Wohneigentum in Leipzig wird immer teurer, Haushaltseinkommen bleiben schwach

Erstveröffentlicht: 
08.03.2016

Das Statistikamt nimmt mit seinem aktuellen Quartalsbericht den Leipziger Immobilienmarkt unter die Lupe. Seit 2004 sind demnach die Quadratmeterpreise für neu errichtete Eigentumswohnungen in Leipzig um 70 Prozent gestiegen. Die Einkommen in der Stadt halten damit nicht Schritt. „Die Entwicklung geht an vielen vorbei“, sagt Statistik-Chefin Ruth Schmidt.

 

Leipzig.  Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten wurden im vergangenen Jahr wieder mehr als zwei Milliarden Euro auf dem Leipziger Immobilienmarkt umgesetzt. Wer eine neugebaute Eigentumswohnung an den Käufer brachte, konnte hier durchschnittlich 3078 Euro pro Quadratmeter einnehmen, bei sanierten Altbauten sogar noch etwas mehr. Die gingen im Schnitt für 3188 Euro weg, schreibt das Amt für Statistik und Wahlen in seinem gestern vorgelegten vierten Quartalsbericht für 2015.

 

Die Dynamik, die Leipzig seit einigen Jahren durch Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum erlebt, hat auch den Immobilienmarkt erfasst. Wer rentable Anlagemöglichkeiten sucht, findet die nicht mehr nur in den großen westdeutschen Metropolen, sondern mittlerweile auch wieder in Leipzig.

 

Nur, profitieren tatsächlich auch die Leipziger von diesem Trend? „Die Entwicklung geht an vielen vorbei“, konstatierte gestern die Leiterin des Amtes für Statistik und Wahlen, Ruth Schmidt. „Der rasante Anstieg, den wir bei den Preisen für Wohneigentum erleben, spiegelt sich so in den Einkommen der Menschen hier nicht wider“, sagte sie.

 

Seit dem Jahr 2004 sind die Quadratmeterpreise für neu errichtete Eigentumswohnungen in Leipzig um 70 Prozent gestiegen. Allein seit 2012 kletterten sie von 2663 auf 3087 Euro (plus 16 Prozent). Im sanierten Altbau erhöhten sich die Neupreise sogar um 74 Prozent, in den drei Jahren seit 2012 von 2373 auf
3188 Euro pro Quadratmeter. Auch die Preise für freistehende Einfamilienhäuser schossen in dieser Zeit kräftig in die Höhe. „Während 2012 und 2013 zirka
50 Prozent aller Verkäufe noch unter 150 000 Euro lagen, waren es 2014 nur noch knapp 40 Prozent“, so Matthias Kredt, Leiter des Amtes für Geoinformation und Bodenordnung der Stadt Leipzig. Der Anteil der Verkäufe mit Preisen über 300 000 Euro habe sich in diesem Zeitraum fast verdoppelt – auf 17 Prozent im Jahr 2014. „Bei Einfamilienhäusern“, resümierte Statistik-Chefin Schmidt, „ist kein Schnäppchen mehr zu bekommen.“

 

Völlig anders die finanzielle Situation der Haushalte. Leipzig, so Schmidt, sei eine Stadt mit nach wie vor „unterdurchschnittlichen Einkommen“. Unter den
15 größten deutschen Städten belegt Leipzig bei den verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte den letzten Platz. Im Jahr 2013 betrug es pro Einwohner 16 109 Euro und lag damit 4369 Euro unter dem Bundesdurchschnitt. Zum Vergleich: In Dresden waren es 17 260 Euro, in der Bundeshauptstadt Berlin 17 889 Euro und beim Spitzenreiter München 25 529 Euro. Das verfügbare Einkommen ist demnach seit 2004 in Leipzig um gerade mal 13 Prozent gestiegen.

 

Auch der Wohnungsleerstand hat mittlerweile seine Funktion als Preisbremse längst verloren. Die Zahl der leerstehenden Wohnungen, so Schmidt, hat sich seit 2010 halbiert. Es gibt im Grunde nur noch zwei Stadtteile, in denen Altbausanierung ein Potenzial hat: Ost und Altwest. Auf diese beiden Stadtteile entfielen 2012/13 die meisten Käufe von unsanierten Mehrfamilienhäusern. In Mitte, Süd und Südwest – jahrelang die Leipziger Hotspots – gibt es dagegen kaum noch unsanierten Wohnraum. Die Zukunft der Branche liegt im Neubau.

 

Die Immobilienpreise wie auch die Wohnungsmieten, davon ist Geoinformatiker Kredt überzeugt, werden weiter anziehen. Damit werde es für Käufer mit niedrigen und durchschnittlichen Einkommen noch schwieriger, Eigentum zu bilden.

Von Klaus Staeubert