Bundesweite Aktion - Willkommenskultur in Leipzig: Tausende bei Menschenkette und Brückenfest

Erstveröffentlicht: 
19.06.2016

Der Sonntagnachmittag stand ganz im Zeichen der Interkulturalität. Erst schlossen mehr als 1000 Leipziger eine „Menschenkette gegen Fremdenhass“ quer durch die Messestadt. Anschließend feierten mehrere Tausend Menschen auf der Sachsenbrücke das „Brückenfest 2.0“.

 

Mehrere Tausende Menschen haben am Sonntag in Leipzig ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und für mehr Willkommenskultur gesetzt. Wenige Stunden vor dem weltweiten Gedenktag für Flüchtlinge am Montag schlossen sich zahlreiche Messestädter erst zu einer „Menschenkette gegen Fremdenhass“ zusammen. Anschließend wurde die Sachsenbrücke im Clara-Zetkin-Park beim „Brückenfest 2.0“ erneut interkultureller Ort der Begegnung zwischen neuankommenden und alteingesessenen Leipzigern.

 

Gegen Mittag hatten sich bereits hunderte Leipziger im Stadtteilpark Rabet an der Eisenbahnstraße versammelt, um dort der geplanten Menschenkette einen Anfang zu geben. Die parallel in mehreren deutschen Städten stattfindende Aktion geht auf eine Initiative verschiedener Nichtregierungsorganisationen zurück – von Amnesty International bis Zentralrat der Muslime. Unter anderem wurde damit gegen eine Verschärfung des Asylrechts in der Bundesrepublik und für mehr Menschlichkeit gegenüber den Geflüchteten demonstriert.

 

Bis zum frühen Nachmittag schlossen sich immer mehr Leipziger der Menschenkette an, die letztlich vom Rabet im Osten Leipzig über die Innenstadt bis zum Clara-Zetkin-Park im Südwesten geschlossen werden konnte. Laut Schätzung der Forschungsgruppe „Durchgezählt“ beteiligten sich am Ende etwa 1000 bis 1150 Personen an der symbolischen Aktion. 

 

Großer Andrang beim interkulturellen Brückenfest


Parallel zur Menschenkette begann am Sonntagnachmittag im Clara-Zetkin-Park das „Brückenfest 2.0“. Zur ersten Auflage im Herbst 2015 auf der Sachsenbrücke waren bereits Tausende zusammengekommen, um Barrieren zu den ankommenden Flüchtlingen abzubauen. „Es ist Wahnsinn, heute sind es noch sehr viel mehr Menschen“, freute sich Mitorganisatorin Irena Rudolf-Kokot vom Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ gegenüber LVZ.de. Ihren Schätzungen zufolge drängten sich am Nachmittag bis zu 5000 Menschen an den Ständen und vor den beiden Bühnen.

 

Das große Publikumsinteresse sei auch Ausdruck sich verändernder Strukturen. Wie Rudolf-Kokot sagte, gebe es im Vergleich zum ersten Brückenfest im Herbst 2015 inzwischen viel mehr Vereine und Initiative, die in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind. Diese könnten auf der ohnehin vergleichsweise guten Sozialbetreuung in Leipzig aufbauen. „Andererseits geht die fremdenfeindliche Stimmung aber auch an Leipzig nicht spurlos vorbei, das zeigt sich ja auch die zuletzt veröffentlichten Mittestudie“, so die Brückenfest-Organisatorin.

 

Beim Brückenfest am Sonntag war von der ablehnend-aggressiven Haltung gegenüber allem Fremden in manchen Teilen der Bevölkerung zumindest nichts zu spüren. Auf den beiden Bühnen spielten Musikgruppen aus dem ganzen Land, luden interkulturelle Leipziger Tanzvereine zum Mitmachen ein. An den Ständen ring herum konnten internationale Speisen probiert werden, gaben Verbände, Vereine, Kirchen und Parteien Einblick in ihre Integrationsarbeit.

 

Von Matthias Puppe