Französisches NS-Opfer lehnt wegen Arbeitsmarktreform Auszeichnung der Regierung ab

Die Ruinen in Oradur-sur-Glane2

Die Überlebende des SS-Massakers in Oradour-sur-Glane  wehrt sich mit den Streikenden gegen die dekretierte Arbeitsmarktreform, während die Regierung Streikende zwangsverpflichten will und lehnt deshalb eine Auszeichnung durch Ministerpräsident Valls ab


In Frankreich hat die Europameisterschaft begonnen und die Mannschaft hat es im Auftaktspiel gerade noch geschafft, in der vorletzten Minute mit 2:1 knapp Rumänien zu bezwingen. Dieser Sieg kann kaum für gute Stimmung in einem Frankreich sorgen, dass sich fast im permanenten Ausnahmezustand befindet. Das verhindern nicht nur die vielen schwer bewaffneten Polizisten und Soldaten in den Städten - vor allem in Paris -  angesichts der Gefahr neuer islamistischer Terroranschläge. Das verhindern auch große stinkende Müllhaufen, weil auch die Müllabfuhr gegen die Arbeitsmarktreform bestreikt wird, die die Regierung ohne Mehrheit im Parlament per Dekret verordnet hat.


Es war zu erwarten, dass die unnachgiebige Haltung einer abgehalfterten Regierung letztlich zu einem Machtkampf während der Europameisterschaft eskalieren würde. Im Nachbarland werden angesichts der Streiks bei der Müllabfuhr, bei der Bahn, in den Raffinerien, dem sich nun auch noch die Piloten angeschlossen haben, in einer Regierung immer autokratischere Überlegungen angestellt. angeblich „sozialistisch“ sein will. Sie spricht offen davon, Streikenden auch per Dekret zur Arbeit zu verpflichten. 

 

Mit welcher Dimension eines autokratischen Vorgehens man es bei einer Regierung zu tun hat, die vor den Wahlen genau das Gegenteil von dem versprochen hat, was sie zum Beispiel nun per Dekret durchdrücken will, hat Camille Senon sehr klar. Die alte Frau, die ihren 91. Geburtstag am vergangen Sonntag gefeiert hat, ist eine der Überlebenden des Massakers der Nazi-Besatzer im kleinen Oradur-sur-Glane. Vor fast genau 72 Jahren verlor sie dabei 25 Mitglieder ihrer Familie. Sie waren unter den 642 Toten, die die Waffen-SS lebend in der Kirche am 10. Juni 1944 verbrannt oder erschossen hat. Anlässlich des Jahrestags wollte Regierungschef Valls die alte Kämpferin mit einem Verdienstorden auszeichnen, der einst von Präsident Charles de Gaulle geschaffen wurde. Doch Senon lehnte dankend den Versuch ab, mit dem sich Valls ein fortschrittliches Mäntelchen umzuhängen versuchte. Nähere Infos hier klicken.