Plauen geht gegen Neonazis auf die Straße

Erstveröffentlicht: 
22.04.2016

Bundesweit werben Neonazis wieder für ihre Mai-Demo in Plauen. Vor zwei Jahren liefen 700 Rechte durch die Stadt. Das Vogtland wehrt sich. Von Manuela Müller

 

Plauen. Der III. Weg ist eine Rechtsaußen-Kleinstpartei, die radikale Ex-NPDler um sich schart. In Plauen sitzt einer von ihnen im Stadtrat. Seit Wochen mobilisiert der III. Weg bundesweit für einen Neonazi-Aufmarsch in Plauen zum 1. Mai. Anmelder ist nach Informationen der "Freien Presse" der Bundesvorsitzende Klaus Armstroff. Der wohnt in der Pfalz, macht aber Stimmung im Vogtland.

 

Ein Déjà-vu für die Plauener. Vor zwei Jahren waren zum 1. Mai mehr als 700 rechte Touristen in der Stadt. Zwar liegen die offiziellen Schätzungen diesmal bei rund 200 Neonazis. Insider rechnen aber mit einem ähnlichen Andrang wie 2014. "Plauen hat eine Magnetwirkung auf das Klientel", sagt ein Szenekenner aus Behördenkreisen.

 

Gegen diese Tendenz formiert sich Widerstand. Der Runde Tisch für Demokratie hat den 1. Mai von morgens bis zum späten Nachmittag ausgeplant. "Wir werden zeigen, dass wir ein friedliches Plauen wollen", sagt Superintendentin Ulrike Weyer. Gleichzeitig distanziert sie sich von jeder Art von Gewalt: "Linksautonome Demonstranten haben mit unseren Veranstaltungen nichts zu tun. Das ist unsere Art, Konflikte zu lösen." Vor zwei Jahren hatten im Umfeld der Nazi-Veranstaltungen Linksautonome randaliert in Plauen.

 

Der Runde Tisch ruft die Vogtländer auf, Gesicht zu zeigen. Aus Sicht von Koordinatorin Kristin Polizin keine leichte Aufgabe: "Die Leute tendieren dazu, nicht nach draußen zu gehen, wenn eine Meute Rechtsextremer unterwegs ist", sagt die Mitarbeiterin der Beratungsstelle Move. Das Protest-Programm der demokratischen Kräfte im Vogtland setzt deshalb auf zwei Säulen: einmal in Hör- und Sichtweite zu den Neonazis und einmal an anderen Orten jenseits des Brennpunktes.

 

Geplant sind unter anderem Mahnwachen in Plauener Kirchen. Bereits um 9.30 Uhr beginnt ein Gottesdienst in der Lutherkirche. Zu dieser Zeit dürften die ersten Nazis am oberen Bahnhof eintreffen. 10.30 Uhr beginnt der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seiner traditionellen Mai-Kundgebung auf dem Theaterplatz zum Tag der Arbeit. Gegen 11.15 Uhr soll es einen Aufruf dazu geben, über die Bahnhofstraße in Richtung Jößnitzer Straße zu laufen. Dort könnten beide Lager, abgeschirmt durch Polizeisperren, aufeinandertreffen.

 

Auch von der August-Bebel-Straße ist mit Gegendemonstranten zu rechnen, die mittags in Richtung Jößnitzer Straße laufen. Die Bebel-Straße ist als Straße der Musik geplant, dort sollen regionale Bands spielen - ab 11 Uhr. Der Runde Tisch setzt auch auf jene, die ihren Protest unterschwellig zeigen wollen. So soll auf dem Plauener Theaterplatz ab Mittag ein Familienfest stattfinden. Zum Abschluss soll es um 17 Uhr ein Friedensgebet in der Pauluskirche geben.