauptgebäude zu richten. Man könne einen gewissen Teil der Stallgebäude erhalten. "Das würde auch schon reichen", sagt Mohaupt.

 

Die Zukunft des Ritterguts kann aber trotz aller Bemühungen eine verzwickte Angelegenheit bleiben. Denn selbst wenn Stadt und Land sich vor der nächsten Zwangsversteigerung auf einen Investor einigen, heißt das nicht, dass dieser auch am Ende den Zuschlag erhält.