Leipzig will mehr minderjährige Flüchtlinge in Gastfamilien unterbringen

Erstveröffentlicht: 
21.04.2016

381 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge leben in Leipzig. Die Stadt schult Gasteltern, um künftig mehr Jugendliche in Familien unterbringen zu können. Das Interesse, ein Kind aufzunehmen, ist groß.

 

Leipzig.  Die Stadt Leipzig hat nach wie vor nicht genügend Plätze, um die im laufenden Jahr erwarteten rund 4000 Flüchtlinge unterzubringen. Alle kommunalen Kapazitäten seien ausgeschöpft, heißt es im aktuellen Bericht des Sozialdezernats. Gleichzeitig müssen Interimsstandorte aufgelöst werden. Leipzig steuert mit dem Ankauf von Belegungsrechten für Wohnungen und neuen Gemeinschaftsunterkünften gegen.

 

5186 Asylbewerber leben Mitte April in Leipzig, so das Dezernat von Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) in einer Information für die Stadträte . Davon sind knapp 800 in diesem Jahr neu in der Messestadt. Dazu kommen 3412 Migranten, die bereits länger in Leipzig leben und Unterstützung nach Hartz IV erhalten. Eine weitere Anzahl von Personen hat bereits eine Arbeitsstelle gefunden. 

 

Mehr Gastfamilien für junge Flüchtlinge


In einer besonderen Situation sind die 381 in Leipzig lebenden minderjährigen Ausländer, die ohne Eltern unterwegs sind. Für sie hat das Leipziger Jugendamt die Verantwortung. Rund 100 Kinder und Jugendliche kamen in fünf Betreuungs- und Interimseinrichtungen unter. Weitere 150 junge Flüchtlinge leben in Wohngruppen. 127 Minderjährige werden in Erstaufnahme- oder Asylunterkünften von Familienmitgliedern oder Bekannten betreut.

 

Da Leipzig seine Aufnahmequote für unbegleitete Minderjährige deutlich erfüllt habe, werden Neuankömmlinge zunächst in die Kreise verwiesen, die ihre Kapazität noch nicht ausgeschöpft haben. Gleichzeitig will die Stadt mehr familienähnliche Wohnsituationen für die jungen Flüchtlinge schaffen. Noch in diesem Jahr sollen 200 Plätze für junge Flüchtlinge in Wohngruppen entstehen, weitere 45 im Jahr 2017.

 

Das Jugendamt will außerdem mehr Gastfamilien für die Betreuung von minderjährigen Ausländern gewinnen. Das Interesse ist groß: 350 Leipziger nahmen an vier Infoveranstaltungen teil. Eine weitere Veranstaltung ist für den 10. Mai geplant, so das Jugenddezernat. Derzeit gibt es 50 Anwärter für die Beherbergung von Jugendlichen und Kindern. Die Stadt bereitet die Familien auf ihre Aufgabe vor: Im Januar und Februar habe die Hälfte der Interessenten bereits an Schulungen teilgenommen. Bisher leben lediglich vier Kinder und Jugendliche in Obhut von Gasteltern. 

 

Rund 30 neue Unterkünfte bis Ende 2017


Die Mehrheit der mehr als 5000 Flüchtlinge in Leipzig, nämlich rund 67 Prozent, lebt in Gemeinschaftsunterkünften. An 31 Standorten im gesamten Stadtgebiet plus Pensionen bietet Leipzig derzeit 4327 Plätze an. Davon fallen bis März 986 Interimsplätze an den Standorten Puschstraße auf der Alten Messe und in den Schulgebäuden Dösner Weg und Bernhard-Göring-Straße weg. Damit bleiben noch 3341 Plätze – gerade genug für die derzeit in Leipzig lebenden Asylbewerber.

Bis zum Herbst 2017 sollen deshalb an weiteren 31 Standorten neue Unterkünfte mit 5724 Plätzen in Betrieb gehen. Darunter sind Containerdörfer, Interims in Schul- und ehemaligen Kitagebäuden, Altenpflegeheimen, und Verwaltungsgebäuden.

 

Länger als ein Jahr soll kein Asylbewerber in Leipzig in einer Gemeinschaftsunterkunft wohnen. Das gelingt laut Bericht bei 86 Prozent der untergebrachten Menschen. Die Integration soll durch den baldigen Umzug in eine eigene Wohnung erleichtert werden. Auch in diesem Jahr kauft die Kommune deshalb Belegungsrechte von Eigentümern, die Wohnraum an Geflüchtete vermieten möchten.

 

Von Evelyn ter Vehn