„No Trouble“? DRK trennt sich von Claudia Luzar

„No Trouble“? DRK trennt sich von Claudia Luzar
Erstveröffentlicht: 
31.08.2015

Hamm - „No Trouble“ (englisch, kein Ärger) heißt ein Modellprojekt, mit dem Links-, Rechts- und religiös Radikalen der Ausstieg aus der Szene gelingen soll. Jetzt erhielt die Leiterin Dr. Claudia Luzar kurz vor Ende der Probezeit die Kündigung.

 

Erst im März war das Projekt mit hohen Erwartungen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) gestartet worden. 785 000 Euro stehen bis 2019 für das ehrgeizige Projekt bereit. Die Stadt Hamm hat davon 157 000 Euro bewilligt, der Rest stammt aus Bundesmitteln des Programms „Demokratie leben“. Zielgruppe sind junge Menschen aus Hamm „mit beginnender extremer Orientierung und Radikalisierung, die erstmalig straffällig wurden“.

 

Die ausgewiesene Extremismus-Expertin Dr. Claudia Luzar erschien der Stadtspitze sowie dem DRK als Träger des Projekts die richtige Wahl zu sein. Luzar hatte zuvor im Auftrag der Stadt Hamm ein umstrittenes Gutachten über Extremismus in Hamm verfasst (wir berichteten) und wechselte anschließend auf die DRK-Stelle.

 

Fast sechs Monate später stehen DRK, Stadt und auch die Expertin vor einem Scherbenhaufen. In knappen Worten teilte DRK-Vorsitzender Dieter Arrenberg auf WA-Anfrage mit, dass das „Arbeitsverhältnis mit Frau Dr. Claudia Luzar zum 30. September 2015 beendet wird.“ Zu den Gründen will sich Arrenberg nicht äußern. Es handele sich um eine Kündigung vor Abschluss der Probezeit.

 

Nach WA-Informationen ist das Vertrauensverhältnis zwischen DRK-Spitze und der Extremismus-Forscherin aber nachhaltig gestört. Insbesondere für die Dienstreisen zu Rechten-Demos oder zu Informantengesprächen in ganz Deutschland fehlte dem Arbeitgeber das Verständnis, war doch das Projekt aus Sicht des DRK lokal ausgerichtet und für Hammer Jugendliche gedacht. Auch die Zahl der Beratungsgespräche mit Ausstiegswilligen hatte das DRK vergeblich bei Luzar angefordert. Zudem scheiterte die Extremismus-Expertin nach WA-Informationen mit dem Versuch, einen NPD-Aussteiger als Mitarbeiter für „No Trouble“ zu installieren. Das DRK lehnte ab.

 

Dr. Claudia Luzar erfuhr nach eigener Aussage erst am Sonntag durch die WA-Anfrage von ihrer Kündigung. „Ich weiß von nichts. Bei mir ist nichts angekommen“, so Luzar, die sich ansonsten nicht weiter äußern wollte. DRK-Vorsitzender Arrenberg erklärte auf nochmalige Nachfrage, dass die Kündigung ordnungsgemäß zugestellt worden sei.

 

Das DRK will trotz des Rückschlags am Präventionsprojekt „No Trouble“ festhalten. Die Stelle der Projektleitung soll nun in Abstimmung mit der Stadt Hamm neu besetzt werden. Von dort hieß es zur Angelegenheit „Luzar“ lediglich: „ Das ist vorrangig Sache des DRK“, sagte Markus Breuer, persönlicher Referent von OB Thomas Hunsteger-Petermann.

 

Am Montag meldete sich via Facebook Prof. Dierk Borstel von der FH Dortmund zu Wort. Er habe die wissenschaftliche Begleitung des Projektes mit sofortiger Wirkung beendet. Als einen von mehreren Gründen gab er an, dass das DRK die Weitergabe privater Daten der Aussteiger verlangt habe. „Dies hätte diese Menschen in massive Gefahr gebracht.“