DD: Zwei FAU-Demos an zwei Tagen, nun auf nach Plauen und Chemnitz

WMD-Demo

Am Donnerstag und Freitag fanden jeweils eine Demonstration der FAU Dresden statt. Hier ein kurzer Bericht über beide Demonstrationen, die beide Teil der Minikampagne „Solidarität statt Ausgrenzung – Für einen libertären Frühling!“ waren. Im Anschluss folgt ein kleiner Ausblick auf die nächsten Tage.

 

Demo durch Löbtau und Gorbitz – Workers Memorial Day


Ca. 30-40 FAU-Mitglieder und Sympathisierende trafen sich am Donnerstag um den Opfern der kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu erinnern und um anschließend durch zwei der prekärsten Viertel Dresdens zu ziehen und anarchosyndikalistische Inhalte auf die Straße zu tragen.

 

Gegen 17:30 Uhr gab es in der Nähe des befreundeten Hausprojekts Wums zunächst eine Gedenkansprache. Ein povisorisches Denkmal wurde eingeweiht, Blumen niedergelegt und eine Schweigeminute abgehalten. Im Anschluss wendete sich die Demonstration getreu dem Demo-Motto „Remember the dead – fight for the living!“ aktuellen Kämpfen zu. Noch auf der Startkundgebung wurde ein Redebeitrag über die Bedeutung transnationaler Solidarität gehalten, der in einer Aufforderung an alle Anwesenden endete, sich in der Transnational-Socialstrike-Plattform zu engagieren und in den eigenen Betrieben den politischen Streik vorzubereiten.

 

Nach wenigen Metern folgte auf der Kesselsdorfer Straße ein Solidaritätsbeitrag für die syndikalistische Gewerkschaftsinitiative „unter_bau“ an der Frankfurter Uni. Weiter oben auf der Kesselsdorfer Straße angelangt, sollte ein weiterer Redebeitrag zum transnationalen Sozialstreik und der Bedeutung von gewerkschaftlich kontrollierten Kollektivbetrieben nach dem Modell der Union Coop der FAU Berlin aufmerksam machen. Die Demonstration zog nun ins Plattenbaugebiet zum dortigen Amalie-Dietrich-Platz. Hier wurde über die Unsichtbarkeit von unbezahlter Reproduktionsarbeit, ihren Stellenwert für die Arbeitsgesellschaft und die Nichtbeachtung der gesundheitlichen Risiken in diesem Feld gesprochen. Auch wenn der Platz nicht sehr gefüllt war, blieben manche Passantinnen stehen und hörten interessiert zu. Die nächste Zwischenkundgebung auf dem Wölfnitzer Ring drehte sich um Erwerbslosenarbeit und Gesundheitsschädigung bei der Arbeit auf dem Bau. Auch hier erntete die Demo einige Zustimmung, einige Menschen schlossen sich den Demonstrierenden daraufhin spontan an.

 

Auf dem Rückweg über die Stollestraßen fielen anarchosyndikalistische Graffitis an den Stromkästen ins Auge. Mehrere FAU-Mitglieder, v.a. der Branche Kunst und Kultur stimmten hier zusammen das Lied „Bread and roses!“ an, das sie auch auf ihrem Transparent zitierten. Wieder in Löbtau angekommen folgten zwei weitere Redebeiträge, zum einen zur Stellung von Kollektivbetrieben für eine emanzipatorische Bewegung, zum anderen um den Zusammenhang von anarchosyndikalistischer Gewerkschaftsarbeit, antikapitalisticher Kritik und Antifaschismus zu verdeutlichen.

 

Solidarische Nachbar_innen versorgten die Demoteilnehmer_innen zum Ausklang mit Getränken, Musik und Abendessen. Nach einer Auswertungsrunde zur heutigen Demonstration und einigen weiteren Stunden gemütlichem Beisammenseins wurde der Abend beendet.

Gelobt wurde die feminstische Präsenz, die Qualität der Redebeiträge, die Wahl der Strecke abseits der typischen Demorouten, die kunstvolle Gedenktafel und die Vielfalt der Sprechchöre. Trotz der geringen Teilnehmer_innenzahl bewerten die Beteiligten die Demonstration daher als sehr gelungen. Für Kritik per Mail ist das Syndikat weiterhin dankbar.

 

Spontandemonstration durch die Neustadt und das Hechtviertel


Am Freitag versammelten sich ca. 25 Menschen am Alaunpark in Dresden und demonstrierten in Solidarität mit den Betroffenen von Repression gegen Basisgewerkschaften weltweit. Anlass war u.a. die Festnahme von zwei Genoss_innen und die Verwüstung eines CNT-Lokals in Lille während einer Razzia, welche in Zusammenhang mit der versuchten Niederschlagung der Proteste gegen die anstehende Arbeitsmarktreform in Frankreich steht, sowie der Prozess gegen den Dresdner FAU-Gewerkschafter Justus M.

Mit Parolen wie “Fight repression as international struggle”, “129 kennen wir schon, Feuer und Flamme der Repression” und “No nation, no border, fight law and order” zogen die Demonstrant_innen zuerst durch die Neustadt und dann durch das Hechtviertel. Zusätzlich zu Sprechchören wurden Anwohner_innen mit Zwischenansagen auf den Anlass der Demonstration hingewiesen und nicht wenige solidarisierten sich spontan.

 

Währenddessen war die Polizei weniger entspannt. Von Anfang an mit zwei Transportern an der Demonstration dran, wurde mehrfach versucht die Demo zu stoppen. Während der Zwischenkundgebung an der Ecke Rudolfstraße/Fritz-Hoffmann-Straße, bewegten sich bereits 6 Ensatzfahrzeuge hinter den Basisgewerkschafter_innen und ihren Unterstützer_innen.

 

Auf der Conradstraße, kurz vorm Bischofsplatz, wurde die Straße durch teilweise sehr aggresiv agierende Polizeikräfte blockiert. Die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der sächsischen Polizei umstellte die Demo vollständig und ließ diese erst nach Anmeldung und unter kleinlichen Auflagen (keine “Vermummung” durch Kapuzen) ihren Weg über die Rudolf-Leonhard-Straße fortsetzen. An der Kreuzung Staufenbergallee/Königsbrücker Straße musste die Demonstration aufgelöst werden, da die Polizei gewaltsam das Vorankommen behinderte und damit drohte zwei Personen gewaltsam zu entfernen, wenn sollten diese die Demo nicht verlassen. Der Vorwurf: Das Aufsetzen von Kapuzen. Weiterhin beleidigten Polizist_innen während dieses Vorgangs verschiedene Teilnehmer_innen, z.B. mit “Ihr geht doch eh nicht arbeiten!”, “Sprichst du kein Deutsch?”, wenn diese nicht umgehend auf ihre gebellten Befehle reagierten. Einem Demonstrationsteilnehmer, der die rechtliche Grundlage in Frage stellte und anhand des sächsischen Polizeigesetzes argumentierte, wurde vorgeworfen “Du kannst doch eh nicht lesen!”.

 

Trotz staatlichen Behinderung schätzt die FAU Dresden die Spontandemo als gelungen ein. Christina Schwarz (34) dazu: “Wir konnten unser Anliegen entschlossen und lautstark auf die Straße tragen und die Reaktionen am Rande der Demo haben uns gezeigt, dass wir auch in Dresden nicht nur auf taube Ohren stoßen.”

 

Plauen, Chemnitz und noch weiter!


Auch in den nächsten Tagen kommt die FAU Dresden nicht zur Ruhe. Für den ersten Mai ruft das Syndikat zur Teilnahme am anarchosyndikalistischen Block auf der „Time to act!“-Demo in Plauen und zur anarchosyndikalistischen Demo der FAU Chemnitz auf.

Am 3. Mai wird gegen das Syndikatsmitglied Justus M. vor dem Amtsgericht in Dresden verhandelt. Er soll sich im März 2013 mit einer Fahne gegen angreifende Polizeieinheiten verteidigt haben die mit Pfefferspray und Schlagstöcken auf Gegendemonstrant_innen am Rande einer NPD-Kundgebung losgingen. Die FAU fordert einen Freispruch für Justus M. und bittet Unterstützer_innen beim Prozess zu erscheinen.

 

Den 8. Mai will die AG “Schwarz-Rote Bergsteiger_innen” der Basisgewerkschaft im Grünen an einem Schauplatz der Zeitgeschichte feiern: In Zeiten des Nationalsozialismus war das Elbsandsteingebirge einer der wenigen Flecken im heutigen Deutschland an denen regelmäßig kleinere und größere Widerstandshandlungen stattfanden. Damals floh der 15 jährige Günther Keil in den letzten Kriegstagen vor der Einberufung in die Wehrmacht in die Berge, zusammen mit Tante, Onkel und Cousin. Letztere, Dora und Franz Ruge waren vorher jahrelang in illegalen Widerstandsgruppen aktiv gewesen, hatten Flugblätter gedruckt und Grenzarbeit geleistet. Als sie am 8. Mai die frohe Nachricht der Kapitulation erhielten, bestiegen die beiden jungen Kletterer Hans Ruge und Günther erstmals einen Klettergipfel und nannten ihn Friedensturm. Die FAU will gemeinsam dorthin wandern, picknicken, ein wenig mehr über die Menschen erfahren die sich damals dort versteckten, bei guten Wetter wollen einige den Friedensturm besteigen, schauen ob sie mit anderen Bergsteiger_innen über das Datum ins Gespräch kommen. Treffpunkt Dresden Bhf Neustadt: 10:35 Uhr vom rechten Eingang Schlesischer Platz.

 

Am 9. Mai trifft sich um 18:30 Uhr zum 5. mal die Branche Kunst und Kultur zum Meet&Greet auf der Rudolf-Renner-Straße 35. Ziel ist weiterhin eine theoretische Bestimmung der Branche innerhalb und außerhalb emanzipatorischer Bewegung und die Entwicklung konkreter Strategien gegen Prekarität und Vereinzelung.

 

Schließlich am 13. Mai findet der Gütetermin eines Mitglied der Basisgewerkschaft Nahrung Gastronomie (BNG-FAU) gegen die Kneipe Hebeda’s statt. Es geht um die Zahlung von mehreren Monatsgehältern. Weitere Infos folgen.