Entsetzen und Rätselraten in Borsdorf: Nach dem Anschlag auf ein noch unbewohntes Containerdorf für Asylbewerber haben sich Flüchtlingshelfer vor Ort besorgt über die feige Tat geäußert. Unbekannte hatten die Unterkunft am Wochenende schwer beschädigt und eine noch unbekannte Flüssigkeit verteilt. Diese ist nun ein Fall für die Chemiker des Landeskriminalamtes.
Borsdorf. Wie gefährlich ist die gefundene Substanz? Nachdem Vandalen am Wochenende ein geplantes Containerdorf für Flüchtlinge in Borsdorf schwer beschädigt und eine noch unbekannte Flüssigkeit versprüht hatten, haben die Ermittler mit der Spurenauswertung begonnen. Das verdächtige Substrat hatte am Montag einen Großeinsatz der umliegenden Feuerwehren ausgelöst und zu Spekulationen über einen vermeintlichen Säure-Anschlag geführt.
Die mitgenommenen Proben liegen zur Analyse beim Landeskriminalamt. Die Auswertung stehe noch aus, doch keinesfalls sei die verteilte Flüssigkeit „hochgradig ätzend“ gewesen, teilte Kathleen Doetsch, Sprecherin des Operativen Abwehrzentrums am Dienstag in Leipzig mit. Die für Extremismus zuständige Spezialeinheit der Polizei hat inzwischen die Ermittlungen übernommen, da ein fremdenfeindlicher Hintergrund der Tat nicht auszuschließen sei.
Kriminaltechniker werten nun die Spuren vom Tatort aus, um zu klären, was sich zwischen dem 18. März, 16 Uhr, und dem 21. März, 9 Uhr, zugetragen hat. Die Randalierer verursachten Schäden von mehreren Tausend Euro auf dem Areal in der Leipziger Straße. Arbeiter hatten die Verwüstungen am Montag entdeckt. Es seien die Tür eines Containers aufgehebelt, die Heizungsanlage beschädigt, Dämmmaterial herausgerissen und ein Dichtventil zerstört worden, sagte Doetsch. „Der Boden war feucht, aber nicht überflutet.“
Ursprünglich sollten Fährtenhunde am Montag bei der Suche nach den unbekannten Tätern helfen. „Ihr Einsatz wurde angefordert“, so Doetsch. Doch da nicht eingeschätzt werden konnte, wie bedrohlich die Flüssigkeit sei, hatten die Beamten darauf vorsichtshalber verzichtet.
An Fertigstellungstermin wird festgehalten
Der Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft indes hat offenbar keine Auswirkungen auf die Fertigstellung des Objektes, das für 120 Bewohner ausgelegt ist. Die Einrichtung, so Kreissprecherin Brigitte Laux, werde voraussichtlich planmäßig fertiggestellt werden können. Landrat Henry Graichen (CDU) habe sich am Dienstag in einem Gespräch mit dem Borsdorfer Bürgermeister Ludwig Martin (CDU) über die aktuelle Situation informiert, hieß es aus der Kreisbehörde weiter. Der Heimbetreiber, die Abub GmbH, habe den Rathauschef darüber in Kenntnis gesetzt, dass ab sofort eine Bewachung des Objektes erfolgen wird, so das Gemeindeoberhaupt.
In der Gemeinde Borsdorf ist der Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft derzeit Thema Nummer eins. „Ein feiges Verbrechen, welches mit Sicherheit keine Antwort auf ein Heim für Flüchtlinge sein kann“, erklärte Dietmar Brenner vom Verein „Borsdorf hilft!“ in einer ersten Reaktion. Der Verein gründete sich bereits vor mehreren Monaten, um die Flüchtlingshilfe in der Kommune zu bündeln und für die bereits dezentral untergebrachten Asylbewerber Angebote zu koordinieren.
Auf Einladung von Ortschef Ludwig Martin trifft sich im Rathaus regelmäßig ein Flüchtlingsrat, dem neben der Initiative „Borsdorf hilft“ unter anderem auch Vertreter des Vereins Meta und der örtlichen Kirchgemeinden angehören. „Was“, fragt sich Dietmar Brenner, „geht nur in den Köpfen derer vor, die solche Taten begehen?“ Nicht zuletzt der Gemeinde und dem Steuerzahler würde durch einen derartigen Anschlag wie in Borsdorf beträchtlicher Schaden entstehen.
Von Simone Prenzel und Benjamin Winkler