Asylunterkünfte in Eilenburg-Ost sind umstritten

Erstveröffentlicht: 
19.03.2016

Es gab eine Fülle von Informationen, Beifall, aber auch Respektlosigkeiten in der jüngsten Einwohnerversammlung für den Stadtbezirk Mitte im Eilenburger Bürgerhaus am Donnerstagabend. Erneut ein Schwerpunkt: die Asylproblematik, vor allem im Osten der Stadt.

 

Eilenburg. „Mir ist bewusst, dass das, was ich dazu dieser Tage öffentlich geäußert habe, polarisiert“, so das Stadtoberhaupt. Scheler hatte in der LVZ gesagt, dass Eilenburg inzwischen mit der Aufnahme von Flüchtlingen überfordert und der soziale Frieden in der Stadt in Gefahr sei. Am Donnerstag würdigte er allerdings auch den Einsatz der Helfer, beschwor das Zusammenspiel aller Beteiligten, kassierte Beifall. Mit „Geschick“ solle jetzt darauf Einfluss genommen werden, dass möglichst Flüchtlingsfamilien, weniger alleinstehende junge Männer in die Stadt gelangen.

 

André Becht, der sich im Rathaus um Asylthemen kümmert, nannte Zahlen, die sich im Zuge der überregionalen Politik stetig verändern würden. Zurzeit leben 250 Asylbewerber in Eilenburg, weitere werden kommen. Von ein Prozent Bevölkerungsanteil für 2016 war die Rede. Die Konzentration auf die Windmühlenstraße in Ost sei „nicht so gut“, wurde eingeräumt. Doch wo bei der Kommune oder privaten Anbietern Wohnraum angemietet werde, entscheide die Kreisverwaltung, so Scheler. Bei 5000 Ost-Bewohnern, hat Lutz Ohmenzetter hochgerechnet, sei ein überproportionaler Anteil von 75 Asylbewerbern für die Integration in diesem Viertel schwierig, so der Nachbar des Blocks mit 80 Wohnungen in der Windmühlenstraße 6 bis 12.

 

Hier werden demnächst bekanntlich 26 leere Wohnungen von Flüchtlingen bezogen. Hier lasse jetzt eine „dubiose Firma“ die Domizile herrichten, die in Oschatz – das habe er sich selbst angesehen – nur einen Briefkasten habe und bis Istanbul und Dubai verzweigt sei, so seine Recherchen. „Der Buschfunk behauptet, hier würden zehn Euro Miete pro Bett und Tag bezahlt, was eine Schande und Steuergeldvergeudung ist“, so der Eilenburger. Wiederum Beifall.

 

Scheler erwiderte, ihn würden solche „Geschäftsmodelle“ ebenfalls bewegen. Der Vertragspartner sei aber nicht Eilenburg. Vertreter des Landratsamtes, die noch im September in Ost zur Asylproblematik Stellung nahmen, wurden diesmal vermisst. „Zwischen 8 und 18 Uhr arbeiten Rumänen in unserem Haus, bringen in den Drei-Raum-Wohnungen sieben Betten unter und nachts patrouilliert ein Wachschutz. Für oder gegen wen?“, stellte ein Mitbewohner in besagtem Haus fest. Viele Arbeitslose, die in den preiswerten Wohnungen leben, liefen nunmehr Gefahr, bei den höheren Miteinnahmen, die sich durch Asylbewerber erzielen lassen, „rausgekegelt zu werden“.

 

Das nahm der Oberbürgermeister zunächst zur Kenntnis. Und sprach ein deutliches Wort, als einer älteren Eilenburgerin der Respekt versagt wurde, die von ihren Flüchtlingserfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete. „Wir diskutieren über 200, 300 Flüchtlinge in der Stadt. Wir sollten uns schämen. Uns geht es gut. Die Bilder der Familien und Kinder, die alles verloren haben, sind schlimm. Sie brauchen Hilfe“, so ihr Appell. Auch dafür gab es Beifall.

 

Von Karin RIeck