Zu Dokuzwecken: Brief von Horst Mahler an Jörg Meuthen

Brief des Holocaustleugners Horst Mahler vom 3. Juni 2016 an den baden-württembergischen AfD-Fraktionschef Jörg Meuthen bezüglich eines möglichen Ausschlusses des Antisemiten Wolfgang Gedeon aus der baden-württembergischen AfD-Fraktion

 

 

Stellungnahme vom 7.6.2016 zur derzeitigen Medienkampagne gegen mich

Ich bin kein Antisemit. Diejenigen, die das behaupten, haben meine Bücher entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Antisemitismus ist eine pauschale und ketzerische Verunglimpfung der Juden und alles Jüdischen. An keiner Stelle verunglimpfe ich Juden pauschal oder hetze gegen sie. Immer differenziere ich deutlich zwischen Zionismus, einer mehr oder weniger nationalistischen Ideologie, und dem Judentum, einer ethnokulturellen Identität. Auch beim Zionismus unterscheide ich noch weitere Formen, vor allem eine defensiv-pragmatische und eine fundamentalistisch-aggressive Form. Letztere drückt sich z. B. im Nahen Osten in einer expansionistischen Siedlungspolitik und teilweise kriegsverbrecherischen „Vergeltungsexzessen“ im Gaza aus, mit gezielten Bombenabwürfen auf Krankenhäuser und Schulen etc. Diesen fundamentalistischen Zionismus verurteile ich scharf, genauso wie den Islamismus und andere totalitäre Ideologien. In diesem Sinn bezeichne ich mich als dezidierten Antizionisten.

Dies bedeutet freilich nicht, dass ich Israel das Existenzrecht abspreche – im Gegenteil: Ich halte dieses für eine nachhaltige Friedensordnung in Nahost für unabdingbar, nicht zuletzt als geopolitisches Gegengewicht zum sich dort ausbreitenden Islamismus. Dabei gestehe ich ein, dass die Gründung Israels durchaus mit Vertreibungsverbrechen an den dort ansässigen Palästinensern verbunden war. Aber man kann ein Vertreibungsunrecht nicht damit beseitigen, dass man immer wieder ein neues Vertreibungsunrecht begeht.

Zionismus findet nicht nur im Nahen Osten, sondern auch im Westen, vor allem in den USA und in Deutschland, statt; hier in Form einer lobbyistischen Politik, die unter missbräuchlicher Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfs jüdische Partialinteressen in unverhältnismäßiger Weise gesellschaftlich durchzusetzen versucht. Ich denke in diesem Zusammenhang an eine Rechtspolitik, die nicht mehr zwischen Gesinnung und Straftaten unterscheidet (siehe Fall Mahler), ich denke auch an den Fall Martin Hohmann, den CDU-Bundestagsabgeordneten aus Fulda, der vor zehn Jahren durch eine Hetzkampagne aus seiner Fraktion getrieben wurde, was man jetzt offensichtlich in meinem Fall zu wiederholen versucht.

Die Vorwürfe, die man mir konkret macht, sind dabei intellektuell eher dürftig und moralisch unredlich.

Erstes Beispiel: Ich würde Holocaust-Leugner wie Mahler durch die Verwendung des Begriffes Dissident aufwerten. Tatsächlich aber ist es eine Fehlinterpretation, wenn man mit diesem Begriff eine moralische Aufwertung verbindet. „Dissident“ (vom lateinischen dissidere) ist ein rein formaler Begriff, der nichts über den inhaltlichen Wert der Opposition aussagt: ein einzelkämpferischer Oppositioneller.

Zweites Beispiel: Die Verwendung des Begriffs „Schandtaten“ bzw. „gewisse Schandtaten“ im Zusammenhang mit dem Holocaust würde diesen verharmlosen. In Jadvaschem gibt es eine „Halle der Schande“. Ich glaube nicht, dass dort mit diesem Begriff der Holocaust verharmlost wird.

Drittes Beispiel: Wer die Protokolle der Weisen von Zion nicht als Fälschung betrachte, sei Antisemit. Bei objektivem Vergleich der widerstreitenden Ansichten über diese Protokolle sieht es eher nicht nach Fälschung aus. Aber selbst wenn sie eine solche wären, wäre die Schlussfolgerung auf eine antisemitische Gesinnung willkürlich. Es geht um infame Machtpolitik à la Machiavelli und Sunzi, die gewissen Machtpolitikern, gerade auch in der EU, als Blaupause dient. Dabei sind die allermeisten von ihnen sicher keine Juden.

Viertes Beispiel: Ich würde „die Juden“ zu den Inneren Feinden des christlichen Abendlandes machen. — Nicht ich mache sie dazu, vielmehr war die christliche Gesellschaft damals aufgrund religiöser Überzeugungen mehrheitlich judenfeindlich eingestellt: Auf jüdischer Seite spricht man von „christlichem Antisemitismus“, dem freilich eine genauso große Christenfeindlichkeit auf jüdischer Seite entsprach, siehe verschiedene Talmudzitate. Auch hier kann man entsprechende Analysen für falsch halten. Warum sie freilich gleich antisemitisch sein sollen, ist nicht nachvollziehbar.

Fünftes Beispiel: Ich würde der jüdischen Religion vorwerfen, an einer „Versklavung der Menschheit“ zu arbeiten. Tatsächlich bringe ich ein wörtliches Talmudzitat: „Wenn der Messias kommt, werden alle Sklaven der Juden“. Dieses Zitat wird im weiteren Text für die heutige Zeit wesentlich relativiert: Durch europäische und jüdische Aufklärung hat die Bedeutung des Talmud inzwischen stark abgenommen hat, so dass wir in unserer Gesellschaft solch religiös bedingte Gegensätze zwischen Juden und Christen nicht mehr haben.

Weitere Beispiele erspare ich mir.

Insgesamt handelt es sich bei meinen Büchern um politische Hintergrundliteratur, eher für politologische und theologische Seminare als für die undifferenzierte Diskussion auf dem Marktplatz gedacht. Für die politische Diskussion in der AfD habe ich zahlreiche konkrete Papiere verfasst, auf die ich verweise (www.wgmeister.de). Dem, der über den politischen Hintergrund meines Denkens Weiteres wissen will, empfehle ich den „Grünen Kommunismus“. Wer sich darüber hinaus für spezielle theologische Aspekte interessiert, sei auf Band I; für spezielle geschichtliche Aspekte auf Band II meiner Trilogie verwiesen. Bei letzteren Büchern handelt es sich um explizite Kaderliteratur, die ein gewisses philosophisches Denken erfordern. Für Leute, die glauben, als Zitate-Sammler mit welcher Intention auch immer im Text herumpicken zu können, sind diese Bücher denkbar ungeeignet.

Wolfgang Gedeon
7.6. 2016