Krawalle in Leipzig/Connewitz: Ermittlungen gegen Thüringer Neonazis

Erstveröffentlicht: 
14.03.2016

An den schwereren Ausschreitungen am 11. Januar im Leipziger Stadtteil Connewitz waren nach Erkenntnissen der Sächsischen Sicherheitsbehörden offenbar zahlreiche Neonazis aus Thüringen beteiligt. Gegen sie wird nun ermittelt.

 

Leipzig/Erfurt. An den schwereren Ausschreitungen im Leipziger Stadtteil Connewitz vor einigen Wochen waren nach Erkenntnissen der Sächsischen Sicherheitsbehörden offenbar zahlreiche Neonazis aus Thüringen beteiligt – und zwar längst nicht nur aus dem ostthüringischen Raum.

Ermittlungen gegen 20 Thüringer
Unter den 215 Personen, gegen die die sächsische Justiz derzeit im Zusammenhang mit den Krawallen wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt, sind nach Angaben der Landesregierung in Dresden 20 Thüringer aus dem Landkreis Greiz, dem Saale-Holzland-Kreis, dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, dem Ilmkreis sowie den Städten Erfurt und Gera.

In der Antwort von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf eine Kleine Anfrage der sächsischen Linke-Abgeordneten Kerstin Köditz heißt es, dass alleine aus Erfurt sieben und aus Gera fünf mutmaßlich Rechtsextreme festgesetzt worden waren, nachdem die Polizei unmittelbar nach den Ausschreitungen viele der Angreifer gestellt hatte.

Die Tatverdächtigen aus dem Ilmkreis stammen nach Angaben von Ulbig aus Arnstadt, Ilmenau und Wipfratal. Die übrigen mutmaßlichen Randalierer wohnen in Bad Köstritz, Weida, Eisenberg und Saalfeld.

Ulbig schreibt in seiner Antwort, an den Krawallen seien neben Thüringer Neonazis wahrscheinlich auch Extremisten aus Berlin, Franken und Sachsen-Anhalt beteiligt gewesen. Die vor allem mitteldeutschen Netzwerke der Rechtsextremen waren beim Neonazi-Überfall auf eine Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes am 1. Mai in Weimar offensichtlich geworden. Nach dem Angriff war es der Polizei gelungen, die mutmaßlichen Angreifer aufzugreifen. Neben Thüringern waren auch Sachsen unter den Festgesetzten.

Rechtsextremisten im Fan-Umfeld von Fußballvereinen
Die Antwort Ulbigs auf die Anfrage von Köditz legt darüber hinaus einmal mehr die Verbindungen von Rechtsextremismus und Fußball-Vereinen in den unteren Ligen offen. So heißt es in dem Papier, den Sicherheitsbehörden sei bei Dutzenden der Verdächtigen bekannt, dass diese zum Fan-Umfeld von Fußballvereinen gehören, denen in der Vergangenheit immer wieder bescheinigt wurde, ein Problem mit Rechtsextremen zu haben; darunter: FC Lokomotive Leipzig, SG Dynamo Dresden, FC Rot-Weiß-Erfurt und FC Carl-Zeiss-Jena.

Bei den Krawallen war am 11. Januar ein Mob mutmaßlich rechtsextremer Gewalttäter durch den als Linken-Hochburg geltenden Leipziger Stadtteil Connewitz gezogen und hatte systematisch unter anderem Schaufenster, Mülleimer und die Inneneinrichtung von Geschäften zerstört. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) nannte den Gewaltexzess später „Straßenterror“.