Ansturm: 4000 junge Sachsen wollen Wachpolizist werden

Erstveröffentlicht: 
27.07.2016

86 Absolventen des zweiten Lehrgangs treten am Mittwoch ihren Dienst in den Polizeidirektionen Sachsen an. „Wir brauchen diese jungen cleveren Menschen“, sagt Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).

 

Leipzig/Dresden. Die Ausbildung zum Wachpolizisten ist in Sachsen ein Renner. Knapp 4000 Bewerber für die insgesamt 550 geplanten Stellen sind bisher bei der Polizei eingegangen, teilt das Innenministerium auf Anfrage der LVZ mit. Die Bewerber sind zwischen 20 und 33 Jahre alt. Der zweite Ausbildungslehrgang ging am Dienstag zu Ende. Ab Mittwoch treten die­­ 86 Wachpolizisten ihren Dienst in den Polizeidirektionen Leipzig, Dresden und Chemnitz an. Gleichzeitig beginnt der nunmehr dritte Lehrgang mit rund 100 jungen Frauen und Männern.

 

Im Mai sind die ersten 50 Absolventen des zwölfwöchigen Lehrgangs in die Praxis entlassen worden. Wachpolizisten sind keine Beamten, sondern als Tarifangestellte (Monatsverdienst rund 2200 Euro) beschäftigt, übernehmen auch nur bestimmte Aufgaben. In Sachsen ist das vorwiegend der Objekt- und Personenschutz, insbesondere in Flüchtlingsunterkünften. Sie seien zwar mit einer Pistole bewaffnet, sollen aber bei Gefahr die Hilfe der Landespolizei anfordern, so ein Ministeriumssprecher. Nach zweijährigem Einsatz haben sie die Möglichkeit, mit einer verkürzten Ausbildung in den regulären mittleren Dienst zu wechseln.

 

„Wir brauchen diese jungen cleveren Menschen“, sagt Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Sachsen mache das beispielhaft. Durch den Aufbau einer Wachpolizei würden die Beamten entlastet, so wirke man der angespannten Personalsituation entgegen. Sauer reagiert Wendt auf Kritik an der Wachpolizei – die kommt nicht nur von Politikern verschiedener Parteien, sondern auch von Gewerkschaftskollegen. So lehnt der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, die Ausbildung im Schnellverfahren inklusive Schusswaffengebrauch ab. Es sei nicht richtig, „irgendeinen Dussel in eine Uniform zu stecken“, um die innere Sicherheit zu gewährleisten.

 

Die Politik erkenne zwar endlich die negativen Folgen des jahrelangen Stellenabbaus, gehe aber mit dieser „Schnellbesohlung“ den falschen Weg, meint Sachsens GdP-Landeschef Hagen Husgen. In drei Monaten lasse sich der anspruchsvolle Beruf des Polizisten nicht erlernen. Viele der Wachpolizisten seien „sicher sehr engagiert“, so Husgen weiter. Aber es gebe einige, die die strengen Einstellungskriterien für die Polizeiausbildung nicht geschafft haben und die jetzt über den Umweg zur Polizei wollen.

 

Wendt warnt hingegen vor Hochnäsigkeit und Arroganz. „Das sind unsere Kollegen, und die machen einen guten Job“, sagt er. Berlin beispielsweise setze schon seit Jahren erfolgreich 1100 Wachpolizisten in Botschaften und Gefängnissen ein. In Baden-Württemberg würde die Sicherheitswacht mit 745 Kräften bei der Überwachung des Straßenverkehrs oder beim Objektschutz helfen. Auch die 360 Kräfte in Hamburg erfüllten diese Aufgabe. Das Saarland habe 30 Angestellte des Polizeilichen Ordnungsdienstes im Einsatz, Niedersachsen Hilfspolizisten. Sachsen-Anhalt baue gerade einen ähnlichen Dienst auf. Wendt plädiert für eine einheitliche Bezeichnung und schlägt den Begriff „Einsatzassistent“ vor. Wichtig sei vor allem, „dass die Leute hoch motiviert sind und zur Polizei wollen“. Das müsse man fördern.