Der Touristenschwund im vergangenen Jahr hat die Stadt rund 750 Arbeitsplätze gekostet. Diese Zahl nannte Johannes Lohmeyer, Vorsitzender des Tourismusverbands Dresden (TVD). 2015 ging die Zahl der Übernachtungen um 133 000 im Vergleich zum Jahr 2014 zurück.
Dresden. Der Touristenschwund im vergangenen Jahr hat die Stadt rund 750 Arbeitsplätze gekostet. Diese Zahl nannte Johannes Lohmeyer, Vorsitzender des Tourismusverbands Dresden (TVD). 2015 ging die Zahl der Übernachtungen um 133 000 im Vergleich zum Jahr 2014 zurück. „Dresden war die einzige große Stadt in Deutschland, die Gäste eingebüßt hat“, so Lohmeyer. „Das hat uns massiv Arbeitsplätze gekostet.“
Rund 24 000 Personen würden ihr Geld in der Tourismusbranche verdienen. Hinzu kämen Lieferanten und Handwerker. Lohmeyer ist selbst Hoteldirektor und erklärte, er habe die vergangenen Jahre stets Bestellungen im Wert von rund einer Million Euro ausgelöst. „2015 waren es nur 800 000 Euro.“ Setze sich die Entwicklung in diesem Jahr fort, würden mindestens weitere 600 Arbeitsplätze gestrichen werden, so Lohmeyer. Bisher sei der Stellenabbau vom Personal der neueröffneten Hotels kompensiert worden. „Jetzt haben wir ein echtes Minus.“ Zumal die Zahl der schon fixen Buchungen in den Dresdner Hotels weiter rückläufig sei. Im vergangenen Jahr hätten im April zehn Prozent mehr in den Büchern gestanden als jetzt.
Die Politik nehme die Tourismusbranche nicht wahr, beklagte der TVD-Vorsitzende. „Wir sind nach der Mikroelektronik der zweitgrößte Arbeitgeber in der Stadt. Aber wir wurden nur zur Kenntnis genommen, als es darum ging, mit einer Beherbergungssteuer die Gäste zu schröpfen.“ Lohmeyer erneuerte seine Kritik an der Steuer: Zu hoch und zu bürokratisch zu handhaben sei die Abgabe, der Gast erhalte keine Gegenleistung. „Das sorgt für erheblichen Ärger.“
Es sorge auch für leere Hotelbetten, ergänzte Marc Arendt, stellvertretender Sprecher der Dresdner Hotel Allianz. Mit den Veranstaltern von Busreisen werde in den Preisverhandlungen um jeden Cent gerungen. „Da ist diese Abgabe ein klarer Nachteil und kostet und Geschäft.“
Wenn aber schon die Touristen abkassiert werden müssten, so Arendt, so müsse ein großer Teil der Einnahmen ins Stadtmarketing fließen. Dresden müsse den durch Pegida verursachten Imageschaden mit einer Kampagne bekämpfen und viel Geld investieren, um große Kongresse in die Stadt zu holen. „Andere Städte zahlen 80 000 oder 100 000 Euro für den Eröffnungsabend eines Großkongresses, weil sie wissen, dass das Geld zurück in die Stadtkasse kommt. So ein Budget benötigen wir in Dresden auch“, forderte Arendt.
Waffengleichheit sei auch bei den Angeboten privater Bettenportale im Internet geboten, so Rolf-Dieter Sauer, Vorsitzender des Dehoga-Regionalverbands Dresden. „Ein guter Teil der Wohnungen in der Neustadt wird doch so privat an Gäste vermietet“, erklärte er. Steuern würden die Vermieter privater Zimmer aber nicht zahlen. Lohmeyer sprach von „Schwarzhotellerie“ und rund 300 000 Übernachtungen über private Bettenportale. „Die Stadt muss durch entsprechende Nutzungsauflagen für Wohnraum den Wettbewerb entzerren und gegensteuern“, forderte er.
Dass im Januar und Februar die Zahl der Übernachtungen wieder gestiegen ist, sei positiv, erklärte Lohmeyer. Aber die Zimmerauslastung habe in den beiden Monaten nur bei 40,5 Prozent gelegen, während in Leipzig 53,5 Prozent und in Chemnitz 44,8 Prozent verbucht worden seien. „Dresden hat Nachholebedarf. Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, können wir das Jahr retten. Wenn nicht, setzt sich die Krise fort“, so der TVD-Vorsitzende.
Von Thomas Baumann-Hartwig