In dieser Woche wurde öffentlich bekannt, dass neben den beiden Häusern im Quartier Puschkin- und Windmühlenstraße, wo bereits Asylbewerber mit Deutschen zusammen in einem Haus leben, ein weiterer Block belegt werden soll.
Eilenburg. In die Windmühlenstraße 6 bis 12 in Eilenburg-Ost sollen ab 1. April weitere Asylbewerber und Flüchtlinge einziehen. Diese Information der Stadtverwaltung in der Ratssitzung in dieser Woche sorgt in dem Wohngebiet für allerhand Frust, wie vor Ort zu erfahren ist. Denn im Bereich Puschkin-/Windmühlenstraße scheint sich das Asylbewerberkontingent für Eilenburg nunmehr im Vergleich zu anderen Stadtteilen überproportional zu konzentrieren. Darüber regen sich nicht nur Lutz Ohmenzetter und Frank Becher, deren Grundstücke mit den Gärten hinter den Häusern in der Puschkinstraße direkt an den genannten Block grenzen, auf.
„Rund 300 Besucher der letzten Einwohnerversammlung im September haben von Oberbürgermeister Ralf Scheler (parteilos), als dieser noch neu im Amt war, sowie Vertretern des Landratsamtes gehört, dass es auf dem Gelände des ehemaligen ECW eine Unterkunft für Asylbewerber geben soll. Und nun heißt es, die Container seien wieder abbestellt. Bei uns wird ja nun erst mal genug Platz geschaffen für Asylbewerber, die die Stadt zurzeit aufnehmen muss.“ Nicht nur die beiden Männer lehnen ein „Asylbewerber-Ghetto“ in Ost ab, fühlen sich „verschaukelt“ und zeigen sich außerdem enttäuscht, dass sie erst durch Buschfunk und Zeitung von den Aktivitäten des Landratsamtes in der Windmühlenstraße erfahren haben.
Der Block mit jeweils zehn Wohnungen in den acht Eingängen der Windmühlenstraße 6 bis 12 sei zu DDR-Zeiten von Angehörigen der Nationalen Volksarmee bewohnt gewesen, weiß Ohmenzetter. Solche Domizile gingen nach der Wende bekanntlich ins Eigentum des Bundesvermögensamtes über. Die Eilenburger Wohnungen wurden privatisiert. Und Scheler bestätigte auf eine Anfrage des NPD-Stadtrates Paul Rzehaczek am Montag, dass das Landratsamt dort Wohnungen bei dem neuen Eigentümer, der ab April der Adressat für die Miete ist – wie auch Bewohner bestätigen – angemietet habe. Zurzeit stünden hier 26 Wohnungen leer. Die bereits seit Anfang Februar hergerichtet würden, so eine Bewohnerin. Brisant bei all dem: Rehaczeks Namensschild ist an einem der Eingänge zu lesen. In der Nachbarschaft wird nun vermutet, dass – Tür an Tür mit weiteren Asylbewerbern – Konflikte mit den Gegnern der Asylpolitik in diesem Wohngebiet drohen würden. „Fragen Sie außerdem mal die Nachbarn, die bereits Flüchtlinge im Haus haben, welche Probleme es noch gibt“, fordert der Ingenieur im Ruhestand auf. Wehrt sich aber vehement dagegen, die Menschen in diesem Viertel alle auf eine bestimmte Seite zu stellen. „Wir haben nichts gegen Ausländer. Sie müssen sich aber auch an die Regeln, die hier gelten, halten“ , sind sich Lutz Ohmenzetter und Frank Becher einig.
„In unserem Eingang wohnen zwei Flüchtlingsfamilien, mit denen es keine Probleme gibt“, erzählt eine Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, vor dem Haus der kommunalen Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (EWV) in der Windmühlenstraße 29, 29 a und b. „Aber nebenan haben Mieter schon öfter die Polizei geholt, weil es auch spät noch zu laut ist. Und der Hausmeister muss ab und zu den Müll hinterherräumen“, kritisiert die Bewohnerin. Ohmenzetter zeigt derweil auf die Eckbebauung Puschkin-/Windmühlenstraße, ebenfalls in privater Hand und von etlichen Flüchtlingen bewohnt. Seit Tagen würden sich hier die gelben Müllsäcke stapeln, „worum sich der Vermieter, der in Stuttgart sitzt, nicht kümmert“.
Angelika Stoye, die Ordnungsdezernentin im Landratsamt Nordsachsen, will sich heute zur Situation in Eilenburg-Ost äußern. Und wenn die Stadtverwaltung für nächsten Donnerstag ab 18.30 Uhr ins Bürgerhaus zur Einwohnerversammlung für Mitte einlädt, haben vielleicht auch die Ostler noch Fragen. Denn hier ist der nächste Infoabend erst wieder für September angesetzt.
Von Karin Rieck