Nachts müssen Obdachlose fort aus der Freiburger Innenstadt. Sonst droht ihnen ein polizeilicher Platzverweis. Simone Lutz prognostiziert: Sie werden nur für einige Zeit verdrängt, bis sie irgendwann wiederkommen.
Obdachlose sind oftmals kranke, entwurzelte, verwirrte Menschen. Manche ertragen es nicht mal, in geschlossenen Räumen zu übernachten. Sie sind ein soziales Problem – und soziale Probleme löst man nicht mit polizeirechtlichen Maßnahmen. Wenn nun die Stadtverwaltung Obdachlose nachts per Verfügung aus der Innenstadt verbannt, wird der Erfolg dieser Maßnahme nicht von Dauer sein. Denn diese Menschen sind ja nicht weg – sie werden nur für einige Zeit aus der Innenstadt verdrängt, bis sie irgendwann wiederkommen. Das weiß auch die Stadtverwaltung.
Doch im vergangenen Jahr hatte sie nicht nur von Einzelhändlern mächtig 
Druck bekommen und versprochen, für eine saubere und sichere Innenstadt 
zu sorgen. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Obdachlosenaktion zu 
sehen sein. Dennoch ist das, was jetzt geschieht, unklug und 
kritikwürdig: Politisch, weil die Stadtverwaltung das im Gemeinderat 
hätte vorbereiten und diskutieren müssen, fachlich, weil die Träger der 
Wohnungslosenhilfe nicht informiert und eingebunden wurden. Es ist ein 
nerviges Problem, eines, das alle Großstädte kennen und für das es 
wahrscheinlich keine einfachen Lösungen gibt. Umso wichtiger für die 
Stadtverwaltung, jetzt nachzuarbeiten.
