Die 40 Flüchtlinge verlassen das Regensburger Pfarramt nicht, um ihre Abschiebung zu verhindern. Ein Polizeieinsatz ruft Unruhe hervor. Von Lisa Schnell, Regensburg
Albana Ademis Stimme überschlägt sich. "Ich werde nicht zurückgehen. Ich will nicht dahin!", schreit die 27-Jährige ins Telefon. Sie will nicht wieder in das Rückführungszentrum für Balkanflüchtlinge in Manching, das "Abschiebelager", wie sie es nennt. Sie will hier bleiben, in Deutschland, wo sie geboren ist, wie sie sagt, dessen Sprache sie fast perfekt spricht.
Deshalb hat sie vor mehr als zwei Wochen mit etwa 40 anderen Balkanflüchtlingen, darunter auch Roma, den Regensburger Dom besetzt. Seit Montag vor einer Woche sind sie in ein Pfarramt umgezogen, das ihnen das Bistum Regensburg angeboten hat. Doch jetzt haben sie Angst, dass sie gehen müssen, dass ihr politischer Protest erfolglos war. Deswegen treten sie jetzt in den Hungerstreik. Ihr Sprecher Isen Asanovski kündigt am Mittwoch aus dem fernen Hamburg an: "Die Gruppe wird nicht aufgeben, sie wird kämpfen bis zum Ende."
Asylsozialberater von der Caritas hätten sie unter Druck gesetzt, die Besetzung abzubrechen und in ihre alten Unterkünfte zurückzukehren, erzählt Ademis. Doch für sie und die anderen Flüchtlinge komme das nicht in Frage. Die Sozialarbeiter aber seien bei ihrer Aussage geblieben. Nachdem sie gegangen waren, blickte Ademis aus dem Fenster und sah Polizei. Sofort versperrte sie die Tür.
"Die wollen uns weg haben", sagte sie sich. Das hätte sie von der Kirche nicht erwartet. Jakob Schötz vom Bistum Regensburg versichert dagegen, es gebe keine Räumung. Richtig sei allerdings, dass die Sozialberater den Flüchtlingen den Rat gegeben hätten, in ihre Unterkünfte zurückzukehren. Dort bekämen sie ihre Geldleistungen und hätten wieder einen legalen Status.
Das Bistum übernimmt die Essensversorgung
Außerdem seien nur drei der fast 40 Flüchtlinge aus Mazedonien, Albanien und Kosovo unmittelbar von der Abschiebung betroffen. Die Gruppe aber habe sich auf das Gespräch nicht eingelassen. Es sei nie geplant gewesen, sie mit Zwang aus dem Pfarrhaus zu entfernen. "Das Bistum wird die Unterstützung auch weiterhin aufrecht erhalten", sagt Schötz. Es übernimmt die Versorgung, ließ mobile Duschen einrichten.
Die Polizei habe man nur gerufen, da die Lage nach dem missglückten Gespräch unruhig gewesen sei, so Schötz. Von den Beamten am Ort heißt es, die Polizei sei am Vormittag informiert worden, dass die Flüchtlingsgruppe möglicherweise geschlossen losziehen wolle. Sie riegelten die Zufahrtswege zum Pfarramt ab. Das erweckte bei den Flüchtlingen wohl den Eindruck, sie sollten weggebracht werden. Ademis ist sich sicher, dass sie abgeschoben würde, wenn sie das Pfarrheim verlassen müsste. "Eher bringe ich mich um", sagt sie. Seit sieben Jahren sei eine ihrer Gesichtshälften aufgrund eines Tumors gelähmt. Im August hat sie einen Arzttermin, der zeigen soll, ob der Tumor gutartig ist. In Kosovo aber gebe es keine Behandlung für sie. Zudem wüssten sie nicht mehr, ob sie der Kirche noch vertrauen könnten.
Am 11. Juli verwehrte das Bistum ihrem Sprecher Asanovski den Zutritt zum Pfarrhaus. Asanovski gehört der Gruppe "Vereinigte Roma Hamburg" an und hat mehrere ähnliche Proteste in Deutschland organisiert. "Er gehört offiziell nicht zu der Gruppe, der wir Unterstützung zugesagt haben", sagt Schötz vom Bistum Regensburg.
Das Bistum wolle die Flüchtlinge weiter mit Sozialberatungen unterstützen. An dem Rat, das Pfarramt zu verlassen, wird sich wohl nichts ändern. Dass die Flüchtlinge dem folgen werden, ist unwahrscheinlich. Sie wollen ein Bleiberecht. Dafür hungern sie jetzt auch noch.