Zwei Angriffe auf Asyl-Objekte in einer Nacht – als Beweis reicht das den Beamten vom Operativen Abwehrzentrum noch nicht aus.
Wie lange will die Polizei eigentlich noch abwarten, um einen Zusammenhang zu sehen? Am Samstag haben Unbekannte an mehreren Stellen in dem seit Jahren leer stehenden Visa Hotel in Cossebaude gezündelt. Kurz danach standen auch auf dem Gelände eines Bauunternehmers in Dippoldiswalde rund 20 Container in Flammen, die der Mann als Unterkünfte für Flüchtlinge umbauen wollte.
Etwa eineinviertel Stunden Zeit liegen zwischen beiden Bränden. Das Feuer an der Breitscheidstraße im Gewerbegebiet Cossebaude wurde gegen 0.15 Uhr entdeckt, ein Anlieger in Dippoldiswalde alarmierte die Feuerwehr gegen 1.35 Uhr. Gestern bestätigte die Brandortuntersuchung der Polizei in Dippoldiswalde, dass bei dem Feuer jemand nachgeholfen hatte. Ein solches Ergebnis steht in Cossebaude jedoch noch aus – obwohl es in dem viergeschossigen Plattenbau an verschiedenen Stellen gebrannt hatte. Das sollte eine andere Ursache als vorsätzliche Brandstiftung eigentlich ausschließen.
Alle Angriffe auf Asylunterkünfte werden automatisch von den auf extremistische Straftaten spezialisierten Ermittlern des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) übernommen. Genau das sei im Fall von Cossebaude jedoch noch nicht klar, sagte eine Sprecherin des OAZ.
Die Ermittler könnten mit ihrer Spurensuche schon weiter sein. Auf einem Schaukasten des Hotels hatte jemand mit einem schwarzen Filzstift „Lügen Hotel 2015“ geschmiert. Eine Formulierung, die auch im Zusammenhang mit dem Hotel Prinz Eugen in Laubegast verwendet wurde. Dort soll wider früherer Aussagen eine Unterkunft für Flüchtlinge entstehen. Ist die Schmiererei am Visa-Hotel also Zufall? Haben die Brandstifter eine „Duftnote“ hinterlassen? Wäre es daher nicht sinnvoll, beiden Brandanschlägen – dem in Cossebaude und dem in Dippoldiswalde – in einem Kommissariat nachzugehen?
Interessant ist auch, dass der Schriftzug kurz nach der Entdeckung entfernt wurde. Möglicherweise auf Veranlassung des Grundstückeigentümers, der nur wenige Minuten zuvor von der SZ auf die Schmiererei angesprochen wurde. Bei der Polizei jedenfalls scheint dieses Beweismittel noch nicht bekannt gewesen zu sein.
In Stetzsch hat man sensibler reagiert. „Wir haben aufgrund des Brandanschlags bereits die Halloween-Veranstaltung abgesagt. Zu recht! Nun sehen wir, was die politisch motivierte Gewalt bereit ist, zu tun“, sagte Daniel Molitor, der Leiter des Asylbewerberheims „Lindenhof“ in der Podemusstraße, aus Angst vor Anschlägen. „Es wird Zeit, dass unsere Innenpolitik härter durchgreift.“