Plauen: Rechte Randale mit Ankündigung

Erstveröffentlicht: 
02.05.2016

Erneut kam es bei der Mai-Demo der neonazistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“ zu massiven Ausschreitungen. Die sächsische Polizei musste Wasserwerfer und Pfefferspray einsetzen. Im Anschluss wurde den etwa 750 Teilnehmern trotz der Gewalt eine Eilversammlung zurück zum Bahnhof genehmigt. Der Text ist auf „Endstation.Rechts Bayern“ erschienen.

 

Von Thomas Witzgall

 

Wenn die Polizei nicht willens sei, die angemeldete Route durchzusetzen, dann löse man die eigene Versammlung auf, so die Versammlungsleitung der Partei „Der III. Weg“. Vermutlich der Kader Matthias Fischer fügte noch an, man habe ja gesehen, wohin das führen kann. Er spielte damit auf die Ausschreitungen bei der letztjährigen Mai-Demo in Saalfeld an, als es zu Ausbrüchen und Jagdszenen kam. Was folgte, war eine Wiederholung der dortigen Ereignisse.

Um 13.45 Uhr beendete „Der III. Weg“ via Durchsage die eigene Kundgebung. Der Demonstrationszug stand zu dem Zeitpunkt bereits etwa 20 Minuten in der Jösnitzer Straße auf Höhe Kaiserstraße. Aus Sicherheitsgründen, wie es von Seiten der Neonazis hieß, sollte die Route verkürzt werden, was abgelehnt wurde. Nach einer kurzen Beratung packten die Trommler, die bis dahin die Spitze des Zuges gebildet hatten, ihre Instrumente weg, die Aufstellung geriet in Unordnung. Ein großer Teil drängte in die Kaiserstraße, wohl, um die eigentliche Route selbst durchzusetzen. Weit kamen sie aber nicht, denn dort hatte die Polizei zwei Wasserwerfer und einen Räumpanzer in Stellung gebracht.

 

Rechter Filmer schlägt Frau mit Stativ

Bald darauf flogen gefüllte Plastikflaschen Richtung Passanten, Gegendemonstranten und Einsatzkräfte am Rand und später auch Pyrotechnik. Teilnehmer nutzten ihre Schilder, um im Stile der „Prügelperser“ Richtung Polizei zu schlagen. Einer der zahlreichen rechten Filmer und Fotografen schlug einer Frau mit Hilfe seines Stativs ins Gesicht. Es soll sich dabei um einen Angehörigen des ehemaligen Projektes „Volksfrontmedien“ handeln. Ein weiterer Neonazi attackierte die Frau ebenfalls. Im Internet kursiert ein Video der Attacke.

Die Polizei drängte die Teilnehmer mit Pfefferspray und später auch unter dem Einsatz eines Wasserwerfers zurück in die Jösnitzer Straße. Einige Gruppen setzten sich daraufhin ab. Der Großteil sammelte sich auf Höhe Forststraße, wo sich die Lage beruhigte. Die Polizei forderte die Neonazis auf, ihr in Richtung Bahnhof zu folgen. Einige machten Anstalten in die Richtung, andere reagierten trotzig mit Rufen „Wir bleiben hier!“. Wie schon in Saalfeld im vergangenen Jahr wurde es Matthias Herrmann, Stellvertreter von Parteichef Klaus Armstroff, erlaubt, eine Eilversammlung anzumelden, die trotz der Ausschreitungen auch wieder genehmigt wurde. Sie führte aus der bis dahin gelaufenen Route zurück zum Bahnhof. Die Neonazis sammelten sich hinter dem „Wir sind das Volk“-Banner des Stützpunktes München der Partei und zogen auf breiter Front durch die Stadt.  Am Ende durften noch mehrere Reden gehalten werden, darunter vom Hamburger NPD-Spitzenfunktionär Thomas Wulff und einem „Kameraden aus dem besetzten Südtirol“. Die Verantwortung für die Ausschreitungen wurde komplett der Polizei zugeschoben.

 

Block sorgte für Ärger

Kritische Töne gab es nur im Bezug auf einige eigene Teilnehmer. Vermutlich war damit der Block im Stil der „Autonomen Nationalisten“ gemeint. Dieser war gegen 11.00 Uhr durch die Unterführung zu den wartenden Neonazis gestoßen und orchestrierte sich mittels Anweisungen aus mehreren Megaphonen auf die Wiese beim Sammelpunkt. Er erinnerte dabei stark an eine Schildkrötenformation römischer Legionäre.

Mit Hilfe von Bannern und Schirmen sollte jeder Einblick in den Block abgewehrt werden. Auflagen untersagten eigentlich Vermummung oder das Halten von Bannern über Gesichtshöhe. Diese Anordnung wurde aber beständig auf der Demonstration gebrochen und von der Polizei soweit beobachtet ignoriert. Vom „III. Weg“ ans Ende des Demonstrationszuges beordert, machten die Teilnehmer des Blocks ständig Ärger. Es war auch der einzige Abschnitt, der von Einsatzkräften in enger Formation begleitet wurde.

Am Ende der Versammlung war die Rede davon, dass diese „Kameraden“ Ordner angegangen hätten. Wer sich nicht an die Spielregeln der Versammlungsleitung halten wolle, solle bitte nächstes Jahr fernbleiben oder eine eigene Demonstration durchführen, hieß es von Seiten des „III. Weg“-Funktionärs Herrmann, was einer Ausladung gleichkam. Matthias Fischer hatte pedantisch auf eine „ordentliche Aufstellung“ gepocht.

Mit den etwa 750 Teilnehmern – Neonazis und Polizei sprachen von etwa 1000 – war es der braunen Kleinstpartei wieder gelungen, die größte rechtsextreme Veranstaltung am 1. Mai zu organisieren. Darunter befanden sich erneut Teilnehmer aus dem europäischen Ausland, vornehmlich Ungarn. Etwa 150 Teilnehmer kamen mit zwei Reisebussen aus Süd- und Ostbayern. Der Rest der Versammlung war eine „bunte“ Mischung diverser neonazistischen Kleingruppen aus der ganzen Bundesrepublik.

Mit freundlicher Genehmigung von „Endstation.Rechts Bayern“.