Affäre "Corelli": V-Mann-Führer bunkerte 23 Handys

Erstveröffentlicht: 
07.07.2016

Über den rechtsextremen Spitzel Thomas R., Deckname "Corelli", werden immer mehr Details bekannt. Sein Kontaktmann beim Verfassungsschutz soll "aus dem Ruder gelaufen" sein.

von Frank Jansen

 

In der „Corelli“-Affäre kommt jetzt heraus, dass ein Beamter des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) noch eigenmächtiger gehandelt hat als bislang schon bekannt. Der ehemalige V-Mann-Führer des rechtsextremen Spitzels Thomas R., Deckname „Corelli“, habe 23 Handys gebunkert, sagten Regierungskreise.

 

Bisher war von sieben Geräten die Rede. Ihre Existenz war in den vergangenen Wochen nach und nach bekannt geworden und hatte einigen Wirbel verursacht.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière schickte im Juni einen Ex-Ministerialdirektor zum BfV, um „Schwachstellen“ auszuloten. Außerdem beauftragte der Bundestag seinen früheren Sonderermittler im Fall Corelli, Jerzy Montag, mit einer weiteren Untersuchung. Der Fall ist heikel, da nicht auszuschließen ist, dass Corelli in Kontakt zur rechtsextremen Terrorzelle NSU gestanden hatte.

 

Einen Großteil der Handys habe der Beamte in seinem Panzerschrank aufbewahrt, hieß es. Die Auswertung der Mobiltelefone sei im Gange. Nach dem jetzigen Stand sei zu vermuten, dass nicht alle 23 Mobiltelefone für die Kommunikation zwischen dem Beamten und dem V-Mann genutzt worden. Der Beamte sei aber offenbar „aus dem Ruder gelaufen“, außerdem hätten seine direkten Vorgesetzten ihn zu wenig beaufsichtigt. BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen treffe keine Schuld, da er nicht von seinen Untergebenen informiert worden sei. Maaßen treibe die Aufklärung im Fall Corelli energisch voran, hieß es.

 

Regierungskreise betonen zudem, es gebe weiterhin keine Hinweise, dass der Spitzel eine Verbindung zum NSU hatte. Auffällig sei allerdings, dass auf einem Handy, das Thomas R. 2012 und damit offenbar nach seiner Enttarnung als V-Mann benutzte, Bilddateien gespeichert hatte, auf denen die NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie ihre mutmaßliche Komplizin Beate Zschäpe zu sehen sind. Es handele sich um Fotos aus der Berichterstattung der Medien über den 2011 aufgeflogenen NSU. Warum Thomas R. die Bilder auf sein Handy lud, bleibt unklar. Fragen kann man ihn nicht mehr, der Ex-Spitzel starb 2014 mutmaßlich an einer nicht erkannten Diabetes.